Illegale Ferienwohnungen auf Mallorca sollen versiegelt werden: Das Dekret gegen die Wohnungsnot tritt erst am Montag in Kraft

Die Initiative sollte am Freitag starten und der Bevölkerung in einem überhitzten Markt wieder Zugang zu Immobilien verschaffen

Neubauten in Palmas Viertel Portitxol.

Neubauten in Palmas Viertel Portitxol. / Nele Bendgens

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Am Freitag (29.9.) sollte eigentlich der Startschuss für die Initiative der PP-Regierung auf Mallorca und den Nachbarinseln gegen die Wohnungsnot fallen. Es war vorgesehen, das Dekret im Ministerrat zu verabschieden. Doch dazu kam es schließlich nicht. Regierungssprecher Toni Costa erklärte laut "Última Hora" am Mittag, das Dekret sei noch nicht durchgewunken worden, weil einzelne Minister noch verschiedene zusätzliche Aspekte in dem Papier verankern wollten.

Unter anderem ging es dabei um eine Initiative des Tourismusministeriums, illegal als Ferienwohnungen benutzte Immobilien von der Polizei zumindest eine Zeit lang versiegeln zu lassen. Ministerpräsidentin Marga Prohens hatte Derartiges bereits in Aussicht gestellt, im Dekret fand es sich in der ersten Fassung nicht wieder. Übers Wochenende soll nun dieses sowie einige weitere Details ins Dekret eingearbeitet werden.

Hauptaspekt der Initiative gegen die Wohnungsnot sind gedeckelte Preise für Neubauwohnungen, die die für viele unbezahlbaren Immobilienpreise auf den Balearen zumindest ein Stück weit erträglicher machen sollen.

60 Quadratmeter für 150.000 Euro

Bekannt wurden die für diese Bauprojekte zulässigen gedeckelten Preisspannen Ende August. Die Regelung sieht Unterschiede je nach Gemeinde vor. In den größeren Kommunen auf der Insel gelten Preisspannen von 147.000 bis 181.000 Euro im Fall einer 60-Quadratmeter-Wohnung. In kleineren und weniger teuren Gemeinden bewegen sich die erlaubten Höchstpreise jeweils zwischen 102.000 und 150.000 Euro.

Ähnlich verhält es sich bei 80 Quadratmeter großen Wohnungen. Diese sollen in den größeren Gemeinden zwischen 197.000 und 241.000 Euro kosten dürfen, in den anderen Kommunen jeweils zwischen 137.000 und 201.000 Euro.

Auch die Mieten sollen deutlich günstiger werden

Im Fall von Mietwohnungen schlagen laut dem Maßnahmenpaket 60 Quadratmeter große Objekte in den meisten Gemeinden mit einer maximalen Monatsmiete jeweils zwischen 555 und 680 Euro pro Monat zu Buche, je nachdem, welches Energiezertifikat sie aufweisen.

In den kleinen Gemeinden bewegt sich die Preisspanne zwischen 385 und 565 Euro im Monat. Und bei 80 Quadratmeter großen Wohnungen sind es in den größeren Gemeinden zwischen 740 und 905 Euro, in den kleineren zwischen 515 und 755 Euro.

Immobilien nicht mehr als Spekulationsobjekte

Anspruch auf die gedeckelten Preise haben aber längst nicht alle. Die Landesregierung will vor allem verhindern, dass mit Immobilien weiter spekuliert wird. Deshalb gelten klare Auflagen für diejenigen, die sich um diese Wohnungen bewerben.

Ausgeschlossen sind zum einen Personen, die bereits Eigentümer einer Wohnimmobilie sind. Zum anderen muss es sich bei der neuen Wohnung um den Hauptwohnsitz des Käufers handeln. Gelockerte Bauvorschriften sollen zeitgleich die Errichtung von Wohnungen erleichtern.

Umwidmungen werden erleichtert

Die Flexibilisierung der Bauvorschriften umfasst vor allem drei Aspekte. Zum einen soll es ermöglicht werden, Geschäftslokale oder auch Büroräumlichkeiten in Wohnungen umzuwandeln. Auch die Umwidmung von in die Jahre gekommenen Hotels werde erleichtert.

Ein zweiter Aspekt betrifft die Größe der Wohneinheiten in Gebäuden. Seit Langem beklagen die Bauträger, dass viele Objekte auf dem Markt zu groß und damit zu teuer für die Zielgruppe etwa von Alleinerziehenden oder Singles seien.

Zusätzliche Stockwerke

Nun sollen mehr Wohneinheiten und zusätzliche Stockwerke zugelassen werden. Konkret ist die Rede von Apartments mit einer Mindestgröße von 60 Quadratmetern oder Reihenhäusern mit einer Mindestgröße von 90 Quadratmetern.

Ein dritter Aspekt schließlich sind zusätzliche Stockwerke auf Wohngebäuden – allesamt Zugeständnisse, die nur im Fall gedeckelter Preise und limitierter Käufergruppe gelten.

Ein paar Jahre noch durchhalten

Bis eine Erleichterung auf dem Wohnungsmarkt eintreten könnte, dürfte einige Zeit vergehen. Selbst wenn unverzüglich angefangen würde zu bauen, rechnen die Bauträger frühestens Mitte 2025 mit den ersten fertiggestellten Wohnungen.

So lange müssen die Familien auf den Balearen noch die Preise auf dem freien Markt bezahlen, die nach Schätzung von Experten in vielen Fällen fast doppelt so hoch liegen wie die im Dekret vorgesehenen Preise.

Abonnieren, um zu lesen