Wie die deutsche Galerie Kuckei + Kuckei auf Mallorca 2024 nach einem schweren Verlust weitermacht

Ben Kuckei verstarb im Sommer 2023 ganz plötzlich. Sein Bruder Hannes führt das Geschäft nun allein weiter – und hat Pläne für den Showroom in Palma

Hannes Kuckei (rechts), hier im Februar 2023 an der Seite von seinem Bruder Ben, der im Sommer 2023 völlig unerwartet an einem Herzinfarkt starb.

Hannes Kuckei (rechts), hier im Februar 2023 an der Seite von seinem Bruder Ben, der im Sommer 2023 völlig unerwartet an einem Herzinfarkt starb. / Nele Bendgens

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Ein sehr trauriges Jahr 2023 liegt hinter Hannes Kuckei. Gleich zwei Schicksalsschläge hintereinander trafen den deutschen Galeristen: Am 13. Mai starb sein Vater, nur acht Wochen später dann sein Bruder Ben, mit dem er seit 1993 gemeinsam die Galerie Kuckei + Kuckei führte und seit Herbst 2022 auch einen Showroom in Palma betrieb.

Besonders tragisch an den Umständen: „Am 1. Juli hatte Ben noch seine Silberhochzeit mit 150 Gästen gefeiert und war so glücklich und zufrieden“, sagt Hannes Kuckei im Telefongespräch mit der MZ. Mit 57 sei er viel zu jung gestorben. Der zweite Sohn seines Bruders habe gerade Abitur gemacht.

Herzinfarkt in der Galerie

Im vergangenen Juni weilte Ben Kuckei noch auf Mallorca vor Ort, im Juli übernahm Hannes und plante, zehn oder vierzehn Tage zu bleiben. „Ich bin am 5. Juli geflogen, nur vier Tage nach der Silberhochzeit. Und am 7. Juli haben wir um zwölf, halb eins noch telefoniert, um Viertel vor eins hat er mir noch eine E-Mail geschickt“, berichtet Kuckei. „20 Minuten später bekam ich einen Anruf, als ich in Palma bei blauem Himmel vor unserem Raum stand. Und es hieß: Hannes, wo bist du? Du musst in die Galerie kommen.“ Ben hatte in Berlin einen Herzinfarkt erlitten. „Ich dachte, das gibt es doch nicht. Er war ja nicht nur mein Bruder, sondern wir hatten 30 Jahre lang gemeinsam die Galerie. Dann sieht man sich mal einen Tag nicht – was selten vorkam – und dann passiert so etwas.“

Hannes Kuckei erwartete in Berlin neben der Trauer um seinen Bruder eine doppelt schwierige Situation: Zum einen war der Vater der Galeristen selbst Künstler. Es galt, sich um den großen Nachlass mit Bildern und einem Atelier zu kümmern. „Und dann war mir sehr schnell klar, dass ich, was unseren eigenen Laden angeht, eine neue Struktur brauche, in der ich mich wohlfühle und die für mich funktioniert“, erklärt Kuckei.

Jüngstes Baby: Der Raum in Palma

Als Erstes überlegte der Galerist, was nun mit dem Raum in Palma geschehen soll. „Das war ja unser jüngstes Baby“, sagt er. Kuckei beschloss aber, die Entscheidung erst einmal aufzuschieben. Stattdessen wandte er sich den Baustellen in Berlin zu: Um sich etwas Luft zu verschaffen, um nachdenken und seine Angelegenheiten regeln zu können, fasste er den Beschluss, einen der beiden Berliner Räume, der vor acht Jahren neu hinzugekommen war, für ein Jahr unterzuvermieten. Seit dem 1. Januar sind dort für ein gemeinsames Projekt die Organisatorin des Festivals „Sommer Frische Kunst“ in Bad Gastein, Andrea von Goetz, die Kunstberaterin und Kolumnistin Mon Muellerschoen sowie der Interior Designer Peter Buchberger eingezogen.

