Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Mai 2022

Mit der Wärme kommen die Mücken – und die haben es auf Mallorca in sich. Egal ob beim Abendspaziergang durch den Kiefernwald, beim Kaffeeklatsch auf der Terrasse oder nachts im Bett – die Quälgeister sind vor allem im Früh- und Spätsommer auf Mallorca allgegenwärtig. Gänzlich verschont bleibt niemand. Doch wer ein paar Vorsichtsmaßnahmen befolgt, leidet weniger.

Welche Arten gibt es auf Mallorca?

Auf Mallorca haben wir es gleich mit mehreren Mückenarten zu tun. Da ist zum einen die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die 2012 erstmals bei Bunyola entdeckt wurde und sich seitdem rasant auf der ganzen Insel verbreitet hat. Die etwa ein Zentimeter große, schwarz-weiß getigerte Mücke ist – anders als viele andere Mückenarten – am Tag aktiv. „Studien haben erwiesen, dass sie sich besonders dort vermehrt, wo viele Menschen und viele Wasserstätten sind“, so Miguel Ángel Miranda, Zoologe und Mückenexperte an der Balearen-Uni. „Dass es im Mai kaum geregnet hat, betrifft sie kaum, da sie ausschließlich in von Menschenhand gemachten Wasserstellen brüten kann.“

Auch aus Deutschland bekannt ist die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens), die etwas kleiner und bräunlich ist. „Sie ist in den Abendstunden und nachts aktiv. Wenn es im Schlafzimmer sirrt, haben wir es mit ihr zu tun.“ Die anhaltende Trockenheit der letzten Wochen könne die Population der Gemeinen Stechmücke ein wenig eindämmen. Vor allem davon betroffen sei aber die Aedes caspius, diese Mücke ist vor allem in landwirtschaftlichen Gegenden und Feuchtgebieten zu finden. Wer abends beim Spaziergang durch den Dünenwald vermehrt attackiert wird, ist vermutlich den Sandmücken (Phlebotominae) zum Opfer gefallen. „Sie gehören einer andern Familie an und haben keinen langen Rüssel. Durch Kleidung können sie, anders als die anderen, nicht stechen.“

Wie beuge ich vor?

Im Kampf gegen Mücken sei es unerlässlich, stehende Gewässer zu beseitigen, so Zoologe Miranda. Tigermücken-Weibchen legen ihre Eier gern in begrenzte Gewässer wie Eimer und Blumentöpfe mit abgestandenem Wasser. Die Gemeine Stechmücke nutzt auch größere Gewässer wie Teiche oder Pools. Grundsätzlich gilt: je weniger Wasser in der näheren Umgebung, desto besser.

Auch jeder Einzelne kann sich wappnen. Durch Baumwollkleidung stechen Mücken lieber als durch Polyester. Laut Informationen des spanischen Gesundheitsministeriums sollte man zudem gelbe Kleidung meiden. In geschlossenen Räumlichkeiten schützen feinmaschige Fenstergitter und Netze. Auch Lichtquellen, besonders Neonröhren, ziehen die Insekten an. Ebenso wie Schweißgeruch. Körperhygiene kann aber nur bedingt gegen Stiche helfen. Wer frisch geduscht neben einem großen, schwitzenden Mensch sitzt, der dürfte zwar weit weniger gestochen werden als seine Begleitung. Allerdings gilt: Letztlich ist der individuelle Körpergeruch entscheidend dafür, wie anziehend jemand auf Mücken wirkt. Und der stäche bereits wenige Stunden nach dem Duschen wieder hervor. „Deshalb werden einige Menschen auch häufiger gestochen als andere“, erklärt Miranda. Er warnt: „Auch Parfüms können die Tiere anlocken.“ Ebenso wie das CO2 unseres Atems.

Welche Schutzmittel helfen?

Um nachts trotzdem seine Ruhe zu haben, können Elektroverdampfer helfen. Die Geräte, die in jedem Supermarkt auf Mallorca zu kaufen sind, sollten vier bis sechs Stunden vor dem Zubettgehen in die Steckdose gesteckt werden. Dann verdampft eine Flüssigkeit, die an den Oberflächen haften bleibt und die Mücken ausknockt. Nicht alle mosquitos erwischt es, aber doch einen Großteil. Achtung: nicht für Zimmer geeignet, in denen Kinder unter zwei Jahren schlafen!

Draußen muss man sich anders behelfen. Verschiedene Pumpsprays oder Cremes bieten einen gewissen Schutz, wie Verbraucherschützer bestätigen. „Sie übertönen den Körpergeruch“, so auch Miranda. Der effektivste und in vielen Mitteln enthaltene Wirkstoff heißt DEET (Diethyltoluamid), wie das spanische Gesundheitsministerium auf seiner Internetseite betont. Nachteil: Die Substanz kann Kunststoffoberflächen wie Sonnenbrillen beschädigen. Ebenfalls als wirksam bezeichnet die Behörde den Stoff Icaridin (Hydroxyethyl-isobutyl-piperidin-carboxylat), der unter anderem im Verkaufsschlager Autan enthalten ist. In Apotheken finden sich spezielle Präparate für Babys und Kleinkinder. „Die Gebrauchsanweisung muss sorgfältig gelesen und das Produkt entsprechend regelmäßig aufgetragen werden“, mahnt das Ministerium. Weniger gut schneiden bei Verbrauchertests Mittel mit PDM und Ethyl-butyl-acetyl-amino-propionat ab.

Ultraschallgeräte, die angeblich einen Ton erzeugen, den Mücken meiden, funktionieren laut Verbrauchertests nicht. Zoologe Miranda hält auch nichts davon. „Mücken richten sich nicht nach ihrem Gehör. Diese Geräte bieten keinerlei Schutz.“ Auch Zigaretten- oder Feuerrauch helfen nicht. Immerhin gibt es Studien, die belegen, dass Citronella-Kerzen oder Anti-Mosquito-Rauchspiralen, die in jeder Drogerie erhältlich sind, zumindest die Anzahl der Stiche verringern.

Gestochen – und was nun?

Wie gesagt: Es ist fast unmöglich, gar nicht gestochen zu werden. In der Regel ist das nervig, aber harmlos. „Theoretisch kann die Tigermücke Zika oder Dengue übertragen. Das passiert aber nur, wenn Infizierte aus entsprechenden Ländern einreisen, und kommt auf den Balearen nur in wenigen Fällen pro Jahr vor“, sagt Miranda. „Ein Risiko besteht, es ist aber nicht sehr hoch.“

Keine Panik also, wenn es juckt. Meist hilft sofortiges Kühlen. Wer besonders stark auf die Stiche reagiert, sollte Antihistaminika-Tabletten oder -salben aus der Apotheke einnehmen. Wichtig: nicht kratzen und die betroffenen Körperstellen möglichst ruhig halten. Wer mag, kann spezielle Stichheiler-Sticks kaufen, die den Stich ohne Chemie erwärmen und den Juckreiz lindern. Nachteil: Die Behandlung ist unangenehm. Bei Fieber und lang anhaltenden, auffällig geschwollenen und geröteten Einstichstellen sollte man zum Arzt gehen.