Was macht denn da ein Immobilienbüro im Markt von Pere Garau auf Mallorca?

Wo vorher Wirsing und Tomaten verkauft wurde, hat sich jetzt eine Niederlassung der Firma Illeshouse breitgemacht. Die Anwohner sind in heller Aufregung

Die Immobilienagentur im Markt von Pere Garau.

Die Immobilienagentur im Markt von Pere Garau. / Manu Mielniezuk

Irene R. Aguado

Schon wieder ein neues Maklerbüro auf Mallorca? Das allein wäre längst keine Nachricht mehr. Im aktuellen Fall ist es vor allem der Standort – die traditionell von Obst- und Gemüseständen geprägte Markthalle von Pere Garau im Osten von Palma. Viele Marktbesucher staunten in den vergangenen Tagen Bauklötze, als sie gegenüber eines Standes für Fertiggerichte ein verglastes Lokal der Firma Illeshouse gewahr wurden.

Stand Nummer 52 verkauft seit Neuestem nicht mehr frisches Gemüse und Obst, sondern bietet Wohnungen und Ladenlokale feil. Unter anderem vermietet die Agentur drei Stände in der unmittelbaren Nachbarschaft – und zwar in der Markthalle selbst.

"Handlung eines Horrorfilms"

Die Reaktionen der Anwohner, die ohnehin seit der Neugestaltung des Carrer Nuredduna als Fußgängerzone in heller Aufregung ob der Gentrifizierungsgefahr des Viertels Pere Garau sind, ließ nicht lange auf sich warten. Am eindrücklichsten formulierte es die Nachbarschaftsinitiative „Pere Garau, molt més que Nuredduna“ (Pere Garau, viel mehr als Nuredduna): „Das sieht ganz nach der Handlung eines Horrorfilms aus. Die Theorie besagt eigentlich, dass die Gentrifizierung ein leises und schleichendes Phänomen ist ...“ In Pere Garau aber ließen Investitionen wie Nuredduna und das Maklerbüro in der Markthalle eine exponentielle Geschwindigkeit befürchten, lautet die Kritik. Man muss im Übrigen nur wenige Meter gehen, bis man im aufgehübschten Carrer Nuredduna auf ein Büro der deutschen Immobilienfirma Engel & Völkers stößt.

Kritik üben die Anwohner auch am Rathaus von Palma. Sie fragen sich, wieso die Stadtverwaltung ein solches Ladenlokal in einer Markthalle genehmigt – der letzten halbwegs authentisch gebliebenen in Palma, wo im Mercat de l’Olivar und dem Mercat de Santa Catalina inzwischen vor allem Urlauber dem Sushi oder den Austern frönen.

Immobilienbüro erfüllt alle Auflagen, heißt es von der Stadt

Alles halb so wild, sagt die konservative Stadtregierung. Die Immobilienagentur an dem ungewöhnlichen Standort sei völlig legal, heißt es aus dem Rathaus. Im Mercat de Pere Garau gelten lediglich drei Bedingungen für Betreiber: 40 Prozent der Fläche müssen dem Obst- und Gemüseverkauf oder dem Verkauf anderer frischer Lebensmittel gewidmet sein. Die Geschäfte müssten jeden Werktag geöffnet sein und sie müssen der für die Märkte zuständigen Abteilung im Rathaus ihr Hauptgeschäft mitteilen. Sind diese drei Bedingungen erfüllt, kann der Marktbetreiber, die Gesellschaft Mergrau, gar nicht anders, als die Interessenten zuzulassen.

Und außerdem, so ergänzt die Marktleiterin in Pere Garau, Paquita Bonnín, sei die Eröffnung des Maklerbüros endlich mal eine gute Nachricht, nachdem in den vergangenen Monaten etliche Marktstände für immer geschlossen hätten. Bonnín teilt auch die Furcht vor der Gentrifizierung nicht. Es handle sich bei dem Makler um einen einheimischen Unternehmer, der vorrangig Wohnungen an Mallorquiner verkaufe. „Wir würden keinen Makler aus der Schweiz oder Norwegen hier reinlassen, das braucht unser Markt nicht“, stellt sie klar. Man darf gespannt sein, wie lange sie das noch so sieht.

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