Ob als Ben Bachmann bei der Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (2001–2003), als Moderator von „Deutschland sucht den Superstar – das Magazin“ (2003–2004) oder Gewinner und Dschungelkönig des Reality-Formats „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ (2011): Peer Kusmagk kennen die meisten wohl aus dem Fernsehen. Bis Ende August war er zudem mit eigener Sendung beim Radio-Sender Mallorca E1NS zu hören. Mittlerweile arbeitet der 47-Jährige hauptsächlich selbstständig als Life-Coach. Ende November veranstaltet er im Osten der Insel zum ersten Mal ein mehrtägiges Retreat.

Seine Frau Janni Kusmagk (32) ist auf Fuerteventura aufgewachsen, Profisurferin, Model, Motivationstrainerin und Bloggerin. Vor fast genau einem Jahr hat sich das Paar nach vielen Fernreisen mit seinen drei Kindern (1, 3, 5 Jahre) auf Mallorca eine Finca gemietet. Vieles haben sich die Kusmagks hier anders vorgestellt, erzählen sie beim Interview in einem Café für Veganer in Palma. Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit hinkt Mallorca für ihren Geschmack ziemlich hinterher.

Sie wollten mit dem Umzug auf die Insel am Meer ankommen, sind Sie das?

Peer Kusmagk: Auf unserer Finca in Santa María del Camí sind wir noch ein ganzes Stück weg vom Meer. So richtig am Meer angekommen sind wir daher noch nicht, dafür aber bei uns selbst und auf unserem Weg, ein bewussteres und nachhaltigeres Leben zu führen. Lange Zeit nur als Familie auf dem Land zu leben, hat viel mit uns gemacht – in Sachen Konsum, Ernährung und Gewohnheiten.

Sie haben auch zu spüren bekommen, wie heiß es hier im Sommer (ohne Klimaanlage) wochenlang sein kann, und dass auch das Wasser knapp werden kann. Hat Sie das erschreckt?

Peer Kusmagk: Die Sommermonate haben den Klimawandel für mich zum ersten Mal mit einem konkreten Gefühl verbunden. Wir haben die Erderwärmung am eigenen Leib gespürt. Das hat uns sehr zum Nachdenken darüber gebracht, ob Mallorca langfristig der richtige Ort für uns ist. Kann man hier in 20 Jahren, wenn die Kinder groß sind, überhaupt noch leben? Wenn es mehrere Monate lang über 40 Grad hat, ist zumindest ein einfaches Leben auf dem Land ohne Klimaanlage kaum möglich. Und unternehmen kann man so auch nicht wirklich etwas. Wenn in ganzen Landesteilen im Sommer zudem verboten wird, die Pools neu zu befüllen, weiß man plötzlich auch, was Wasserknappheit bedeutet. Es sind alles Themen, von denen man schon oft gehört hat. Man lernt aber ja nur etwas, wenn man sie auch mit einer emotionalen Erfahrung verbindet.

Janni Kusmagk: Wir haben uns so zum Beispiel damit beschäftigt, ob es auf der Insel Wasserquellen gibt. Seitdem fahren wir einmal pro Woche zu einer und holen dort Wasser. Mittlerweile ist es schon ein Ritual für unsere Familie.

Klingt so, als habe Sie Mallorca in Sachen Nachhaltigkeit enttäuscht?

Peer Kusmagk: In Deutschland kommt immer an, dass sich die Insel in eine andere Richtung verändern will, etwa den Massentourismus ein Stück weit reduzieren will, um nachhaltiger zu werden. Am Ende geht es aber nicht um Ankündigungen, sondern Taten. Und in dem Bereich wurde gefühlt eher wenig umgesetzt. Auch dafür dass die Mittelmeer-Region eine der von der Erderwärmung am stärksten betroffenen Gebiete ist, erlebe ich hier wenig Aktivismus, Stichwort autofreie Innenstadt, erneuerbare Energien usw.

Janni Kusmagk: Wir müssen schauen, in welche Richtung Mallorca langfristig gehen will, und ob wir uns damit wohlfühlen.

Janni Kusmagk ist Profisurferin. | F.: AB-HEUTE-HAPPY.DE

Hat sich das Jahr auf Mallorca für Sie bisher trotzdem gelohnt?

Peer Kusmagk: Auf jeden Fall. Unterm Strich haben wir durchweg positive Erfahrungen gemacht, viele neue Menschen kennengelernt und sind uns auch als Paar noch einmal neu begegnet und miteinander gewachsen.

Janni Kusmagk: Es war sehr reifend. Wir sind als ganz andere Menschen hierhergekommen, die teils sehr naiv an Sachen herangegangen sind. Vor drei Jahren waren wir zum ersten Mal auf der Insel. Bevor wir hier längere Zeit verbracht haben, haben wir uns auch Immobilien in Peguera angeschaut. Unser ursprünglicher Plan war, ein kleines, nachhaltiges Bio-Bistro am Strand aufzumachen. Im Nachhinein wissen wir, das Peguera hierfür nicht die richtige Ecke ist, und der Plan, Gastronomie mit drei Kleinkindern zu betreiben, schwer umzusetzen gewesen wäre. Wir waren aber eben noch am Anfang unserer Entdeckungsreise.

Peer Kusmagk: Für uns braucht es ein bisschen mehr Raum. Dort, wo wir uns in den vergangenen Monaten am meisten aufgehalten haben, etwa Colònia de Sant Pere oder Son Serra de Marina, gibt es ihn. Dort trifft man auch auf ganz andere Menschen.

Mallorca sei zu oberflächlich, sagten Sie einmal auf Instagram, Janni. Was meinen Sie damit?

