Meinung

Vom Nutzen einer Tasche

Jan Lammers sammelt Redewendungen zu Taschen und ihrem Nutzen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trägt seine Aktentasche nach der Generaldebatte beim Verlassen des Plenarsaals im Bundestag.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trägt seine Aktentasche nach der Generaldebatte beim Verlassen des Plenarsaals im Bundestag. / Foto: Kay Nietfeld/dpa

Hirten- und Pilgertasche, gewebte, rechteckige, flache Umhängetasche

Von den zwei wichtigsten Utensilien eines Hirten handelt die mallorquinische Warnung: „Weder bei Kälte noch bei Hitze, vergesse niemals Umhang und Hirtentasche“ (Ni per fred ni per calor, no deixis mai sa capa ni es sarró). Ohne sie gab es auf der Insel weder Anerkennung noch Vorankommen: „Ein Hirte ohne Umhang und Tasche kann sich nicht Hirte nennen“ (Pastor sense capa i sarró, no es pot dir pastor).

Generell haftete den Hirten ähnlich wie den Lehrern der Ruf der Hungerleider an: „Eine leere Tasche kannst du Hirtentasche nennen“ (Bossa buida, digau-li sarró) – bei den Hirten enthielten die Taschen gewöhnlich nur eine Brotzeit sowie eine Flöte. Das genaue Gegenteil besagt die folgende Redewendung, die gewissermaßen den Himmel auf Erden eines Hirten beschreibt: „Gesundheit und Ruhe, eine sämige Gemüsesuppe und eine gefüllte Hirtentasche“ (Salut i quietud, s’escudella espessa i es sarró feixuc) – mehr kann man nicht wünschen!

Der Kiesel in der Hirtentasche

Sogar bei den biblischen David und Goliath kommt dieser Tasche eine ganz entscheidende Rolle zu: „David rief zurück, dass er im Namen des Herrn, des Allmächtigen kommt und dieser Herrn Goliath heute besiegen wird … Er griff in seine Hirtentasche, holte einen Kiesel heraus, schleuderte ihn und traf den Philister an der Stirn. Der Stein bohrte sich in seine Stirn, und er fiel mit dem Gesicht voran auf den Boden. So triumphierte David nur mit Stein und Schleuder über den Philister, besiegte und tötete ihn.“

Die Pilgertasche indes gehört seit dem 10. Jahrhundert ebenso wie der Pilgerstab zu den unabdingbaren Attributen eines Wallfahrers. Sie wurden zu Beginn der Reise gesegnet und symbolisierten die Bereitschaft eines jeden Wanderers, während seiner Unternehmung zu geben und zu empfangen. Im Deutschen war früher zudem die Bezeichnung Wallsack für die Pilgertasche gebräuchlich.