Die Fangsaison für den auf Mallorca überaus begehrten Schermesserfisch (raor) steht vor der Tür. Der Startschuss fällt am Freitag, den 1. September. Dann fahren die Fischer mit ihren traditionellen Booten, den llaüts, aus, um die Inselspezalität in den Gewässern der Balearen zu angeln. Ihnen bleiben etwa zweieinhalb Monate Zeit, um diese kleinen Fische mit ihrem feinen weißen Fleisch zu fangen, dann machen die Herbststürme der Saison ein Ende.

Die Vorschriften sind dieselben wie in den Vorjahren, das heißt: Die Fangmenge ist auf 50 Exemplare pro Person und 300 pro Boot begrenzt, und der Fang der raons (wie sie im Plural heißen) ist zwischen dem 1. April und dem 31. August verboten.

Komplizierter Fang und strenge Auflagen

Jaume Garau, Sprecher der Freizeitfischer-Vereinigung "Stop Falsas Reservas Marinas", versichert, dass die Schermesserfische dank dieser Beschränkung inzwischen größer seien. Er hält die Schonzeit-Regelung für vernünftig, da normalerweise nur zwischen zehn und 15 Fische pro Boot gefangen werden. Auch betont er, dass die Freizeitfischer "die Vorschriften sehr gut verinnerlicht" hätten, sodass normalerweise keine Sanktionen im Zusammenhang mit raons verhängt werden. 

Die kleinen, rosa-orange-bläulich schimmernden Fische verstecken sich in den Sandbänken, was die Fischerei bei dieser Art relativ kompliziert macht. Garau erklärt, dass dabei manchmal auch versehentlich giftige Petermännchen gefangen werden, was gefährlich sein kann. Außerdem, so der Sprecher der Organisation, können sich in einigen Teilen der Insel, wie zum Beispiel am Cap de ses Salines, schon einmal 50 oder 60 Boote zusammendrängen und Konkurrenz beim Fischen machen.

Zudem wirke sich der Klimawandel auf die Meeresfauna und die Fangsaison aus. In einigen Fällen verzögere sich der Beginn der Saison aufgrund des Anstiegs der Wassertemperaturen, der sich direkt in der Aktivität der Fische niederschlägt. In den vergangenen zwei Jahren waren die Fangsaisons für mallorquinischen raor sehr durchwachsen.

Für Berufsfischer kaum lohnenswert

Domingo Bonnín, Präsident der balearischen Berufsfischer, verweist darauf, dass der raor für den kommerziellen Fischfang aufgrund der aufwendigen Fangmethode und der strengen Auflagen keine große Bedeutung habe und kaum rentabel sei. Vielmehr konzentriere sich die Berufsfischerei in dieser Jahreszeit auf den Fang der Goldmakrele (llampuga), deren Saison am 25. August beginnt, und den Fang der Langusten, deren Saison am 31. August endet.

Bonnín räumt jedoch ein, dass an bestimmten Orten wie vor Ibiza einige Boote quasi symbolisch auf die Suche nach Schermesserfischen gehen, damit die Tradition nicht verloren geht. Manche Fischer versuchen durchaus, die raons auf den Fischmarkt zu bringen, wo sie ihnen mitunter 60 Euro pro Kilogramm einbringen können. /bro

Frittiert schmeckt Raor am besten. Nele Bendgens

Ob die kostspielige Delikatesse ihren stolzen Preis wert ist, hat die MZ bereits einmal getestet:

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