Trocken –frei von Feuchtigkeit und Nässe

Auf dem landwirtschaftlich geprägten Mallorca lassen sich aufgrund seiner Bedeutung eine Vielzahl von auf den Niederschlag bezogenen Redewendungen finden: „Der Bauer fürchtet lediglich zwei Schläge: Trockenheit im Mai und Schlamm im August“ (Es pagès domés tem dos cops: sa secada de maig i des fang d’agost). Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch schätzt man gemäß eines gängigen deutschen Sprichworts den realen Wert einer Sache erst bei deren Abwesenheit: „Wenn der Brunnen trocken ist, dann schätzt man das Wasser.“

Erschwerend kommt hinzu, dass bei Mangel der Mensch als Individuum wie auch ganze Gemeinschaften zuerst auf sich selbst achten: „Jeder schüttet das Wasser in Richtung seiner eigenen Mühlen und lässt die seines Nachbarn trocken“ (Cadascu tira s’aigò al seu molí i deixa sec a s’altre) – schlicht und einfach Egoismus. In eine komplett andere Richtung zielt die auf Nüchternheit bezogene Verwendung dieses Wortes, welche der deutsch-kanadische Aphoristiker Willy Meurer sarkastisch anmerkt: „Autofahren ist sicherer, wenn die Straßen trocken sind. Dasselbe gilt auch für den Fahrer.“

Dass Vertrauen gut ist, Kontrolle aber besser, ist im deutschen Sprachraum weitestgehend bekannt, der englische Heerführer Oliver Cromwell drückte dies im 17. Jahrhundert wie folgt aus: „Vertraut euch Gott an; aber haltet euer Pulver trocken.“ Sicher ist sicher! Die althergebrachte hiesige Wettervorhersage für sanfte Temperaturen lautet: „Ein glänzender Mond bringt trockenes Wetter“ (Lluna brillant, temps sec endavant). Vom US-amerikanischen, für einen Oscar nominierten Schauspieler Burt Reynolds stammt das zynische Schlusswort, der über das „schwache Geschlecht“ die folgende tiefgreifende Analyse an den Tag legte: „Solange der Nagellack nicht trocken ist, ist eine Frau wehrlos.