Eier kommen in einer der vollkommensten "Verpackungen" daher, die die Natur auf Lager hat – und sie in die Pfanne zu hauen und zu braten ist wohl eine der simpelsten Methoden der Nahrungszubereitung, die es überhaupt gibt. Doch die Supermarkt-Kette Mercadona aus Valencia, die auch etliche Filialen auf Mallorca betreibt, will es ihren Kunden jetzt noch einfacher machen: Seit Neuestem findet man dort im Kühlregal zwei in Plastik eingeschweißte, vorgebratene Spiegeleier zum Preis von 1,80 Euro.

"Es ist ein innovatives Produkt im Einzelhandel", sagte das Unternehmen der MZ-Schwesterzeitung "El Periódico de España". "Wir versuchen, es in einigen Geschäften zu verkaufen, um zu sehen, ob es einen Mehrwert für die Kunden bringt, bevor wir entscheiden, ob wir es in der gesamten Kette anbieten." Natürlich dauerte es nicht lange, bis sich die Nachricht dieser "Neuheit" im Netz verbreitete.

Empörung auf Twitter

Grob lassen sich die Kommentare in zwei Lager unterteilen: Die einen betonen, wie unnachhaltig die Verpackung ist – und was für Nichtsnutze die Kunden von heute sind, die nicht einmal mehr dazu in der Lage sind, ein Spiegelei zuzubereiten.

Der Journalist Àngel Aguiló, der mit großem Erfolg auf Youtube und Twitter die Eigenheiten der Mallorquiner erklärt, steht eindeutig auf dieser Seite. Er machte investigativ den Selbsttest und bereitete die "Fertig-Eier" für 90 Cent pro Stück in der Mikrowelle zu und briet sich dazu auf die klassische Art und Weise ein Ei zum Preis von 20 Cent in der Pfanne. Für Letzteres brauchte er 2 Minuten. Das Tierwohl hatte er allerdings genauso wenig im Blick wie die Produzenten des verpackten Produkts, denn er griff nicht zu Freiland- oder gar Bio-Eiern.

Es gibt aber auch andere Stimmen, die meinen, das Produkt sei ein Fortschritt, weil es sich an Menschen mit Behinderung richten würde, die dadurch in der Lage wären, selbstständiger zu kochen. Das Argument mag logisch klingen, doch der von seinen Fertig-Eiern durch und durch überzeugte Erfinder, Javier Yzuel, sagte dazu in "El Periódico de España": "Für Menschen mit Behinderung? Nein. Ich könnte Ja sagen, aber das wäre eine Lüge. Für diesen Zweck haben wir das Produkt nie konzipiert. Wenn sich nun herausstellt, dass jemand davon profitiert, dann hat sich der ganze Aufwand gelohnt."

Eier waren ursprünglich für die Gastronomie gedacht

Als der Spanier, der aus Sariñena in der Provinz Huesca stammt, 2014 das erste Patent anmeldete, hätte er sich nicht träumen lassen, dass sein Ei einmal im Supermarktregal landen würde. Er entwickelte seine Idee "wegen der technischen Herausforderung", das Gesetz über Eier in der Gastronomie einzuhalten. Dieses schreibt vor, dass Spiegeleier in der Mitte auf mindestens 75 Grad erhitzt werden müssen. "Wenn Sie zu Hause eine Lebensmittelvergiftung bekommen, ist das Ihr Problem, aber das kann nicht für Restaurants und Supermärkte gelten", erklärte er.

Das Verfahren für die Zubereitung von gefrorenen oder gekühlten Spiegeleiern funktioniert so: Das Ei wird in einer mit Öl getränkten Form aufgeschlagen, für etwas mehr als zwei Minuten bei 232 bis 252 Grad in den Ofen gegeben und dann schnell heruntergekühlt. Nach dem Auftauen sei das Ergebnis "ein Spiegelei mit einer ähnlichen Textur wie ein frisches Spiegelei", so Yzuel.

2016 interessierte sich die Kette Burger King für die Methode und setzte einen Hamburger mit Spiegelei auf die Speisekarte. Trotz der Kooperation musste Yzuels Unternehmen "Innovation Foods" 2018 aus verschiedenen Gründen Insolvenz anmelden. 2020 kaufte das baskische Unternehmen Angulas Aguinaga das europäische Patent zusammen mit dem Kundenportfolio von Yzuel für insgesamt 1,2 Millionen Euro.

Erheblicher Plastikverbrauch

Die Verpackung der Eier im Supermarkt besteht aus einer doppelten Plastikschicht, denn bei Tests sei festgestellt worden, dass viele Kunden ihre Finger nicht vom Eigelb lassen können. "Dass mein Sohn das macht, ist normal, aber ältere Damen.... Sie stecken ihren Finger hinein, lassen den Dotter platzen, die Packung liegen und kaufen die dahinter", sagte Yzuel.

Das Thema Nachhaltigkeit scheint ihn nicht sonderlich umzutreiben: "Es stimmt, dass es einen erheblichen Verbrauch an Plastik bedeutet, aber die neuen biologisch abbaubaren Materialien sind dafür noch nicht zugelassen. Wir sollten geduldig sein."

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Was der Erfinder dabei nicht bedenkt, ist, dass sowohl biologisch abbaubare als auch biobasierte Kunststoffe nicht das Gelbe vom Ei sind. Das Umweltbundesamt erklärt den Unterschied und bewertet beide im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen als wenig sinnvolle Alternative – insbesondere, wenn es sich um Einwegverpackungen handelt: "Einwegprodukte sind kurzlebig und erzeugen – im Gegensatz zu wiederverwendbaren Produkten – unnötige Abfälle, egal ob biologisch abbaubar oder nicht. Landen biologisch abbaubare Einmalgegenstände in der Umwelt, dann hat das ähnlich negative Konsequenzen wie der Eintrag konventioneller Kunststoffe, da sich die Gegenstände auf Feld und Wiese üblicherweise kaum und nur sehr langsam abbauen", heißt es auf der Website.