Nit de l'Art auf Mallorca: Warum sich die Galeristen diesmal auf Palmas Kunstnacht freuen

Die Nit de l’art wird 27 Und scheint ihre existenzKrise gemeistert zu haben. Auch der Regierungswechsel stimmt die Szene vorsichtig optimistisch

Auf geht’s: die Galeristen von Art Palma Contemporani mit Fran Reus (M., 4. v. li.), begleitet vom neuen Kulturstadtrat Javi Bonet (M., 6. v. li.).   | FOTO: G. BOSCH

Auf geht’s: die Galeristen von Art Palma Contemporani mit Fran Reus (M., 4. v. li.), begleitet vom neuen Kulturstadtrat Javi Bonet (M., 6. v. li.). | FOTO: G. BOSCH / Patrick Schirmer Sastre

Patrick Schirmer Sastre

Patrick Schirmer Sastre

Fran Reus ist erst im vergangenen Jahr so richtig auf den Geschmack gekommen. Seit nun 20 Jahren betreibt der Mittvierziger seine mittlerweile am Paseo Mallorca angesiedelte Galerie. Und doch hatte er die Nit de l’Art, die große Kunstnacht von Palma nie wirklich miterlebt. Während Tausende Kunstinteressierte und, in der Mehrheit, Feierwütige, Mitte September durch die Straßen der Stadt zogen, befand sich Reus stets in einem selbst auferlegten Hausarrest. „Ich war immer in meiner Galerie gefangen“, sagt er, begleitet von dem kecken Lächeln, das häufig unter seinem Schnurrbart hervorblitzt.

Seit vergangenem Jahr ist das anders. Die Galeristenkollegen wählen Reus zum Vorsitzenden des Verbands Art Palma Contemporani. Und damit gewann er nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, mal eine Runde zu drehen, die anderen Ausstellungen zu besuchen und endlich das ganz spezielle „Nit de l’Art“-Feeling einmal am eigenen Leibe zu erleben. „Ich habe das sehr genossen“, sagt Fran Reus.

Galerist zeigt sich euphorisch

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum sich der Verbandsvorsitzende so euphorisch zeigt, als er am 13. September in der Galerie Aba Art Lab das Programm für die diesjährige Kunstnacht vorstellt. Es ist die 27. Ausgabe. Reus lobt bei der Pressekonferenz die anderen Beteiligten, das Engagement der Behörden und freut sich über die Treue von privaten Sponsoren. Reus wirkt aufrichtig so, als ob er sich freut. „Wir merken, dass immer mehr Akteure sich mit einem qualitativ hochwertigen Angebot beteiligen wollen“, sagt er später der MZ.

Vor einigen Jahren, das ist kein Geheimnis, war das nicht so. Die Galeristen nahmen kaum ein Blatt vor den Mund, um sich darüber zu beklagen, was aus der Nit de l’Art geworden war. Ein weiteres Event voller Exzesse. Bei dem ein Besucher es vor einigen Jahren sogar schaffte, um 22.30 Uhr so betrunken zu sein, dass er sich mitten in einem Ausstellungsraum übergab. Viel schwerer wog aber der Umstand, dass die wirklichen Kunstsammler dem Event fernblieben. Wie es der Galerist Xavier Fiol damals im MZ-Interview beschrieb: „Man kann nicht arbeiten, wenn 300 Menschen in einer Galerie stehen.Wir Galeristen leben aber davon, dass wir Kunstwerke ver- kaufen.“ Fran Reus sagt heute: „Die Nit de l’Art lief Gefahr, an ihrem eigenen Erfolg zugrunde zu gehen.“

Von einer Nacht zu einer Kunstwoche geworden

2015 begann ArtPalma dann umzusteuern und entzerrte die Kunstnacht auf drei Tage. Zwei Tage waren vor allem für die Fachbesucher und begleitende Aktivitäten reserviert, am dritten Tag, am Samstag, wurde dann die Meute auf die Straßen gelassen. Nach und nach ging das Konzept auf. In diesem Jahr ist es fast eine Kunstwoche.

Noch ein Aspekt steht bei dieser Ausgabe im Mittelpunkt. Es ist die erste Kunstnacht nach dem Machtwechsel. Nach acht Jahren linker Regierungen in Stadt, Inselrat und auf Landesebene sind nun wieder die Konservativen dran. In der Vergangenheit war die Kulturpolitik der PP nicht immer von übermäßigem Engagement geprägt gewesen. Dieses Bild wollen die neu gewählten Verantwortlichen nicht noch einmal abgeben. Und das scheint anzukommen. Spricht man in diesen Tagen mit Akteuren der mallorquinischen Kunst- und Kulturszene hört man durchaus vorsichtigen Optimismus heraus, was die Aussichten auf die kommenden vier Jahre angeht.

Frischer Wind von der Politik

Um gleich zu zeigen, dass ein frischer Wind weht, ist der für Kultur zuständige Stadtrat Javi Bonet bei der Pressekonferenz erschienen. Sein erster Coup war ihm zu Beginn seiner Amtszeit gelungen, als er den versierten und gut vernetzten Kurator Fernando Gómez de la Cuesta für sein Team gewinnen konnte. Gómez de la Cuesta hatte sich in der ersten linken Legislaturperiode mit dem damaligen Kulturstadtrat Llorenç Carrió überworfen.

Dank der Erfahrung und des Netzwerks von Gómez de la Cuesta sowie „vieler Stunden Arbeit“, kann Bonet im Namen der Stadt gleich drei Beiträge vorstellen. Can Balaguer und Casal Solleric werden bespielt. Und sogar die altehrwürdige Lonja, die in den vergangenen Jahren meist leer stand, wird mit einer Schau des renommierten portugiesischen Künstlers Pedro Cabrita Reis zu neuem Leben erweckt. Das in zwei Monaten hinzukriegen, ist eine Leistung. Sagt Bonet. Man kann ihm da zustimmen.

Im Gespräch mit der MZ nach der Pressekonferenz erklärt der Stadtrat dann noch, die Vorgängerregierung habe der Kunstnacht sträflicherweise den Rücken zugekehrt. „Was wir hier organisiert haben, ist nur eine Kostprobe“, verspricht er. „In den kommenden Jahren werden wir unser Engagement deutlich ausweiten, auch was die finanzielle Unterstützung angeht.“

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