Der Weg ist bis zum Horizont von Mandelbäumen gesäumt, die gerade ihre Blüten öffnen. Die Felder liegen linker Hand, rechts erhebt sich der Klosterberg Randa und die Ermita von Bonany. Wir befinden uns in der Ebene von Vilafranca auf Mallorca, auf dem Landgut Son Pou de sa Majoran, das dem Ehepaar Maria Antònia Grimalt und Miquel Riera gehört.

Die ersten Pflanzungen mit spät blühenden Hochertragssorten haben sie vor fünf Jahren angelegt, heute wachsen hier auf insgesamt 50 Hektar neue Mandelbaum-Sorten (Prunus dulcis bot., almendro span., ametler kat.). Wie die Insekten mit diesen Bäumen zurechtkommen und wie die Bäume mit den Insekten, wird auf Son Pou dieser Tage mit einer Studie ermittelt.

Die Plantage

Die traditionellen Mandelplantagen auf der Insel leiden nicht nur an der Überalterung der Bäume und der Xylella-Bakterie, sondern auch unter dem Mangel an Niederschlägen. Die frühe Blüte im Januar und Februar führte zudem häufig zu Ernteschäden: Frost und Schnee im Januar und Februar gefährden die zarten Blüten, und den Bienen ist es um diese Zeit für einen Ausflug zu kalt. Erst die Sorten mit später Blüte machen den Mandelanbau in der Ebene Mallorcas möglich.

„Unsere Finca galt bisher für Mandelbäume als ungeeignet“, berichtet Miquel Riera. In den Wintermonaten wäre es häufig zu Frösten gekommen, deshalb habe man sich auf Getreide und Gemüse konzentriert. Die Mandelplantagen überließen die Landwirte im sogenannten Pla deswegen dem Landkreis Raiguer am Fuß der Serra de Tramuntana.

Das ändert sich nun. Auf dem 17 Hektar großen Feld direkt beim Haus zeigen sich noch keine Blüten. Umso mehr bei den eingangs erwähnten Plantagen, hier wurden auf 33 Hektar die Sorten Marinada mit längliche Früchten sowie Marta mit herzförmigen Mandeln gepflanzt. „Wir behandeln sie wie Obstbäume“, sagt Miquel Riera. Zwischen den almendros ist Platz für die Durchfahrt von Traktoren und Erntemaschinen. „Die Bewässerung wird computergesteuert nach Witterung dosiert“, sagt Luis Sansó, der hier viel mit dem Traktor unterwegs und für den Schnitt verantwortlich ist.

Der Biologe

Weil Pflanzen in Hochleistungsplantagen auf Pflanzenschutzmitteln angewiesen sind, stellt sich die Frage, wie verträglich diese für wilde und domestizierte Insekten sind. Antworten soll die Studie geben, die kürzlich auf den blühenden Feldern begann.

Für sie steht Augustín Saez jetzt unter einem weiß blühenden Mandelbaum. Er hat in der einen Hand einen Pinsel und in der anderen einen Becher mit gelben Samenfäden inklusive Pollen. Vorsichtig trägt er diese auf die Narben der Blüten auf. Der argentinische Biologe erforscht im Auftrag seiner Regierung, der Balearen-Regierung und des Instituto Mediterráneo de Estudios Avanzados (Imedea) in Esporles die Methoden für die Bestäubung der modernen Mandelplantagen. Er wird die Fruchtbildung der mit dem Pinsel bestäubten Blüten bis zum Herbst beobachten.

Saez erklärt, dass die spät blühenden Mandelbäume als „Selbstbestäuber“ gehandelt werden. Weil das, so wie es klingt, nur bedingt stimmt, erinnert er an die traditionellen Plantagen mit Frühblühern. Dort werden in einer Reihe immer verschieden Sorten gepflanzt. Den Betrachtern fiele das nur dann auf, wenn inmitten von Bäumen mit weißen Blüten ein Baum seine rosafarbenen Blüten öffnet. Die Sortenvielfalt ist bei den alten Plantagen wichtig, weil es nur dann zur Fruchtbildung kommen kann, wenn bei der Bestäubung zumindest zwei Sorten mit im Spiel sind.

