Manch einer sehnt den Tag herbei, an dem die Schonzeit für den raor (Schermesserfisch) endet. Andere finden den Hype um den hübschen Fisch, der zwischen 70 und 120 Euro pro Kilo kosten kann, übertrieben. Die Fangsaison der begehrten Delikatesse dauert von September bis zum 31. März. Für Berufsfischer lohnt sich der aufwendige Fang wirtschaftlich kaum, weshalb die Marktstände gewöhnlich keine Berge von raons bereithalten. Vor allem die Freizeitangler auf Mallorca begeistern sich dafür, den Tieren in dieser Zeit mit lebenden Krabben als Köder nachzustellen – unter strengen Auflagen: Nur 50 Exemplare pro Lizenz und Fang sowie maximal 300 Stück pro Boot sind gestattet.

Zu Beginn der neuen Fangsaison wurde diese Grenze mancherorts allerdings noch nicht ausgereizt. Laut mallorquinischen Tageszeitungen, die alljährlich über den ersten Tag der Fangsaison ausführlich berichten, war die Ausbeute von Fischern in Cala Bona, Cap Salines oder in Port d’Andratx eher mittelmäßig: zu viel Wind. Etwas mehr Glück hatten wohl die Angler in Portocolom. Zumindest die Größe der gefangenen Exemplare lieferte keinen Grund zur Klage.

Durchwachsene Fangsaison

Abgesehen vom Wind, der das Wasser aufwühlt und den Fischern die Arbeit erschwert, ist vor allem die hohe Temperatur des Meeres ein Aspekt, der sich ungünstig auswirkt. Bernadí Alba, Vorsitzender der Vereinigung verantwortungsbewusster Freizeitfischer, erklärte in einem Zeitungsbericht, dass die Fischart gewöhnlich in einer Tiefe von 10 bis 15 Metern geangelt werde. Ist das Meer zu warm, flüchten die Schermesserfische, die am Sandboden leben, in tiefere, kühlere Gewässer.

Bereits im vergangenen Jahr war die Fangsaison für den raor sehr durchwachsen. „Wenn man sich den Start so ansieht, verspricht es dieses Jahr nicht besser zu werden: Es gibt nicht viel“, sagt Fischhändler José Martín vom Stand Pes- cados Marilén im Mercat de l’Olivar auf Nachfrage der MZ.

Am Freitag, den 2. September, kamen die ersten mallorquinischen Exemplare überhaupt auf die Verkaufstheke in den Markthallen. „Aber es wurde nur eine einzige Kiste versteigert. Der Preis liegt gerade bei 80 bis 90 Euro pro Kilo“, so Martín. Auch importierter Schermesserfisch sei derzeit schwer zu bekommen – eine Entwicklung, die sich in den kommenden Wochen nicht grundsätzlich ändern dürfte. Wer den aromatischen Fisch schätzt, muss also ein wenig Glück haben – sowohl beim Angeln als auch beim Einkauf in der Fischhalle. Und abwarten, was die gerade erst begonnene Saison noch bringt.