Janni Kusmagk: Von unserem Wohnort aus sieht man, wie im Sommer im 30-Sekunden-Takt Flugzeuge landen. Auch am Flughafen bekommt man die hohe Fluktuation von Menschen mit, die kommen und gehen. Und dann gibt es ja noch die Kreuzfahrtschiffe, die hier permanent anlegen. Man bekommt schnell das Gefühl, dass alle die Natur ausnutzen wollen, die Sonne und das Meer zwar toll finden – die wenigsten sich aber Gedanken darüber machen, sie auch zu schützen.

Peer Kusmagk: Es war natürlich auch ein besonderes Jahr, in dem die Chance da gewesen wäre, nach der Erfahrung der Pandemie und der Enthaltsamkeit, die man gelebt hat, eher zu Hause zu bleiben, weniger zu reisen, regional zu denken. Doch auf einmal ist eine Art Knoten geplatzt und alle hatten Nachholbedarf, an Sachen, die sie vorher nicht hatten. Da hat man gemerkt, wie konsumgesteuert unsere Generation doch ist.

Janni und Peer Kusmagk mit Merlin, einem ihrer drei Kinder. Nele Bendgens

Wie würden Sie Ihren Lebensstil beschreiben?

Peer Kusmagk: Wir leben hier sehr entschleunigt. Es tut gut, die Erfahrung zu machen, dass es mit deutlich weniger Stress und Druck auch funktioniert. Das hat viel mit Mallorca als Ort zu tun, aber auch mit dem Leben in der Natur. Und für unsere Kinder ist die Insel wie ein eigener Kontinent. Man findet hier alles, was man normalerweise auf einem ganzen Kontinent hat: Gebirge, Quellen, Wälder in der Tramuntana, einsame Strände an der Ostküste, aber auch die Urbanität von Palma. Die Insel ist für Kinder in dem Alter ein wahnsinnig bereichernder Lernort.

Sie hatten einmal erwähnt, dass Sie sie bis zum Schuleintritt nicht in feste Strukturen, etwa Kitas, geben wollen. Wie setzen Sie das in Ihrem Alltag hier um?

Janni Kusmagk: Wir haben uns regelmäßig mit verschiedenen, privat organisierten Lerngruppen getroffen.

Peer Kusmagk: Das gibt den Kindern einerseits Struktur, andererseits haben sie so auch soziale Kontakte, die für sie trotzdem wichtig sind, auch ohne klassische Strukturen zu haben.

Janni Kusmagk: So konnten auch wir uns mit anderen Eltern darüber austauschen, welche Modelle freien Lernens oder alternativen Schulmodelle es gibt. Man ist als Eltern auch manchmal verunsichert, ob der eigene der richtige Weg ist. Die Treffen haben uns aber darin bestärkt.

Peer Kusmagk: Alles, was wir heute durch belegbare Studien übers Lernen wissen, spricht gegen diese hierarchische Struktur. Lernen funktioniert nicht, wenn einer vorne steht, und alle anderen da sitzen und gehorchen. Wie gesagt: Nur wenn du eine Erfahrung mit einer Emotion koppelst, speicherst du das Gelernte im Gehirn ab und merkst es dir langfristig. Emil-Ocean ist zum Glück erst in zwei Jahren schulpflichtig. Die Zeit davor wollten wir nutzen, um am Ende nicht einfach die erstbeste Möglichkeit wählen zu müssen, nach dem Motto „Schnell anmelden, bevor die Plätze weg sind!“.

Wie meistern Sie den Alltag mit drei Kindern?

Janni Kusmagk: Natürlich ist es auch anstrengend, Kinder ein paar Jahre lang kitafrei zu begleiten. Die ersten sechs Monate waren wir alleine mit ihnen, seit dem Sommer hatten wir Au-pairs, insgesamt zwei, die bei uns wohnen. Das ist eine große Entlastung, da ich nebenbei auch noch meine Social-Media-Jobs habe. Die Au-pairs bringen sich ab 10 Uhr ein. Dann gehen Peer oder ich zum Arbeiten in ein Büro, das wir in Binissalem angemietet haben. Nachmittags machen wir oft Ausflüge.

Sind Sie aktuell noch auf der Suche nach einer neuen Bleibe?

Peer Kusmagk: Wir wollen eine Weile wirklich ans Meer ziehen – vielleicht nach Son Serra de Marina. Es ist der Lieblingsort der ganzen Familie, weil dort alles zusammenkommt, was wir brauchen: Dünen, Strand, Gebirgskette. Für uns ist Luxus, naturverbunden leben zu können. Wenn wir hier ein Haus mit Garten finden, wäre das toll. Aber auch Portugal könnten wir uns vorstellen.

Können Sie, Janni, dort überhaupt gut surfen und haben Sie Zeit dafür?

Janni Kusmagk: Da gibt es mehr Wellen, als ich gedacht hätte. Momentan leben wir aber einfach zu weit weg. Sogar die Kinder waren hier, auf kleinen Wellen, mehr surfen als ich.

Fasten, Alltag vergessen, Morgenroutine entwickeln:

Vom 26.11. bis 3.12. organisieren Peer Kusmagk und Fasten-Coach Carina Teutenberg ein Body-Mind-Retreat im Robinson Club in Cala Serena. In der kompakten Seminarwoche geht es darum, wie die Teilnehmer wieder mehr Leichtigkeit in ihr Leben bringen können, und es schaffen, ihre Ziele und Träume umzusetzen. Achtsamkeit, Dankbarkeit und Selbstbewusstsein sind zentrale Themen. Preis: 1.350 Euro, Buchungsanfragen bitte per E-Mail an carina@sunnyside-fasten.de. Informationen: sunnyside-fasten.de/sunny-happy