Urlaub auf Mallorca: So finden Sie heraus, ob das Wasser im Pool wirklich sauber ist

Wer im Hotel oder auf der Ferienfinca ins Becken springt, tut das zumeist im vollen Vertrauen darauf, dass es dort hygienisch zugeht. Zu Recht?

Auf den ersten Blick ist mit diesem Pool alles in Ordnung: Das Wasser ist klar, Verunreinigungen sind nicht zu sehen.

Auf den ersten Blick ist mit diesem Pool alles in Ordnung: Das Wasser ist klar, Verunreinigungen sind nicht zu sehen. / MIGUEL FONT

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Die wenigsten Mallorca-Urlauber aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz haben in ihrem Garten einen Pool. Dementsprechend rudimentäre Erfahrung dürften sie mit Parametern wie Chlor, ph-Wert oder Cyanursäure haben. Wer sich in den Hotelpool oder in das Schwimmbecken auf der Ferienfinca stürzt, vertraut meistens darauf, dass das Wasser die gewünschte Qualität für ein Bad hat. Aber ist das auch wirklich so und wie kann man Verunreinigungen im Wasser als Laie entdecken? Die MZ hat zwei Profis um Tipps gebeten.

Zunächst einmal, so beruhigt José Antonio García, Eigentümer der Poolservice-Firma Familypool mit Sitz in Badía Gran, könne man davon ausgehen, dass vor allem Hotelpools auf Mallorca gründlich gewartet werden und sehr gute Badequalität haben. „Die Kontrollen der Gesundheitsbehörden auf den Balearen sind vor allem in den Hotelanlagen sehr streng, man nimmt die Vorgaben extrem genau.“

Hotels mit strengen Vorgaben

Die Hotels sind gesetzlich gezwungen, während der Badesaison dreimal täglich – einmal früh vor Öffnung des Pools, einmal mittags, wenn es besonders voll ist, und einmal nachts – die Parameter von Chlor, ph-Wert oder auch die Temperatur zu messen und schriftlich festzuhalten. „Am Ende des Monats müssen diese Werte dann an die Gesundheitsbehörden geschickt werden. Wer das nicht macht, muss mit einer Strafe rechnen“, sagt García. Aber auch ohne Versäumnisse können jederzeit Inspekteure des Gesundheitsministeriums am Pool stehen und selbst Messungen durchführen. Passt dann etwas nicht, kann es fünfstellige Strafen hageln.

Selbst wenn also tatsächlich mal ein bisschen Kinderpipi ins Wasser geht: So lange das Chlor und der ph-Wert richtig eingestellt sind, passiert nichts. Wie Raimund Eduard von der Firma Pool & Garden Mallorca berichtet, sind die Hotels verpflichtet, die aktuellen Werte für Chlor und ph-Wert öffentlich zu machen. Im Prinzip sollten sie neben der Wassertemperatur und den Öffnungszeiten am Schwimmbad angeschrieben stehen.

Diese Parameter gelten

Egal, ob es sich um ein Süßwasserbecken – wie in den meisten Hotelanlagen – oder um einen Salzwasserpool handelt: Der Wert des sogenannten freien Chlors sollte stets zwischen 0,5 und 2 Milligramm pro Liter Wasser liegen. Liegt der Wert zwischen 2 und 5 Milligramm, darf der Pool aber noch geöffnet bleiben. „Ab einem Wert von 5 Milligramm pro Liter muss er für Badegäste gesperrt werden“, sagt Eduard.

Daneben gibt es noch den gebundenen Chlor, der bereits gearbeitet hat und somit verbraucht ist. Dessen Wert sollte deutlich niedriger liegen und die 0,6 Milligramm pro Liter nicht übersteigen. Der ph-Wert, so Eduard, muss einen Wert zwischen 7,2 und 8 aufweisen. „Dann ist das Wasser neutral. Alles über 8 macht das Wasser alkalisch, unter 7 wird es sauer.“ Üblicherweise wird sogar ein ph-Wert empfohlen, der zwischen 7,0 und 7,4 liegen soll. Diese Parameter sind in einem königlichen Dekret genau geregelt. Werden diese Grenzwerte nicht eingehalten, kann es zu Reizungen an der Haut oder in den Augen kommen.

