Knallharter Streik-Poker um die Wäschereien: Was für Mallorca-Urlauber auf dem Spiel steht

Die Vertreter der Angestellten in den Wäschereien auf den Inseln kritisieren die Bedingungen als katastrophal und drohen mit Streik. Ein Ausstand hätte Folgen für viele Hotels auf Mallorca

Die Arbeitsbedingungen in den Betrieben seien denkbar hart, kritisieren die Gewerkschaften.

Die Arbeitsbedingungen in den Betrieben seien denkbar hart, kritisieren die Gewerkschaften. / EUROPA PRESS

Die Angestellten und die Gewerkschaften sind die ihrer Ansicht nach weitverbreiteten katastrophalen Arbeitsbedingungen leid: Ab dem 1. August sollen die großen Wäschereien auf Mallorca unbefristet bestreikt werden. Und das dürfte ernsthafte Konsequenzen für die Hotels auf der Insel haben, wie Susana Offidani von der Gewerkschaft CCOO Habitat Balears gegenüber der MZ erklärt.

Es gebe auf der Insel ein Dutzend Wäschereien, die sowohl für den Tourismus als auch das Gesundheitswesen, etwa Krankenhäuser, arbeiten. „Während des Streiks werden wir natürlich den Gesundheitsbereich weiter versorgen. Die Hotels werden aber ohne frische Handtücher und Bettwäsche dastehen.“

Im Stehen bei über 40 Grad arbeiten

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Wäschereien gingen einer körperlich extrem belastenden Tätigkeit nach. „Es ist ein echter Knochenjob. Die Menschen arbeiten im Stehen bei Temperaturen von rund 40 Grad“, sagt Offidani.

Je nachdem, um welche Wäscherei es sich handelt, sind allerdings auch noch höhere Temperaturen möglich. Der ein oder andere Betrieb hat immerhin inzwischen besser funktionierende Klimaanlagen eingebaut, doch gegen die dampfig-warme Luft sind auch sie häufig machtlos.

Manche arbeiten sieben Tage die Woche

Zudem gebe es, so Offidani, auf Mallorca, wie in vielen anderen Branchen auch, viel zu wenige Mitarbeiter, um die Wäscheberge im Sommer zu bewältigen. „Das führt dazu, dass viele Mitarbeiter sieben Tage die Woche arbeiten und auch noch viel mehr als die zulässigen 80 Überstunden pro Jahr schuften. Legal ist das nicht.“

Der Umstand, dass unter den Mitarbeitern viele Migranten seien, führe dazu, dass diese häufiger ausgebeutet würden. Auch Menschen mit Behinderung arbeiten häufig in den Wäschereien. Die Unternehmen brüsten sich in diesem Zusammenhang damit, einen sozialen Ansatz zu verfolgen.

Gewerkschaften fordern Grundgehalt von 1.300 Euro

Die Gewerkschaft CCOO Habitat Balears kämpft nun also dafür, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. So soll im Tarifvertrag festgeschrieben werden, dass die balearenweit rund 1.500 Mitarbeiter an zwei aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche frei haben – gegenwärtig ist das oft nicht der Fall.

Zudem fordert die Gewerkschaft ein Grundgehalt von 1.300 Euro. Aktuell verdienen die Angestellten den staatlich festgelegten Mindestlohn von 1.080 Euro. „Wobei ich von Fällen weiß, in denen die Mitarbeiter mit 800 oder 900 Euro im Monat abgespeist werden“, so die Gewerkschafterin. Sie wisse von Angestellten, die reihenweise Überstunden machten, um sich angesichts der hohen Lebenskosten auf der Insel ein wenig Geld dazuzuverdienen. „Dabei setzen sie ihre Gesundheit aufs Spiel. Das wäre mit einer Anpassung der Löhne vermeidbar.“

Arbeitgeber bieten 20 Euro mehr an

Die Arbeitgeber, die im Gegensatz zu den Gewerkschaften den Arbeitskonflikt bislang diskret handhaben, zeigten sich bislang nicht wirklich verhandlungsbereit, so Offidani. In den ersten fünf Verhandlungsrunden hatten sie einen Anstieg des Grundgehalts um 20 Euro angeboten. Dabei könnte eine substanzielle Lohnerhöhung auch die hohe Fluktuation stoppen. „Viele Mitarbeiter, vor allem die jungen Leute, ziehen andere Branchen vor. In der Gastronomie wird besser bezahlt.“

Ein neuer Versuch einer Einigung fand am Mittwoch (26.7.) um 10 Uhr vor dem Vermittlungs- und Schiedsgericht der Balearen, Tamib, statt. Bei diesem Treffen waren laut Offidani auch Vertreter der Hoteliers der verschiedenen Inseln zugegen.

Verhandlungen gehen am Donnerstag weiter

Die Verhandlungen wurden gegen 13.30 Uhr allerdings unterbrochen und auf den Donnerstag (27.7.) vertagt. Noch am Mittag hatte es so ausgesehen, als würde den gesamten Tag über verhandelt werden. Wie der Generalsekretär der Gewerkschaft CCOO Habitat Baleares, Miguel Pardo, der MZ mitteilte, haben sich die Hoteliers nun Bedenkzeit erbeten. Der Streikaufruf für den 1. August sei also weiterhin aktuell.

Wobei nicht in allen Hotels Sorgen laut werden. Betroffen sind laut Susana Offidani vor allem die Häuser auf Mallorca und Menorca, die ihre Wäsche über externe Dienstleister waschen lassen. „Auf Ibiza haben viele Hotels die Wäschereien im Haus. Dadurch fallen die Mitarbeiter unter den Tarifvertrag der Hotelbranche und Gastronomie.“