Dunkle Früchte und einen Hauch Schokolade riecht und schmeckt auch so mancher vinophiler Laie. Ein Profi aber findet in jedem Wein eine ganze Welt an Geschmäckern und Nuancen. Ein solcher Profi ist Gabriel Lucas. Der Mallorquiner ist 2021 bei dem jährlichen Wettbewerb des spanischen Sommelier-Verbands UAES zum besten Sommelier Spaniens gekürt worden. Lucas gibt Weinkurse in Palma und arbeitet für die Firma MartinS Brands, die Weine aus dem Ausland nach Spanien importiert.

Informatiker müssen Freunden und Bekannten bei allen Technikproblemen helfen. Ärzte müssen sich jede noch so kleine Verletzung ansehen. Werden Sie häufig nach Weintipps gefragt?

Ständig. (lacht)

Ist es manchmal nervig, der beste Sommelier Spaniens zu sein?

Nein, nervig nicht. Aber manchmal ist es wirklich witzig. Dann macht jemand aus dem Supermarkt einen Videoanruf und fragt, welchen Wein soll ich nehmen? Oder sagt dir, ich hab neulich einen leckeren Wein getrunken. Kennst du den? Es gibt Hunderttausende Weine, es wäre ein großer Zufall, wenn ich genau den einen Wein kenne. Aber es ist auch schön. Wenn ich jemanden kennenlerne, habe ich immer ein Gesprächsthema, Leute finden meinen Beruf interessant und fragen nach Tipps.

Da geht es unseren Lesern sicher nicht anders. Gibt es denn einen Wein, den Sie aktuell empfehlen?

Ich würde Weine von unserer Insel empfehlen. Es gibt viele Bodegas, die eine enorme Arbeit leisten und sich auf lokale Rebsorten konzentrieren. Zum Beispiel Ava Vi in Binissalem, aber auch viele andere. Ich könnte nicht nur eine aussuchen. Wer ein wenig neugierig ist und neuen Wein probieren will, dem würde ich empfehlen,in eine Weinhandlung zu gehen. Weinhändler machen einen großartigen Job.

Mallorcas Weinen hängt der Ruf nach, teuer und zu schwer zu sein. Wie schätzen Sie die lokalen Weine ein?

Mallorca hat lange vor allem ausländische Rebsorten wie Cabernet, Merlot und Syrah verwendet. In Mallorca angebaut, werden daraus Weine mit einem hohen Alkoholgehalt. Ein bisschen zu schwer. Aber das liegt daran, dass wir hier viel Sonne haben. Mein Vergleich geht immer so: Wenn ein Deutscher auf Mallorca zwei Stunden am Strand liegt, bekommt er einen Sonnenbrand. Ich dagegen als Mallorquiner verbrenne mich in der gleichen Zeit vielleicht nicht. Aktuell verwenden immer mehr Winzer hier die lokalen Rebsorten wie Gorgollassa, Prensal oder Giró. Ihre Weine haben einen geringeren Alkoholgehalt. Es sind leichte Weine, die frisch und für dieses heiße Klima viel angenehmer sind.

Also wird der Wein gerade besser?

Bei den mallorquinischen Weinen gibt es eine sehr gute Tendenz. Ich denke, man merkt es schon jetzt, aber es wird in den kommenden Jahren noch ersichtlicher werden.

Und wie sieht es mit dem Preis aus? Bleiben die Weine teuer?

Wir sind eine Insel. Wir müssen Glasflaschen importieren, wir müssen Kork importieren. Es ist hier wunderschön, weswegen sämtliche Flächen verwendet werden könnten, um ein grandioses Chalet für einen Ausländer zu bauen. Der Winzer muss entscheiden, dort kein Chalet, sondern einen Weinberg hinzustellen. Somit ist jeder Weinberg hier teurer als er beispielsweise in einem Dorf in Kastilien und León wäre. Das Paradies hat seinen Preis.

Schmeckt Ihnen eigentlich auch Wein aus Deutschland?

Ich liebe deutschen Wein. Riesling ist eine tolle Rebsorte, die auch in Spanien großen Anklang finden würde. Beim Import setze ich immer auf Riesling, weil er in seiner Art sehr dem Albariño ähnelt. Nicht unbedingt im Geschmack, aber er ist auch sehr frisch, hat eine Zitrusnote und eine großartige Qualität.

Sind Sie an dem Punkt, an dem Sie in Ihrer Freizeit keinen Wein mehr trinken wollen?

Nein. Bei Wein passiert das nicht. Da gibt es eher Phasen. Am Anfang genießt man vor allem die kommerziellen Weine, dann trinkt man eine spezifische Weinart wie Rot-, Weiß- oder Schaumwein. Später sucht man die berühmten Weine, um danach nur noch Produkte von dem kleinen Winzer zu trinken, der in einem Dorf die Weine seiner Großmutter anbaut. Und am Ende genießt man sogar die Supermarktweine. In allen Weinen, ob teuer oder billig, steckt wahnsinnig viel Arbeit. Die Pflege der Weinreben, die Arbeit der Winzer, die Anstrengung von Unternehmern. Schlechten Wein gibt es deswegen nicht. Du kannst sagen, dass dir ein Wein besser oder schlechter schmeckt. Aber nicht, dass er schlecht ist. Viele Menschen haben da ihre Arbeit reingesteckt.

Wein mit dem Sommelier entdecken

Wer mit Gabriel Lucas eine Weinprobe machen will, kann ihn über Instagram gabilucas_Somm per Privatnachricht kontaktieren.