Anfang Februar erreichte uns eine begeisterte Zuschrift: Sigrid Scheiter schwärmte von einem Workshop bei der Glaskünstlerin Connie Mildner auf der Finca Son Barrina zwischen Llubí und Inca. Die MZ-Leserin wollte die Kunde von ihrer Lieblingswerkstatt verbreiten, da kaum jemand von deren Existenz wüsste. „Ich glaube, das ist mein Hauptproblem“, stimmt Mildner denn auch mit einem Seufzen am Telefon zu. Die Kanadierin, die letzten Sommer ihre Glass & Art Gallery eröffnete und begann, gelegentlich Glasverschmelzungskurse anzubieten, tut sich schwer mit der Selbstvermarktung: Die rudimentäre Website ist nicht auf dem neuesten Stand, die zuverlässigsten Infos findet man auf Facebook.

An dieser Stelle kommt Lisa Heschel ins Spiel. Die 31-jährige Aachenerin, die zuletzt in Berlin lebte und dann mit ihrer Familie nach Mallorca übersiedelte, hat eine passende Geschäftsidee namens „dada-days“ entwickelt. Die Website bündelt ein vielfältiges Kursangebot – von Keramiktöpfern über Buchbinden, Kalligrafie und Schmuckherstellung bis zur japanischen Zierpflanzen-Technik Kokedama – und bringt so lokale Künstler und kreativ veranlagte Urlauber oder Insel-Residenten zueinander. „Die Mallorquiner wissen ja schon, wo sie hinmüssen. Aber es gab bis jetzt noch keine Plattform für Touristen, die keine lange und aufwendige Recherche betreiben wollen“, sagt Heschel.

Derzeit im Portfolio: Collagen mit Beatriz Tomás. dada-days

Kursangebot auf Englisch und Spanisch

Die Gründerin selbst hatte diese Zeit und Muße während ihrer Elternzeit, die sie auf Mallorca verbrachte. Ihre Suche nach einem Töpferkurs gestaltete sich schwierig, und viele Workshops waren auf Mallorquinisch. Die Keramiklehrerin, der sie heute noch die Treue hält, fand sie schließlich auf Instagram. Nun kreiert Heschel auf ihrer Plattform mit Interviews und Fotos in Blogger-Ästhetik verspielte Online-Portfolios von Künstlern und entwirft mit ihnen ein Kursangebot – derzeit vorrangig auf Englisch oder Spanisch. Der Name „dada-days“ setzt sich zusammen aus den Dadaisten, die starre Strukturen aufbrechen und ihrer kindlichen Neugier frönen wollten, und „days“ von holidays, weil der Fokus auf Reisenden liegt, die nach Inspiration suchen.

„Gerade im Deutschen klingt „Kreativkurs“ nicht so sexy“, sagt Heschel. „Gleichzeitig höre ich aber aus meiner Berlin-Bubble, dass jeder gerade Töpferkurse macht.“ An ihrem eigenen Instagram-Auftritt sieht man, dass sie eher eine jüngere Zielgruppe ansprechen möchte, aber grundsätzlich verortet sie die „Szene“ von Interessierten zwischen Mitte 20 und Mitte 60. Das Angebot richte sich an die wachsende Fangemeinde des langsamen Reisens, bei dem man das Leben der Einheimischen intensiver kennenlernt.

Heschel ist auf dem Gebiet gewissermaßen Profi: Sie studierte BWL, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und schrieb ihre Masterarbeit über den Trend der Achtsamkeit und die Renaissance des Handwerks. „Menschen mit Bürojobs sitzen viel und berühren dabei nur die Tastatur. Aber das Bedürfnis ist da, mal wieder eigenes Brot zu backen oder eben herauszufinden, wie man eine Tasse herstellt“, sagt sie. Es brauche solche „Oasen“, wo man in etwas eintauche und sich nur auf den Moment konzentriere.

Doch ist ein „authentisches Erlebnis“, wie es Heschel vorschwebt, möglich, wenn man mit dem Mallorquinisch einen wesentlichen Teil der Inselkultur ausklammert? Die Gründerin sagt, sie strebe einen Austausch an, der über das bloße Erlernen der kreativen Technik hinausgeht, und Sprache helfe dabei natürlich. Statt „Touristen auf der einen Seite, Mallorquiner auf der anderen“ wünsche sie sich Respekt und Interesse aneinander. „Und sobald man einen Kittel überzieht, sich dreckig macht, Sachen nicht klappen und man miteinander lacht, entsteht Nähe.“

Töpfern mit Irene Forteza. dada-days

Workshops in inspirierender Atmosphäre

Im März fanden die ersten „dada-days“-Workshops statt. „Ich habe jeden Kurs einmal selbst mitgemacht, um die Qualität sicherzustellen“, sagt Heschel. Die Künstler legen den Kurspreis fest, danach setzt sie für jede Buchung eine Kommission für Marketing und Plattform obendrauf. Sie freut sich über weitere Bewerbungen: „Mir ist sehr wichtig, dass die Künstler aufgeschlossen und freundlich sind. Entscheidend ist nicht, dass sie ihr Handwerk professionell gelernt haben, sondern dass sie ihr Wissen teilen wollen und uns in ihre Welt mitnehmen“, erklärt die Gründerin.

Ein eigenes Atelier sei von Vorteil, aber auch Kurse unter freiem Himmel oder Kooperationen mit Hotels oder Fincas sind möglich. „Die Hauptsache ist eine inspirierende Atmosphäre. Die Leute sind ja im Urlaub und wollen nicht in einem Bürogebäude sitzen.“

Glaskünstlerin Connie Mildner wäre mit ihrer Manufaktur womöglich eine passende Kandidatin. Beim zweiten Telefonat am Folgetag berichtet sie, dass Lisa Heschel sie gern treffen würde, und ist gespannt auf den Kontakt. Einen Tag nach Redaktionsschluss für die Print-Ausgabe (30.3.) steht fest: Es ist tatsächlich ein „Match“ daraus geworden: Die beiden möchten in Zukunft zusammenarbeiten. "Connies Werkstatt ist richtig inspirierend!", schwärmt Heschel.

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Weitere Infos: dada-days.com, Instagram, Kontakt zur Keramikkünstlerin Connie Mildner: facebook.com/sonbarrinagallery