Schafft Mallorca die Energiewende schon bis 2030? Der Ist-Stand und die neuen Perspektiven

Die Balearen werden in ein EU-Programm aufgenommen, das Inselregionen beim ehrgeizigen Ziel einer beschleunigten Abkehr von fossilen Energieträgern helfen soll

Fotovoltaikanlagen sind auf Mallorca endlich keine Seltenheit mehr. | FOTO: SARA LEDO

Fotovoltaikanlagen sind auf Mallorca endlich keine Seltenheit mehr. | FOTO: SARA LEDO / SARA LEDO. MADRID | JOSE LUIS ROCA

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Mallorca bekommt beim Ziel der Dekarbonisierung kräftige Unterstützung der EU: Die Balearen sind zusammen mit weiteren Inselregionen für ein Programm ausgewählt worden, das eine vollständige Energiewende dieser Regionen für 2030 vorsieht. Man werde den insgesamt 30 am Projekt teilnehmenden Inselregionen bei ihrem individuellen Weg für dieses Ziel mit einer „umfassenden Unterstützung“ zur Seite stehen, heißt es in einer EU-Mitteilung von Ende vergangener Woche. Die Inseln würden somit zu Pionieren und Vorbildern.

Die Bewerbung fand im September statt, auf Initiative der konservativen Landesregierung. Man habe ein „ernsthaftes“ und „ehrgeiziges“ Projekt eingereicht, erklärte Diego Viu, zuständiger Generaldirektor im Energieministerium, ohne Details zu nennen. Das balearische Energiewende-Gesetz sieht bislang die Abkehr von fossilen Energieträgern bis 2050 vor.

Der derzeitige Energiemix

Obwohl der Ausbau der erneuerbaren Energien zuletzt massiv an Fahrt aufgenommen hat, ist weiterhin viel Luft nach oben. Nach einem Anteil von rund sieben Prozent an der Produktion auf den Balearen während der vergangenen Jahre liegt der Prozentwert aktuell bei 1 1,4 Prozent, wie aus Daten des Netzbetreibers Red Eléctrica (REE) hervorgeht. Der Prozentsatz der Erneuerbaren an der auf den Balearen verbrauchten Energie liegt etwas höher, da über das Unterseekabel ein höherer Anteil grüner Energie auf die Inseln geleitet wird. Zwar kommt kaum noch Kohle zur Energieerzeugung zum Einsatz, dafür ist der Anteil von Erdgas gestiegen. Diese Kraftwerke will der Konzern Endesa aber bis 2040 schließen. Das Kalkül: Bis dahin sind genügend Fotovoltaikanlagen installiert, und ein zweites Stromkabel zum Festland ist in Betrieb.

Stau von Anträgen im Energieministerium

Insbesondere bei der Fotovoltaik zur Eigenversorgung gab es zuletzt einen enormen Schub. Beim Konzern Endesa, der nicht nur Stromanbieter, sondern auf den Balearen auch Netzbetreiber ist, sind in den ersten neun Monaten 2023 mehr als 7.000 Anträge für Anschluss und Netzeinspeisung eingegangen. Man habe inzwischen rund 14.000 Anlagen ans Netz genommen – mehr als doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr, so ein Sprecher gegenüber der MZ.

Neue Förderprogramme

Grund für den Anstieg sind nicht zuletzt die Förderprogramme. Wegen des hohen Interesses stapeln sich zuletzt die Anträge im balearischen Energieministerium, es kam zu langen Wartezeiten. Zum aktuellen Bearbeitungsstand lägen keine Zahlen vor, aber inzwischen habe man die Zahl der Mitarbeiter auf 24 verdoppelt, so Generaldirektor Viu gegenüber der MZ. „Im kommenden Jahr wollen wir die Belegschaft weiter aufstocken.“ Es werde im neuen Jahr zwei neue Ausschreibungen für EU-Fördergelder geben, aus dem FEDER-Topf von Januar bis März, aus dem NextGeneration-Topf von April bis Dezember.

Unklar ist derweil, wie die Zukunft der Mobilität auf den Balearen geregelt sein wird. Bislang ist ein Verbot von Verbrennungsmotoren bis 2035 vorgesehen. Dieses müsste auf 2030 vorgezogen werden, um das jetzt ausgegebene Ziel der Energiewende zu erreichen.

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