Die Stadtverwaltung von Palma hat den Erwerb der leerstehenden Ladenlokale unter der Plaça Major in die Wege geleitet. Man wolle in dem Bereich ein Besucherzentrum einrichten, das Einheimischen wie Mallorca-Urlaubern die Geschichte der Stadt sowie die Figur des Geistlichen und Philosophen Ramon Llull näher bringe. Man prüfe darüber hinaus, den früheren Eisenbahntunnel, der von hier bis zum Hafen führte, für Passanten zu öffnen, erklärte Óscar Fidalgo, Baudezernent von Palma, bei einer Pressekonferenz am Dienstag (12.12.).
Ein erster Schritt für die ehrgeizigen Pläne wird demnach eine Änderung des städtischen Flächennutzungsplans sein. Der Bauausschuss beschloss in seiner Sitzung am Dienstag, dass die Räumlichkeiten unter der Plaça Major für soziokulturelle Zwecke genutzt werden können. Man werde mit den Eigentümern der Lokale verhandeln, im Notfall diese enteignen, so Fidalgo.
Das Einkaufszentrum direkt unter dem Platz hatte in den vergangenen Jahren einen schleichenden Niedergang erlebt, zuletzt waren nur noch wenige Geschäfte geöffnet gewesen. Die Pläne für ein Besucherzentrum hatte Bürgermeister Jaime Martínez in einem Interview mit der MZ im vergangenen August angekündigt.
Umgestaltung der Plaça Major
Geplant sei eine Umgestaltung sowohl der Zugänge zum Tiefgeschoss als auch der Plaça Major selbst, heißt es nun. Der zentrale Platz, der abends und nachts nur wenig besucht ist, soll wieder begrünt werden. Das Konzept werde man im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung erarbeiten. Die Tiefgarage in den drei Geschossen darunter soll erhalten bleiben.
Fidalgo bezeichnete das Vorhaben als "Leuchtturm-Projekt" von höchster Priorität, das eine "städtebauliche Leiche" wiederbeleben und auf die Umgebung ausstrahlen solle.
Der Eisenbahntunnel
Inwieweit der Eisenbahntunnel zugänglich wird, muss noch geprüft werden. Durch den Tunnel fuhren einst Frachtzüge vom Parc de la Mar bis unterhalb der Plaça Major. Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 bis 1939) diente der Tunnel auch als Luftschutzbunker für die Bevölkerung, die sich hier vor den Angriffen des republikanischen Lagers in Sicherheit brachte. Sobald ein Alarm ertönte, stoppten die Züge, damit die Anwohner über eigens angelegte seitliche Zugänge den Tunnel aufsuchen konnten. Der Bunker hatte eine Kapazität für rund 30.000 Menschen.
Mit Kriegsende wurden die seitlichen Zugänge wieder zugemauert, die Eisenbahnlinie dann 1965 wie so viele Strecken auf Mallorca in jener Zeit außer Betrieb genommen, der Tunnel versiegelt. Auch die Einfahrt am Parc de la Mar ist heute zugemauert, ihre Umrisse sind aber im Mauerwerk zu erkennen. Zwar ist der Tunnel weitgehend instand geblieben, allerdings wurden durch den Bau von Tiefgaragen Teile des Bauwerks in Mitleidenschaft gezogen.
