Die Bougainvillea genießt die Hitze. Andere leiden darunter, doch wenn das Thermometer die 40 Grad knackt, läuft sie zur Hochform auf. „Jeder, der einen Inselgarten anlegt, wünscht sich neben dem Olivenbaum, der Palme und dem Zitronenbaum mindestens eine Bougainvillea“, sagt Erika Könn, Gartenarchitektin aus Binissalem. Der Vorteil des Kletterstrauchs: Er kommt, von einer kurzen Anwachsbegleitung abgesehen, im Sommer so gut wie ohne Wasser aus. Auch im Pflanzgefäß ist der Kletterer sparsam zu wässern.

Farbige Scheinblüten

Was im August Farbkleckse in die Inselgärten bringt, sind eigentlich Scheinblätter, auch Hochblätter genannt. Sie umgeben die eigentlichen Röhrenblüten, die klein und weiß sind. Doch weil die Winzlinge keinen Duft verströmen und nur wenige Pollen zu bieten haben, gehören sie auch nicht zu den Lieblingsblumen der Bienen. Den Honigbienen ist es ohnehin auf der Insel im August zu heiß für Ausflüge. Sie sind vollauf damit beschäftigt, mit rasantem Flügelschlagen ihre Behausungen zu kühlen. Empfohlen wird die Bougainvillea allerdings wegen des Pollenmangels für die Gärten von Allergikern.

Von Brasilien nach Europa

Die Bougainvillea bot. (bouganvilia span., buguenvíl·lea kat.) im Deutschen auch Drillingsblume genannt, kommt wild im Atlantischen Regenwald in Brasilien, Paraguay und Argentinien, aber auch in Peru und Ecuador vor. Wie viele andere Kletterer startet sie ihre Vegetation im Erdgeschoss des Regenwaldes. Von hier sucht sie sich einen Weg nach oben ans Licht und hält sich dabei an Sträuchern und Urwaldriesen fest. Hoch oben auf dem Dach des Regenwaldes locken ihre Blüten dann Kolibris zur Bestäubung an. Den Gartenhybriden ist die Früchtebildung jedoch abhandengekommen, sie werden mit Ablegern vermehrt.

Der Name der Pflanze geht bekanntlich auf den Forscher Louis Antoine de Bougainville zurück, der als Erster im Auftrag der französischen Krone 1766 bis 1769 die Welt umsegelte. Wer ihr tatsächlicher Entdecker war, bleibt ein Rätsel, hat aber reichlich Stoff für Romane und Filme gegeben. Denn mit an Bord waren der Naturforscher Philibert Commerson und mit ihm die als Mann verkleidete Jeanne Baret. Als Commerson auf der Reise starb, hat wahrscheinlich sie seine Pflanzensammlung nach Paris gebracht.

Im 20.Jahrhundert kam der Kletterstrauch dann über Ägypten nach Europa. Eingeführt wurde er durch den Züchter Karl Ruser aus Lörrach. Er verschickte ab 1950 die Pflanze in vollen Eisenbahnwaggons zu seinen Kunden. Der Badener gilt weltweit als der erfolgreichste Bougainvilleen-Züchter aller Zeiten.

Farbschattierungen

Die Zuordnung zu den einzelnen Sorten ist nicht ganz einfach, weil alle Arten in verschiedenen Formen und Farben auftreten und eine Neigung zur Hybridisierung zeigen. „Die Bougainvillea glabra ist auf der Insel pflegeleicht“, sagt Gartenarchitektin Könn. Die Bougainvillea spectabilis, die auch Bougainvillea-Hybride genannt wird, gibt es in vielen Farbtönen in Weiß, Creme, Gelb, Orange, zartem Rosa bis hin zu kräftigem Pink-, Purpur- und Scharlachrot und hellen Lilatönen. Wobei vor allem Pflanzen mit den hellen Blättern empfindlich gegen Kälte sind. „Bei mir im Garten bei Llucmajor ist es wahrscheinlich zu kalt für manche Sorten“, sagt Bea Bider, Mitglied der Mediterranean Garden Society. Könn berichtet zudem von Kunden, deren Bougainvilleen jahrelang keine Anstalten zum Wachsen machten, aber dann doch noch in die Höhe trieben.

Die schönsten Bougainvilleen sind auf der Insel dort zu beobachten, wo die Wurzeln im Kühlen sind. Dann schwingen sich die Lianen dem Licht und der Sonne entgegen. Das ist häufig in den Inselpatios zu sehen, wo dem Kletterer ähnliche Bedingungen wie im Regenwald geboten werden: unten Schatten, oben Licht. Ihr Ausbreiten auf Dächern ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn die Pflanze ist in der Lage, unter die Dachziegel aus Ton zu schlüpfen und sie dabei zu zerbrechen. Einfacher ist es , wenn sie sich mit ihren Dornen an einer Wand festhalten kann, an der eine Kletterhilfe installiert ist.

Schneiden und Pflanzen

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Die Bougainvillea benötigt regelmäßigen Schnitt. Spätestens wenn sie verholzt, ist darauf zu achten, dass keine unschönen Stümpfe am Stamm zurückbleiben. Ein erster zaghafter Schnitt kann im Herbst erfolgen. Für den gründlichen Rückschnitt ist im März der richtige Termin. Weniger gestutzt werden muss die Sorte „Thai“. Sie bildet keine lianenartigen Äste wie die kletternden Verwandten, wächst kompakt als Busch und nimmt viel Platz in der Breite ein. Deshalb pflanzt Könn sie nur dort ein, wo viel Raum verfügbar ist.

Auf Mallorca empfiehlt sich, die Bougainvillea blühend im Sommer zu kaufen, um sich für den richtigen Farbton entscheiden zu können. Gepflanzt wird im Winter, wenn sie mit den Niederschlägen anwachsen kann. Dann hat die Pflanze sich, wenn wieder die große Hitze kommt, schon richtig gut eingewöhnt.