Meinung | Kommentar

Abschaffung der Anti-Korruptionsbehörde durch die PP auf Mallorca: You Only Live Once

Der Schritt mag von außen zwar merkwürdig scheinen, für die Volkspartei macht sie aber Sinn, findet MZ-Redakteur Patrick Schirmer Sastre

Neue Balearen-Ministerpräsidentin Marga Prohensbei ihrer Amtseinführung.

Neue Balearen-Ministerpräsidentin Marga Prohensbei ihrer Amtseinführung. / Enrique Calvo

Wie lange musste wir betteln. Dass Politiker endlich klare Kante zeigen. Dass sie zeigen, wofür sie stehen. Ohne Komplexe, ohne Ausreden. Mut, Entschlossenheit, Tatkraft. Die Balearen-PP hat in dieser Woche geliefert. Wie ein untreuer Ehemann, der am Hochzeitstag mit einer Handvoll Liebhaberinnen zum Date mit seiner Gattin im Restaurant erscheint, haben sich die Konservativen ein Herz gefasst und der Antikorruption den Kampf angesagt.

Wie lange mussten sie sich verstecken, ihre Machenschaften verheimlichen? Und mit welchen Ergebnissen? Gefängnisstrafen, Wahlschlappen, öffentliche Distanzierungen von guten Freunden. Nein, so konnte es wirklich nicht weitergehen. Ministerpräsidentin Marga Prohens und ihr Team haben von Anfang an klargemacht, dass sie Politik anders verstehen, die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen wollen. Heimlichtuerei ist nichts für die modernen Rechten, für diese tapferen Krieger, die so gerne das Wort "Freiheit" benutzen, auch wenn sie selten die der anderen meinen.

Ein allzu verlockendes Playbook

Rechte Vordenker wie Donald Trump, Viktor Orban, Benjamin Netanjahu und Silvio Berlusconi hatten ein allzu verlockendes Playbook geschrieben: Bevor man gegen das Recht verstößt, ändert man lieber das Recht. Und räumt jene aus dem Weg, die nach wohl argumentiertem Ärger riechen. Jeder hat seine Versuchung, der er nicht widerstehen kann, die einen Dinge tun lässt, auch wenn sie bei anderen vielleicht merkwürdig rüberkommen. Die Volkspartei hat nun dieser Versuchung nachgegeben. You Only Live Once.

Man muss das Ganze positiv sehen. Mit dem Geld, das durch die Einstampfung einer problematischen Behörde eingespart wird, kann man sicher gute Partys schmeißen. Und wer kann in diesen dunklen Zeiten, in denen es zurück in die Vergangenheit geht, nicht eine gute Party gebrauchen?

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