Auf der Finca genauer hinsehen

Etwas weniger Sicherheit bieten die Pools in der privaten Ferienvermietung. Zwar arbeiten die meisten Vermieter von Fincas oder Ferienvillen mit Poolpflege-Unternehmen zusammen, aber die Kontrolle der Hygienevorschriften ist nicht mit der in den Hotels vergleichbar. Eigentlich sollten auch hier die aktuellen Werte und die Temperatur am Pool angeschrieben sein, doch in der Praxis ist das in den wenigsten Fällen so, sagt Raimund Eduard.

Die Grenzwerte für Chlor und ph-Wert sind bei Pools in Privatfincas nicht vorgeschrieben, aber empfohlen. Wegen der geringeren Kontrolle müssen Urlauber hier aber aufmerksamer sein als im Hotel. Normalerweise, so erklärt Raimund Eduard, genüge es, auf den Grund des Pools zu schauen. „Wenn man den Boden an einem bestimmen Punkt ohne Probleme klar erkennen kann, sollte alles in Ordnung sein.“

Da mache es auch nichts, wenn ein paar Blätter oder anderer Schmutz auf dem Grund liege – so lange das Wasser klar sei. „Es kann höchstens sein, dass dadurch mehr Chlor nötig ist, weshalb es sich empfiehlt, die Blätter herauszufischen“, sagt Raimund Eduard.

Man sieht es dem Wasser nicht automatisch an

Ein Problem ist allerdings, dass man es dem Wasser nicht automatisch ansieht, ob der ph-Wert zwischen 7 und 8 liegt. „Der Wert kann zu hoch oder zu niedrig liegen, das Wasser kann aber trotzdem sehr klar sein“, sagt Eduard. Als Laie könne man das nicht beurteilen. Wer möchte, kann im Baumarkt ein Testkit für die Chlor- und ph-Wert-Indikatoren kaufen und selbst testen.

Und noch einen Wert gilt es zu berücksichtigen: die sogenannte Cyanursäure, ein Bestandteil von Chlorstabilisatoren. Die Stabilisatoren tragen dazu bei, dass das Chlor auch bei hohen Temperaturen und bei vielen Badegästen über einen längeren Zeitraum im Wasser bleibt. Eine erhöhte Konzentration von Cyanursäure ist nicht mit bloßem Auge erkennbar, kann aber ebenfalls zu Hautirritationen führen, erklärt José Antonio García.

Pumpe sollte großzügig laufen

Wer in einer privaten Finca Urlaub macht und feststellt, dass die Umwälzpumpe im Pool in den Sommermonaten beispielsweise nur zwei Stunden pro Tag läuft, der sollte bei seinen Vermietern Bescheid geben. Gerade wenn eine ganze Familie oder Freundesgruppe täglich den Pool benutzt, sind zwei Stunden deutlich zu wenig.

„Die Faustregel lautet, dass die Pumpe maximal vier Stunden braucht, um das Wasser im Pool einmal umzuwälzen“, erklärt Raimund Eduard. Das bedeute, dass in den heißen Sommermonaten die Pumpen von Pools, die täglich benutzt werden, zwischen acht und zwölf Stunden laufen sollten, um das Wasser etwa drei Mal umzuwälzen. In Hotels kann man davon ausgehen, dass die Pumpe großzügig läuft.

Ist alles in Ordnung, steht dem Badespaß nichts mehr im Weg. Ein Aspekt, der gerne mal vergessen wird, ist, sich vor und nach dem Schwimmen kurz zu duschen. Der Sinn liegt darin, Schmutzpartikel, Schweiß oder Sonnencreme vom Körper zu waschen und die Qualität des Wassers nicht zu beeinträchtigen. Ohnehin sollte man sich aber vor dem Bad im Pool nicht mit Sonnenmilch eincremen, so Raimund Eduard.

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