Vor Jahren hat Fornalutx, das Bergdorf in der Tramuntana, den Wettbewerb „Schönstes Dorf Spaniens“ gewonnen, und bis heute hat der pittoreske Ort nichts an Attraktivität eingebüßt. Etliche Lokale buhlen um die vielen Gäste, doch vor allem lohnt sich der Weg in eine schmale Gasse, die auf den zentralen Platz führt. Denn dort befindet sich das Lokal Café Med, das eigentlich kein Café, sondern ein Restaurant ist und von dem gebürtigen und gut Deutsch sprechenden Ungarn Peter Tóth (Küche) und seiner Frau Milena Leis (Service) seit Dezember 2018 betrieben wird.

Tóth ging als 21-Jähriger nach Deutschland und kam 2003 nach Mallorca, wo er etwa in den Restaurants Ca’s Xorc, Es Passeig oder Agapanto gearbeitet hat. Das Café Med bot anfangs eine mehrfach im Jahr wechselnde Karte an, veränderte das Konzept in der Pandemie jedoch entscheidend zum Besseren. Es gibt keine feste Karte mehr, sondern eine Auswahl an Vor- und Hauptspeisen sowie Desserts, die alle drei bis vier Wochen wechseln. Tóth oder seine sehr charmante Ehefrau annoncieren die Gerichte am Tisch und erklären, was den Gast erwartet.

Täglich frische Bioware aus dem eigenen Garten

Tóth richtet sich nunmehr komplett nach den Jahreszeiten, denn er kann mittlerweile über ein riesiges Grundstück am Ortsrand verfügen, dass mit Hunderten von Orangen-, Bitterorangen-, Grapefruit-, Limetten-, Mandarinen-, Aprikosen-, Kaki-, Mandeln- und Olivenbäumen bestückt ist und wo er zudem einen umfangreichen Garten angelegt hat und auch für Mallorca ungewöhnlichere Sorten anpflanzt wie Pak Choi. Nahezu das ganze Gemüse und Obst, dass er in seiner Küche verwendet, stammt von dort. „Das ist unbezahlbar und garantiert mir täglich frische Bio-Ware“, sagt Tóth, der jeden Morgen um sieben Uhr für etwa zwei bis drei Stunden in seinem Garten alles hegt und pflegt und dann den Tagesbedarf erntet. Manchmal lädt er auch Stammgäste in den Garten ein.

Tóth nutzt darüber hinaus konsequent nur saisonal reife Ware und kauft so wenig wie möglich hinzu, erst recht keine exotischen importierten Produkte. Ausnahme: „Wenn ich schon alles verbraucht habe, geht’s auf den Markt – aber nur dann und nur, um saisonale Ware zu kaufen.“ Auch bei Fischen wie dem Wildfang aus mallorquinischen Gewässern, oder Fleisch – „mein Lammfleisch stammt ebenfalls aus unserem Dorf“ – bleibt er inselbewusst. Einzig das Rindfleisch kommt aus Galicien.

Mallorquinischer als die meisten Traditionsrestaurants

Und so kocht er, bezogen auf die Produkte, mallorquinischer als die meisten Traditionsrestaurants der Insel. „Ich koche, was ich will und was mir schmeckt, keiner redet mir rein“, sagt Tóth. Viele hätten ihn für verrückt gehalten, weil er keine der überall gängigen Gerichte anbietet. „Aber ich habe das Glück, dass ich damit offenbar den Geschmack meiner Gäste treffe, die mittlerweile auch von weit her kommen und Monate im Voraus reservieren“, sagt er. Tóth kocht äußerst kreativ – und er macht alles selbst, auch das Brot aus Johannisbrotmehl, dass zusammen mit Gemüsesticks und aufgeschlagener Butter, die mit Knoblauchblüten belegt ist, als einleitende Snacks serviert wird.

Und dann geht es los: Fantastisch sein Thunfisch-Tataki, dazu eine Avocado-Rolle mit konfierten Zwiebeln und Avocadocreme. Ein Gedicht seine gebratene Kaninchenleber mit Linsen-Hummus, warmem Linsensalat und essbarer Senfblütendeko. Sehr kreativ sein Duo vom Lauch, das ein Filet vom Abadejo-Fisch (dem Bacalao ähnlich) begleitet: Dafür röstet er zum einen Lauchstangen, als seien sie calçots – wie die gegrillten Frühlingszwiebeln genannt werden –, zieht die verbrannten äußeren Schichten ab und serviert den Lauch mit leicht geschmorten Lauch-Julienne-Streifen mit Salicornia und Orangenstückchen als Salat – eine Beilage, die auch ein vegetarisches Hauptgericht abgibt.

Bei den Saucen wird viel Orange verwendet

Und schließlich das zarte Lammfilet, 14 Stunden bei 50 Grad im Ofen, auf Pak-Choi-Gemüse mit Kartoffel-Sobrassada-Plätzchen. Bei den Saucen wird viel Orange verwendet – „ich habe immerhin 400 Bäume zur Verfügung, da wird man kreativ bis hin zum Orangenlikör“ – aber jede Sauce schmeckt anders und besonders. Getoppt wird alles noch durch die Weinauswahl, denn serviert werden ausschließlich mallorquinische, nicht ganz so bekannte Tropfen. Demnächst sogar sechs eigene Weine: vier Weiß-, ein Rosé- und ein Rotwein, alles aus autochthonen Trauben und in Zusammenarbeit mit der Bodega Armero Adrover.

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Das Lokal ist klein und übersichtlich. Es gibt 18 Innen- und 18 Außenplätze. Eine Reservierung ist unbedingt nötig, denn die Qualität des hübsch mit Zungenstoffkissen dekorierten Lokals hat sich längst herumgesprochen (Vorspeisen zum Teilen 15–17 Euro, Hauptspeisen 18–24 Euro).

Café Med, geöffnet Fr.–Mi. 13 bis 15 Uhr, 19 bis 22.30 Uhr, C/. de sa Plaça, 7, Fornalutx, Tel.: 971-63 09 00, cafemedmallorca.com