Seit Jahren bemängeln Anwohner und Umweltschützer die schlechte Wasserqualität in der Bucht von Pollença im Norden von Mallorca. Eine wissenschaftliche Studie bestätigt nun die Befürchtungen. Wie Experten des Meeresforschungsinstituts IMEDEA im Auftrag des Rathauses von Pollença dokumentierten, fließen regelmäßig Abwässer in die Bucht. Vor allem betroffen ist das Küstengebiet vom Sporthafen bis zum Flugstützpunkt. Besonders am Badestrand Playa d'Albercutx konnten "nicht ständig, aber doch regelmäßig" Fäkalstoffe im Wasser nachgewiesen werden.

Schuld daran sei nicht die Kläranlage. Ihren Einfluss auf die Kontamination schlossen die Wissenschaftler aus. Vielmehr sei die Umweltverschmutzung auf "undichte Stellen im Abwassernetz, nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossene Wohnsiedlungen und/oder Probleme im Regenwassernetz zurückzuführen", heißt es.

Kaum Probleme am Hauptstrand

Besser steht es laut der Studie um die Badestellen südlich des Sporthafens in Richtung der Playa de Llenaire, dem Hauptstrand der Gemeinde. "Sie sind zum Baden geeignet, denn bei weniger als einem Prozent der Proben wurden hier die von der Gesetzgebung vorgeschriebenen Höchstwerte an Verschmutzung überschritten", resümieren die Wissenschaftler. Auch ihr Gesamtfazit fällt zumindest nicht komplett pessimistisch aus: Unterm Strich sei das Wasser in der Bucht von Pollença keine "tote Zone", wie eine Bürgerbewegung immer wieder kritisierte, wohl aber ein "geschädigtes Gebiet".

Als Lösungsansatz des Problems schlägt die IMEDEA-Studie, die letzte Woche bei der Ratssitzung in Pollença vorgestellt wurde, vor, den bestehenden Verwaltungsplan (plan de gestión del Lugar de Interés Comunitario LIC) der Buchten von Pollença und Alcúdia zu aktivieren. Dieser verpflichtet die Verwaltungen Maßnahmen zu koordinieren, um den Abwasserausfluss ins Meer zu verhindern. Wichtig sei es, die Wasserqualität kontinuierlich zu überprüfen.

Bürger hatten Druck gemacht

Dass sich das Rathaus von Pollença überhaupt mit dem Thema beschäftigt, ist engagierten Bürgern zu verdanken. Seit dem Sommer 2020 prangert die Bürgerplattform Associació per la Defensa del Port de Pollença (ASDEPP) hartnäckig die schlechte Wasserqualität an. Anfangs leugneten die Verantwortlichen im Rathaus noch die Problematik.

Dass die Ursache vor allem beim Abwassersystem im Küstenort liege, hatten die Aktivisten von vornherein vermutet. Schon im August 2021 kritisierten sie im MZ-Gespräch, dass das Abwassersystem seit 40 Jahren nicht mehr im großen Stil renoviert worden sei. Gleichzeitig seien in den vergangenen Jahrzehnten aber immer mehr Privathäuser und touristische Unterkünfte entstanden, die ebenfalls ihre Abwässer in die alten Rohre leiteten. /somo