Was Mallorca betrifft, so musste sich Hannes Kuckei nun in emotionaler Hinsicht Klarheit verschaffen. „Ich wusste erst nicht: Wie ist es, wenn ich wieder an den Ort komme, an dem ich die Nachricht von Bens Tod bekommen habe?“, erklärt er. Im Flugzeug spielte der Galerist verschiedene Szenarien im Kopf durch. „Aber dann habe ich die Tür aufgeschlossen, bin in diesen Raum gegangen und hatte wieder dieses Gefühl, das Ben und ich damals hatten.“ Das Positive überwog.

Der Raum der Galerie Kuckei + Kuckei in Palma.

Der Raum der Galerie Kuckei + Kuckei in Palma. / Nele Bendgens

Zudem habe er viel Zuspruch von Menschen auf der Insel bekommen, den Raum unbedingt zu behalten. Auch auf Messen werde er immer wieder auf den Showroom in Palma angesprochen. „Mir ist dieser Standort wichtig. Ich liebe die Insel und freue mich, da zu sein und das Projekt fortzusetzen“, sagt Kuckei heute aus Überzeugung.

Nächste Ausstellung im Februar

Eine Schwierigkeit dabei: Iris Schmied, die anfangs mit der Leitung der Galerie vor Ort betraut war, ist mittlerweile ausgestiegen und lebt wieder in Berlin. Hannes Kuckei hat den Plan verworfen, nun für drei bis vier Projekte im Jahr immer eine Zeit lang selbst die Stellung zu halten. Stattdessen schwebt ihm vor, gemeinsam mit einer neuen Partnerin vor Ort künftig wieder reguläre Öffnungszeiten zu haben, aber in begrenztem Umfang.

Die nächste Vernissage in Palma ist bereits am 9. Februar. Auch am 10. Februar wird die Ausstellung von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. Gezeigt werden kleinformatige Aquarelle des ukrainischen Künstlers Vlad Yurashko, der heute in der Slowakei lebt. Kuckei sagt: „Wir sind vor vielen Jahren auf ihn aufmerksam geworden, weil er damals Arbeiten gemacht hat, in denen er seine Zeit bei der Sowjetarmee in den 90er-Jahren verarbeitet hatte.“ Ziemlich harter, in dunklen Farben festgehaltener Tobak, der bei den Galeristen-Brüdern Eindruck hinterließ.

Nun hat der Künstler eine neue Serie, „Watercolor Honey“, die sich einer ganz anderen, fröhlicheren Farbpalette bedient. Die Bilder sind eine Reaktion auf die aktuelle Situation in der Ukraine und der Welt und geprägt vom Wunsch nach Frieden. Auf Schwarz und auf erdige Farben habe er bewusst verzichtet, erklärt Yurashko selbst in einem Statement: „Alle Werke streben nach maximaler Farbreinheit und kompensieren damit die ständig zunehmenden sozialen und politischen Spannungen.“ Indem er die Intensität der Farbe erhöhe, versuche er, Angst abzubauen oder zumindest dem Stress durch die täglichen zerstörerischen Ereignisse entgegenzuwirken.

Vlad Yurashko, ohne Titel, 2023, Aquarell auf Büttenpapier.

Vlad Yurashko, ohne Titel, 2023, Aquarell auf Büttenpapier. / Galerie Kuckei + Kuckei, Berlin/Palma

Gruppenschau zu Ostern

Als Folgeprojekt möchte Kuckei dann gemeinsam mit Andrea von Goetz zu Ostern eine Schau organisieren. „Inhaltlich ist noch nicht ganz entschieden, was wir zeigen werden“, sagt er. In jedem Fall werde es aber eine Gruppenausstellung sein. Eine Kollektivschau der besonderen Art fand indes schon im vergangenen Dezember in Berlin statt: „Ben“. Aus eigener Initiative heraus setzten sich die von der Galerie vertretenen Künstlerinnen und Künstler dabei mit dem Verlust des Galeristen auseinander. Der Erlös aus dem Verkauf einer Editionsbox kam den beiden Söhnen von Ben Kuckei zugute.

Aktuelle Infos unter: kuckei-kuckei.de

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