Der Flughafen ist für einen britischen Residenten in Port d’Andratx offenbar zu weit weg. Wie aus einem Projektentwurf hervorgeht, der im spanischen Amtsblatt veröffentlicht wurde, will der Engländer sich einen eigenen Hubschrauber-Landeplatz auf das Grundstück bauen. Dafür bedarf es jedoch der Genehmigung der Behörden. Genauer gesagt ist es das spanische Umweltministerium in Madrid, welches das letzte Wort hat. Um die Entscheidung zu fällen, hat es Berichte bei 23 Stellen angefordert. Darunter sind der Inselrat, das Rathaus von Andratx, aber auch spanienweite Institutionen wie WWF España und SEO Birdlife.

Die Pläne erschienen bereits im vergangenen Mai im Amtsblatt. Die mallorquinische Zeitung „Ultima Hora“ berichtete zuerst darüber. Das Projekt trägt den Arbeitstitel Helipuerto de Sa Muntanya. Die betreffende Finca liegt gut einen Kilometer vom Hafen von Port d’Andratx entfernt, Richtung Sant Elm. „Der Eigentümer will den Hubschrauberlandeplatz privat nutzen“, erklärt Stewart Jones. Der Fluglehrer und Eigentümer der Flugschule The Aviation Centre am Flughafen Son Bonet unterrichtet den Engländer am Steuer des Hubschraubers. Der Schüler selbst wollte auf MZ-Anfrage noch nichts zu dem Projekt sagen.

Die Finca umfasst laut Amtsblatt eine Fläche von 82.820 Quadratmetern. Das entspricht mehr als elf Fußballfeldern. Der Landeplatz soll 38 Meter westlich des Haupthauses auf einem drei Meter hohen Podest errichtet werden. Angeflogen würde er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde nur tagsüber, weshalb keine Beleuchtung notwendig ist. Der Eigentümer plant laut dem Projektbericht, höchstens 40 Mal im Jahr zu landen. Pro Monat werde außerdem die Anzahl von 15 Landungen nicht überschritten.

Dass der Eigentümer die Erlaubnis für den Bau des Landeplatzes erhält, erscheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich. Für das Gebiet gelten strenge Auflagen zur weiteren Bebauung. Hinzu kommen noch andere Auflagen, da die Finca in einem Gebiet mit erhöhter Erosions- und Waldbrandgefahr liegt. Das Bauamt des Inselrats sowie das balearische Umweltministerium werden bereits im Amtsblatt damit zitiert, dass der Bau eines Hubschrauberlandeplatzes nicht gerechtfertigt sei, da es statt einem öffentlichen Interesse nur ein privates Interesse am Bauvorhaben gebe.

Nun stellt sich die Frage, ob der Engländer überhaupt die Erlaubnis aus Madrid braucht, um mit seinem Hubschrauber auf seinem Privatboden landen zu dürfen. Ein Hubschrauber sei kein Flugzeug, stellt Fluglehrer Jones klar: „Eine Landebahn ist nicht nötig. Ob Asphalt oder Erdboden ist auch ziemlich egal.“

Einen Helipuerto, also einen offiziellen Hubschrauberlandeplatz, hat Mallorca nicht. „Wir können auf allen Flughäfen landen“, sagt Jones. Am meisten genutzt für die Hubschrauber wird der Kleinflughafen Son Bonet in Marratxí, hier haben neben privaten Flugschulen auch Löschhubschrauber und -flugzeuge ihre Basis. Auf dem Flughafen Son Sant Joan dagegen sind die Hubschrauber der Guardia Civil stationiert. „Dort dürfen wir im Sommer in der Regel nicht landen, da der Luftraum von den Urlaubsfliegern belegt ist.“ Landen ist zudem auf den Flughäfen von Ultraleichtflugzeugen möglich. „Die gibt es zum Beispiel in Villafranca oder Binissalem.“

Und auch auf einem freien Feld ist die Landung prinzipiell möglich. „Wenn sich der Besitzer einverstanden erklärt, ist das kein Problem. Allerdings geben die Behörden für ein Feld nur drei Mal im Monat die Erlaubnis, um die Nachbarn nicht übermäßig zu stören. Wobei das nicht immer so streng kontrolliert wird“, so Jones.

Offenbar war das Limit von drei Anflügen im Monat dem Engländer nicht ausreichend. Dabei hätte er bei seiner selbst gesteckten Höchstgrenze von 40 Landungen pro Jahr im Fall einer Genehmigung ohnehin gerade mal 4 Landungen mehr, als wenn er sich mit den 3 Landungen pro Monat begnügen würde. Jones: „Er will halt alles legal machen.“

Mit dem Hubschrauber eine Runde drehen

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