Amath Ndiaye bei Real Mallorca: Der Torjäger mit den neun Zehen

Der 20-jährige Senegalese musste sich nach einer bakteriellen Infektion einen Teil des Fußes amputieren lassen. Jetzt schießt er wichtige Tore

Amath Ndiaye erzielte das Siegtor.

Amath Ndiaye erzielte das Siegtor. / SAS/EFE

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Real Mallorca hat das Montagabendspiel (17.4.) gegen Celta de Vigo mit 1:0 gewonnen. Der erste Auswärtssieg seit fünf Monaten macht den Klassenerhalt fast schon zur Formsache. Der Erstligist hat nun 37 Punkte auf dem Konto. Das reichte in manchen Jahren schon, um den Abstieg zu verhindern. Neun Spiele stehen in dieser Saison noch aus. Das Polster auf die rote Zone ist mit zehn Punkten Vorsprung komfortabel.

Im Blickpunkt bei den Mallorquinern steht dieser Tage Amath Ndiaye. Der Angreifer hat nach langer Leidenszeit sein Lächeln wiedergefunden, auch wenn er dafür einen Zeh opfern musste.

Amath Ndiaye wuchs in Dakar auf

Der Senegalese wuchs in Dakar auf und träumte dort wie viele Jungs, mit der Fußballkarriere der Armut in seiner Heimat entkommen zu können. Über Jugendturniere in Frankreich machte er Scouts auf sich aufmerksam, die ihn im Alter von zwölf Jahren nach Valladolid lockten. Dort gab es Probleme mit den Dokumenten des Afrikaners. „Ich habe ein Jahr in Valladolid gespielt. Danach sagte der Club, dass ich keine Spiele mehr bestreiten darf, bis ich 18 Jahre alt bin“, erzählte er 2016 in einem Interview mit der Zeitung „El Día“.

Ndiaye suchte Alternativen. Er trainierte mit Valladolid und sammelte Spielpraxis bei unterklassigen Vereinen. Ein Aufenthalt in einer Jugendakademie des AC Milan half, sich weiter einen Namen in der Branche zu machen.

Atlético Madrid verpflichtet den Senegalesen

2014 verpflichtete Atlético Madrid den Angreifer für seine Jugendmannschaft. Dort spielte er in der Champions League der Junioren, schaffte aber nie den Sprung zu den Profis. Es folgte 2016 eine Leihe nach Teneriffa, die sein Leben einschneidend veränderte. Im Guten wie im Schlechten.

Auf den Kanaren entwickelte sich der 20-Jährige umgehend zur Stammkraft und überzeugte mit zwölf Toren in der zweiten Liga. Für die Beförderung in die Weltklassetruppe der Madrilenen reichte das zwar nicht, aber Getafe, das Teneriffa im Play-off-Finale um den Aufstieg geschlagen hatten, sicherte sich die Dienste des Senegalesen für drei Millionen Euro.

Bakterielle Infektion im Fuß

Allerdings hatte sich Ndiaye auf der Insel auch eine bakterielle Infektion im Fuß eingefangen, die ihn bereits dort zu einer kurzen Pause zwang. Auch in der ersten Liga war der Senegalese Stammspieler, seine Statistik mit drei Toren und drei Vorlagen in 37 Spielen aber durchwachsen. Das Highlight 2018 war sein Debüt in der Nationalmannschaft, für die er bis heute vier Mal spielte.

Im Dezember riss er sich dann das Kreuzband. Durch die einjährige Regeneration verlor er fast zwei Spielzeiten und seinen Stammplatz. Getafe boomte unter dem Schleifer Pepe Bordalás und spielte international. Für Ndiaye war kein Platz mehr. Das war die Chance für Real Mallorca. 2020 lieh der damalige Zweitligist den Angreifer für ein Jahr aus. Mit neun Toren hatte er großen Anteil am Aufstieg. Die Mallorquiner zogen die Kaufoption in Höhe von drei Millionen Euro.

Zeh wird amputiert

Doch in der ersten Liga funktionierte der wuselige Senegalese plötzlich nicht mehr. Immer wieder wurde der heute 26-Jährige von Verletzungen gebremst. Wie sich herausstellte, hatte die Infektion im Fuß Nachwirkungen. Der kleine Zeh schmerzte. Nachdem er auch die Vorbereitung auf diese Saison deswegen verpasste, entschloss sich der Spieler zur Amputation. Im Oktober kehrte er auf den Platz zurück und erhielt nach und nach mehr Minuten von Trainer Javier Aguirre.

Ndiaye kommt seine Vielseitigkeit zugute. Er kann auf dem Flügel spielen oder im Sturmzentrum. Gegen Vigo musste er in der Schlussphase gar als Rechtsverteidiger ran. Zwar fehlt ihm noch das Zielwasser. Gegen Valladolid in der vergangenen Woche verballerte er viele Chancen. Auch gegen Vigo scheiterte er allein vor dem Keeper. Doch dann war er da und erzielte den Treffer des Tages.

Beim Heimspiel am Sonntag (23.4., 18.30 Uhr) geht es gegen seinen Ex-Club Getafe, der noch mitten im Abstiegskampf steckt. Ndiaye dürfte erneut in der Startelf stehen. Mit einem Sieg würde Real Mallorca die 40-Punkte-Marke erreichen, mit der in Deutschland der Klassenerhalt als gesichert gilt. In Spanien spielen jedoch 20 Teams in der ersten Liga und somit zwei mehr als im deutschen Pendant. Die Grenze dürfte somit ein wenig höher liegen. „Ich traue der ruhigen Lage nicht, kein bisschen“, sagte Aguirre auf der Pressekonferenz nach dem Auswärtssieg. „Bis wir rechnerisch sicher sind, werden wir weiterkämpfen.“

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