Wer die neuen Kulturpolitiker auf Mallorca sind – und welche Themen jetzt wichtig werden

Allmählich wird der Wechsel der Regierung auf Mallorca auch in der Kultur spürbar: Insbesondere das Team im Rathaus Palma strotzt nur so vor Energie und Selbstvertrauen

Die neuen Verantwortlichen mit weiteren Gästen: X. Fiol, R. Giner, M. Aguiló, Pedro Vidal, Pilar Ribal, Rafel Brunet, C. Lliteras, C. Santamaría, M. Estarellas, V. Mulet und Fernando Gómez de la Cuesta  | F.: AJUNTAMENT

Die neuen Verantwortlichen mit weiteren Gästen: X. Fiol, R. Giner, M. Aguiló, Pedro Vidal, Pilar Ribal, Rafel Brunet, C. Lliteras, C. Santamaría, M. Estarellas, V. Mulet und Fernando Gómez de la Cuesta | F.: AJUNTAMENT / Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Ein frischer, kulturpolitischer Wind wehte am Abend des 27. Juni bei der Vernissage im Casal Solleric in Palma de Mallorca. Oder, um metaphorisch näher beim Titel der Ausstellung „Ones-Olas- Waves“ zu bleiben: Eine Welle, die aktuell sichtlich an Kraft zulegt, um Althergebrachtes hinfortzuspülen und der Landschaft einen neuen Schliff zu verpassen. Bei der Eröffnung der Schau ließ sich erwartungsgemäß sehen, wer seit dem Regierungswechsel in der Kulturszene der Stadt Rang und Namen hat.

Das neue Quartett in Palma

Allen voran Fernando Gómez de la Cuesta, der gemeinsam mit Pilar Ribal und Rafel Brunet das „Dreigestirn“ in der Abteilung des neuen Kulturstadtrats von Palma, Javier Bonet, bildet. Der geschätzte und erfahrene Kurator ist als Generalkoordinator für Kultur und bildende Kunst unter anderem für das Centre d’Art i Creació CAC in Ses Voltes, den Stadtpalast Can Balaguer und für das Casal Solleric zuständig. Dass er die Besucher der Vernissage nun derart strahlend und selbstsicher begrüßte, mag damit zu tun haben, dass er auf vertrautem Terrain agiert: Gómez de la Cuesta war bereits 2016 Leiter des Hauses. Nach nur 54 Tagen im Amt wurde er wieder entlassen, wobei die Entscheidung damals für viel Entrüstung gesorgt hatte.

Wie der als offen und engagiert geltende Javier Bonet in einem Interview mit der Zeitung „Última Hora“ erklärte, ist der Kurator nun in seinen Augen die beste Besetzung für das Casal Solleric. Im Übrigen kündigte er für den Bau ein ambitioniertes, auf vier Jahre angelegtes Restaurierungsprojekt an. Das „kulturelle Herz von Palma“ solle dabei aber zu keinem Zeitpunkt schließen. Bonet machte für die vergangenen acht Jahre einen Prestigeverlust aus, das Haus müsse nun wieder zu einer Referenz für zeitgenössische Kunst in Palma werden. Ein deutlich komplexeres und langfristigeres Prestige-Projekt wird die Verwandlung des ehemaligen Gesa-Gebäudes in ein international relevantes Museum – Bonet hält dieses Vorhaben für „realistisch und notwendig“.

Mit Pilar Ribal hat die Kulturabteilung der Stadt nun auch eine eigene Generaldirektorin für Kulturerbe und Kulturvermittlung. Die renommierte Kunsthistorikerin, die als Kunstkritikerin, Kuratorin und Professorin tätig war und von 2011 bis 2015 ebenfalls dem Casal Solleric vorstand, ist damit betraut, ein neues „Centre d’Interpretació de la Ciutat“ zu schaffen. Gegenüber der MZ schwärmte sie bei der Vernissage von ihrem neuen Team, das sich mit viel Energie an die Arbeit mache, um „goldene Zeiten für die Kultur einzuläuten“. Ribal betonte: „Wir wollen alle Bürger ansprechen und niemanden ausschließen.“ Das gelte insbesondere auch für die internationalen Residenten.

Der Vierte im Bunde ist der Theaterregisseur Rafel Brunet, der als Generaldirektor für Musik und Bühnenkünste fungiert. Seine ersten Tage im Amt wurden direkt von einer Kontroverse begleitet: Die Schauspielerin Ann Perelló hatte Brunet öffentlich vorgeworfen, ihr Stück „Nua“ über Essstörungen aus dem Programm des Theaters Mar i Terra gestrichen zu haben, weil es nicht „in die neue Linie“ passen würde. Er betritt den Zensur-Vorwurf, verwies auf finanzielle und organisatorische Gründe. Die Oppositionspartei Més forderte dennoch den Rücktritt des Politikers. Was die städtischen Theater betrifft, so hatte Javier Bonet Kohärenz im Programm versprochen. Weniger experimentelle und alternative Inszenierungen wären dabei zumindest keine Überraschung.

Inselrat und Balearenregierung

Über die Zukunft des Teatre Principal entscheidet indes der Inselrat, wo Antònia Roca das Amt der Dezernentin für Kultur und Denkmalschutz übernommen hat. Sie hat nun mitgeteilt, die Intendanz des Theaters „entpolitisieren“ zu wollen: Der von der vorherigen Regierung eingesetzte Leiter Josep Ramon Cerdà könne noch ein weiteres Jahr im Amt bleiben, bis dahin soll eine öffentliche Ausschreibung seine Nachfolge klären.

In der Regierung von Marga Prohens ist Jaume Bauzà Minister für Tourismus, Kultur und Sport. Sein neuer Generaldirektor für Kultur wurde erst Mitte Juli ernannt und ist daher noch in der Findungsphase: Pedro Vidal, der eine berufliche Doppelqualifikation als Künstler und Anwalt mitbringt. Eines der mit Spannung erwarteten Themen ist nun, wie es mit dem Institut d’Indústries Culturals de les Illes Balears (ICIB) weitergeht. Im Prinzip ist es dafür zuständig, Subventionen für Film- und Kulturprojekte zu vergeben, funktionierte aber mehr schlecht als recht. Noch ist die Position vakant.

Eine der ersten gemeinsamen Amtshandlungen von Bauzà und Vidal: Nach einem Treffen mit dem Festivalleiter Jaume Ripoll verkündeten sie am Montag (31. Juli), dass die Zukunft des Atlàntida Film Fest für die kommenden Jahre gesichert sei. Zuvor hatten sie bereits den Balearen-Sinfonikern die Unterstützung der Regierung zugesichert. Das Orchester sei „ein Paradebeispiel für die Bedeutung des Binoms Tourismus und Kultur“, so Bauzà. Institutionsübergreifend lässt sich sagen, dass Kultur und Tourismus nun viel stärker fusionieren sollen als bisher: Kulturelle Events, die auch für Urlauber interessant sind, werden sicherlich stärker in den Mittelpunkt rücken. Ab September dürfte es richtig konkret und spannend werden.

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