Selbstbestäubung heißt also, dass die Blüten mit den Pollen ihrer eigenen Sorte befruchtet werden können. Inwieweit dies auch ohne Insekten möglich ist, soll ein weiterer Feldversuch auf den Feldern der Cooperativa Agricola in Consell klären. Dort hat Saez die Kronen von 24 almendros mit Netzen zugebunden. Im Herbst wird sich herausstellen, ob die Befruchtung durch den Wind erfolgreich war.

Die Imker

In Zeiten, in denen auf jedem Hof ein paar Bienenstöcke standen, war die Bestäubung der Mandelblüte kein Problem. Heute gibt es weniger Bienen auf der Insel, die Plantagen dagegen sind größer geworden. Auch das ist ein Problem, das sich auf den neuen Pflanzungen stellt. In Son Pou wird es nun dadurch gelöst, dass die beiden Imker Maria Magdalena Oliver und Iban Balanques ihre eigentlich anderswo stehenden Bienenstöcke Mitte Februar zu den Mandelfeldern schafften. Die Behandlung der Bäume gegen Schaderreger war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen.

Für Maria Magdalena Oliver und Iban Balanques könnte es lukrativ sein, ihre Bienen auch künftig „auszuleihen“. Imker haben mit fehlenden Niederschlägen, der Varroamilbe und der unkontrollierten Pestizidvergabe zu kämpfen, die Honiggewinnung ist wenig rentabel. Dass die einheimische Schwarze Biene (Apis mellifera ibérica zool., abeja negra span., beia negra kat.) Mandelblüten verträgt, ist bekannt. Noch ungeklärt ist dagegen, wie sie auf die Blütenmenge der riesigen Plantagen reagieren wird. Auch das soll die Studie klären.

„Die Mandelblüten bieten zu wenig Nektar für Honigvorräte“, erklärt Iban Balanques, „waren aber stets die erste Nahrung nach dem Inselwinter.“ Mit den proteinhaltigen Pollen zögen die Bienen ihren Nachwuchs auf. Wenn dann im Mai die Blüte der Wildpflanzen explodiere, stünden die Bienen gut im Futter und könnten Honigvorräte anlegen. Die beiden Imker wollen ihre ausgeliehenen Bienenstöcke bis Mitte April auf Son Pou belassen.

Hummeln für eine Saison

Die Bienen sind nicht allein in den blühenden Bäumen unterwegs. Außer wild lebenden Insekten, wie etwa Schmetterlingen, sind auch noch Hummeln (Bombus terrestris zool., abejorro span., borinot kat.) mit von der Partie. Für die Studie in Son Pou hat das Landwirtschaftsministerium mehrere Völker mitsamt Behausung zur Verfügung gestellt.

In einem der weißen Kartons leben 300 borinots nebst Königin. Die Hummeln fliegen eher planlos und unkoordiniert umher, doch sie sind schon bei niedrigen Temperaturen am Start. Saez vermutet, dass sie die Bienenvölker zu mehr Aktivität stimulieren. „Die Bienen sind dann aber besser organisiert“, sagt der Argentinier. Die Kundschafterinnen zeigen den Weg, die Arbeitsbienen folgen ihnen.

Die Ernte

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Allerdings kann es in puncto Frost auch bei den späten Blühern noch zu bösen Überraschungen kommen. Im Jahr 2020 waren es in Son Pou bei der ersten Ernte 26 Tonnen Mandeln. Im Folgejahr kam es dann Anfang April zu Frost. „Die winzigen Fruchtansätze sind alle abgefallen“, berichtet Mitbesitzerin Maria Antònia Grimalt. Die mit 100 Tonnen veranschlagte Ernte war verloren. Für diesen Herbst erwarten die Besitzer von Son Pou 160 bis 200 Tonnen.

Wenn alles gut geht, werden die diesjährigen Mandeln dann an die Kooperative in Consell geliefert und dort mit der Herkunftsbezeichnung IGP Ametlla de Mallorca verkauft. Augustin Saez wird nach Hause fahren, um die Daten auszuwerten, und die Imker werden Klarheit haben, wie die gigantische Mandelblüten-Einheitskost ihren Bienenvölkern bekommen ist.