Man glaubt es kaum, wenn man am östlichen Rand von Port de Pollença im Norden von Mallorca das letzte Stück der Umgehungsstraße Ma-2200 entlangfährt: Trotz Hochsaison ist es kein Problem, einen Stellplatz auf dem parallel verlaufenden Parkstreifen zu finden. Und das, obwohl wenige Hundert Meter weiter die Straße beginnt, die zum beliebten Ausflugspunkt Cap Formentor führt. Jene Straße, die jahrelang in den Sommermonaten regelrecht wegen der Massen an Privat-Pkw kollabierte. Seit diesem Sommer ist auch das erste Teilstück tagsüber in der Hochsaison für den privaten Verkehr gesperrt. Bisher durfte man zumindest bis zur Platja de Formentor vorfahren.

An der nahe gelegenen Bushaltestelle warten rund zehn Urlauber geduldig auf den Bus. 14 Mal am Tag wird die Linie 334 befahren. Sie soll jenen, die den Leuchtturm an der nördlichsten Spitze Mallorcas einen Besuch abstatten wollen, die Gelegenheit geben, trotz des Fahrverbots an ihr Ziel zu gelangen. „Der Bus ist eine gute Alternative zum Auto, ich mochte es ohnehin nie, die Serpentinen selbst hochzufahren“, findet eine der Wartenden. Sie stellt sich in gebrochenem Spanisch als Françoise vor, Teilzeitresidentin in Pollença, und diesmal mit Besuchern aus ihrer Heimat Provence unterwegs. „Jeder, der zu mir kommt, will Formentor sehen. Es ist eben ein Highlight.“

Keine zehn Minuten später fährt der gelb-rote TIB-Bus vor. Einige Sitzplätze sind bereits belegt – die Linie startet in Alcúdia, um auch von dort Ausflügler einzusammeln. Von Gedränge oder gar Überfüllung im Bus, wie es im Sommer 2019 immer wieder vorkam, kann aber keine Rede sein. Die Landesregierung erhöhte die Frequenz damals, weil die Busse zu den Stoßzeiten an einigen Haltestellen vorbeifahren mussten, da keine weiteren Mitfahrer mehr aufgenommen werden konnten.

Nicht so an diesem Montagvormittag (23.8.). „Dieses Jahr wird die Linie gut genutzt, aber nicht exzessiv“, plaudert der Busfahrer, ein fröhlicher Mallorquiner, und passiert die Einfahrt zur Halbinsel. Straßenschilder und großflächige Bildschirme erinnern alle Autofahrer noch einmal an die Regeln: Von 10 bis 19 Uhr ist die Zufahrt nur mit zuvor eingeholter Sondergenehmigung – beispielsweise für Lieferanten oder Anwohner – gestattet. Man erfasse mit Kameras die Kennzeichen aller Fahrzeuge, die sich die lange und kurvenreiche Straße hinaufwagen, heißt es auch auf der Internetseite des Govern. Wer nicht befugt ist, dem drohen im Nachhinein Strafen von bis zu 200 Euro. Es gibt allerdings ein Schlupfloch: Wer in den Cafeterías und Kiosken auf der Halbinsel ein Getränk oder etwas zu essen kauft oder aber auf einem der kostenpflichtigen Parkplätze parkt, kann sich von dem Fahrverbot freikaufen.

Ob das allen Urlaubern bekannt ist? Am Aussichtspunkt Mirador de Es Colomer jedenfalls sind zahlreiche Autos geparkt. Nicht alle Besucher zieht es zum angrenzenden Imbiss. Etwaige Bußgeldbescheide dürften später bei den Mietwagenfirmen einflattern. Obwohl die Straße verhältnismäßig leer ist, muss der Bus in einer der Kurven anhalten – entgegenkommende Pkw blockieren den Wenderadius.

An der Platja de Formentor wartet bereits etwa ein Dutzend Ausflügler, um das letzte Stück bis zum Leuchtturm mit dem Bus zu erreichen. Dieses ist – wie bereits in den vergangenen Sommern seit 2018 – komplett für den konventionellen Verkehr gesperrt. Dafür sorgen Barrikaden. Wer sich bis hierhin mit dem Pkw vorgewagt hat, muss ihn nun wohl oder übel auf dem teuren Parkplatz hinter dem Strand stehenlassen. Nur der Bus darf natürlich passieren. Knapp eine halbe Stunde später kommt der Leuchtturm in Sicht.

Auch die Französin Françoise und ihre Begleiter reißen sich beim Aussteigen erleichtert die Masken vom Gesicht. Dann heißt es Fotos machen, die Aussicht genießen. Keine Frage: Das Cap Formentor ist auch für das an Mallorcas Schönheit gewöhnte Auge ein Hingucker, die Steilhänge, die ins Meer führen, sind spektakulär. Und ohne die Massen an Urlaubern und Autos lässt sich all das auch viel entspannter genießen. Das Zufahrtsverbot kommt nicht nur Flora und Fauna zugute.

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Info:

Um kein Bußgeld von 200 Euro zahlen zu müssen, können Autofahrer, die das erste Teilstück zur Halbinsel zwischen 10 und 19 Uhr passiert haben, innerhalb von drei Tagen die Quittungen von Parktickets oder an den dortigen Kiosks gekauften Snacks an die E-Mail formentor@dgt.es schicken. "Ausschlaggebend ist nicht der Zufahrts- sondern der Ausfahrtszeitpunkt", heißt es seitens der Verkehrsbehörde. Am 16. September wird die Sperrung aufgehoben.