Wie ein Unternehmen auf Mallorca alte Batterien wieder zum Leben erweckt

Manchmal endet der Versuch aber in einem großen Knall

Eulogi García schließt alte Batterien an sein Ladegerät an.

Eulogi García schließt alte Batterien an sein Ladegerät an. / Nele Bendgens

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Der Tisch in der Lagerhalle im Gewerbegebiet von Binissalem ist eine Intensivstation für Batterien. Mit einem Messgerät schaut Eulogi García quasi nach, ob beim Patienten noch ein Puls zu spüren und sein Leben zu retten ist. „Ich messe die Energiedichte“, erklärt der Mallorquiner und steckt das Messgerät in eine Öffnung. Mit einer Gummipumpe drückt er Luft hinein. Auf der Anzeige in der Mitte schwimmt ein Metallblättchen in einer Flüssigkeit. „Taucht es nach oben, ist auf der Batterie noch eine geringe Ladungsmenge, und wir können versuchen, sie wiederherzustellen.“

Vor 14 Jahren hat García die Batterien für sich entdeckt und eine Schulung in Madrid gemacht. Im Anschluss gründete er Insubat. Am Anfang kooperierte das Inselunternehmen noch mit einer spanischen Firma, heute arbeitet der Pionier auf den Balearen mit seinen drei Mitarbeitern selbstständig. In der Regel sind es entladene Fahrzeugbatterien, die die Leute ihm bringen. Vom Auto übers Motorrad, vom Wohnwagen bis zum Gabelstapler.

So wird eine Batterie wiederbelebt

García und seine Mitarbeiter schauen dann, ob sie die Batterien wiederherstellen können. Der Vorgang ist recht simpel. Ein Mitarbeiter schließt ein Ladegerät an die normale Steckdose an und wandelt die 220 Volt in 12 Volt um. Die Spannung fließt in zwei Metallstäbe. Mit einem Starterkabel werden die Batterien dann mit dem Plus- und Minuspol verbunden. „So laden wir die Batterien langsam auf. Bis zu zwei Tage hängen sie am Stromnetz“, sagt García.

Computer prüft Lademenge

Danach werden die Batterien sofort wieder entladen. Ein Computerprogramm entzieht ihnen konstant die Energie und ermöglicht dem Fachmann, die Kapazität zu messen. „Wenn wir sie angeliefert bekommen, sind es zwischen null und 20 Prozent der ursprünglichen Leistung“, sagt García. Mit jedem Ladevorgang wird es theoretisch mehr. „Manchmal steigt die Kapazität auch nicht. Dann ist die Batterie nicht mehr zu retten.“ Andernfalls ist eine Steigerung mit mehreren Ladevorgängen bis zu 70 Prozent möglich. Eine wiederhergestellte Autobatterie verkauft Insubat dann für 40 Euro.

Batterien bei Insubat, Binissalem.

Batterien bei Insubat, Binissalem. / Nele Bendgens

Die Batterien auseinanderzunehmen und eine genauere Fehleranalyse zu erstellen, lohne hingegen nicht, sagt Eulogi García. Zudem habe die Qualität des Materials in den vergangenen Jahren stark nachgelassen. „Die meisten Batterien, die uns gebracht werden, sind nicht mehr zu gebrauchen“, sagt García. Im Durchschnitt halte eine Autobatterie vier Jahre. Jetzt im Winter setzt die Kälte den Batterien besonders zu.

Zudem erfordern die neuen Technologien mehr Leistung. „Die Start-Stopp-Funktion mancher Autos an Ampeln sorgt dafür, dass der Motor drei- bis viermal öfter angelassen wird“, sagt García. Um das zu ermöglichen, setzten die Autohersteller auf AGM-Batterien. Die unterscheiden sich dadurch, dass der Bleikern nicht in der Batteriesäure schwimmt. Die Säure wird hier von Glasfasern absorbiert.

Neue Batterie nur wenig teurer

Da die Preise für neue Batterien in den vergangenen Jahren stark gesunken sind, ist auch das Interesse an den wiederhergestellten Energiespeichern zurückgegangen. 70 bis 80 Euro kostet eine normale neue Autobatterie, etwa 140 Euro die AGM-Variante. Die Differenz ist vielen potenziellen Kunden nicht groß genug. „Die meisten Kunden, die sich für die gebrauchte Batterie entscheiden, müssen wirklich jeden Cent umdrehen“, sagt García. Theoretisch könnte man die Altware auch auf dem Schrottplatz erwerben, dort bekommt man aber keine Garantie. „Ich gebe meinen Kunden sechs Monate Gewährleistung.“ Funktioniert die Batterie wider Erwarten nicht, gibt es eine andere gebrauchte.

Die nicht wiederherstellbaren Batterien verschrottet Insubat. Wer in Binissalem eine Autobatterie abgibt, wird je nach Gewicht bezahlt. „Früher war Blei kaum etwas wert. Heute stürzen sich Schrottsammler darauf“, erzählt García, der seinen Kunden 40 Cent pro Kilo bezahlt. Eine durchschnittliche Autobatterie wiegt 16 Kilo, macht 6,40 Euro.

Ist die Batterie nicht zu retten, verkauft Insubat sie an einen Wertstoffhof auf dem Festland, der 60 Cent pro Kilogramm zahlt. Der Batteriespezialist unterstreicht die Vorteile der fachgerechten Entsorgung: „Selbst wenn wir eine Batterie nicht retten können, werden Blei und Plastik getrennt und für eine neue Batterie recycelt.“

Eulogi García mit dem Geschäftsfeld der Zukunft: Lithium-Batterien für Solarpaneele.

Eulogi García mit dem Geschäftsfeld der Zukunft: Lithiumbatterien für Solarpaneele. / Nele Bendgens

Experiment mit Lithiumbatterien

García und seine Mitarbeiter satteln inzwischen verstärkt auf den Vertrieb von Lithiumbatterien für Solaranlagen um. „Da wagen wir uns allerdings mit Reparaturen nicht ran“, sagt Eulogi García. Das habe er nur einmal versucht. „Lithium ist hochgradig explosiv. Die Batterie ist uns um die Ohren geflogen. Die Lagerhalle sah danach aus wie bei einem correfoc (Feuerlauf, Anm. d. Red.).“

Die Zukunft des Batteriegeschäfts ist das wohl trotzdem. „Solarbatterien kosten um die 1.000 Euro und halten etwa zehn Jahre. Bei den Strompreisen lohnt sich das auf jeden Fall“, sagt García. Und eines Tages könne man vielleicht auch Lithiumbatterien retten, ohne dass es knallt.

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