Für Schwaben und Bayern gehört eine Brezel zur Alltagsverpflegung dazu – Mallorquiner kennen das süddeutsche Gebäck in der Regel höchstens aus den Brotregalen im Lidl. Nicole und Mario Marsollek sind weder das eine noch das andere, sondern waschechte Berliner. Dennoch, da sind sie sich sicher, sind Brezel ihre Zukunft. Die Auswanderer sind kurz davor, mit dem Brezel Bro’s ihr erstes eigenes Lokal zu eröffnen – und es ganzjährig zu betreiben. Ausgerechnet in Cala d’Or im Osten von Mallorca, wo im Winter die Bürgersteige hochgeklappt sind.

Die Idee mag gewagt klingen, doch wer die Marsolleks kennenlernt, merkt schnell: Hier sind zwei mit Köpfchen am Werk. Weder war ihr Umzug nach Mallorca eine Hauruckaktion, noch sind sie blutige Anfänger, was das Brezel-Business angeht. Mario Marsollek hat seine Ausbildung zum Systemgastronomen bei der Fast-Food-Kette Subway gemacht und zudem jahrelange Berufserfahrung als Abteilungsleiter in einem Brezelladen am Berliner Flughafen. „Ich weiß, wie Brezel schmecken müssen und wie sie bei verschiedenen Zielgruppen ankommen“, sagt er. Nicole Marsollek kommt aus der Hotelbranche, ist den Umgang mit internationalen Kunden gewöhnt und teilt den jahrzehntealten Traum ihres Mannes vom Leben auf Mallorca.

Auch süße Brezel-Kreationen sind geplant. Nele Bendgens

Eröffnung am 15. März

Auch Geduld und Rücklagen haben die beiden. Bereits vor einem Jahr zog das Paar mit Sohn Philian (8) in die neu gekaufte Wohnung in Cala Ferrera. „Wir wollten nichts überstürzen, sondern in Ruhe ankommen, bevor wir ein Geschäft eröffnen“, so Mario Marsollek. Im September sahen sie das „Zu vermieten“-Schild an dem Ladenlokal in der Nummer 63 von Cala d’Ors Haupteinkaufsstraße Boulevard d’Or und griffen zu. „Unser Sohn hat sich super in der Schule eingewöhnt und kreuzt die Tage am Kalender ab, bis wir den Laden eröffnen“, so Nicole Marsollek. Am 15. März soll es so weit sein. Ihr Mann nickt. „Er ist mein Sohn, mein Freund und mein Bro, daher auch der Name. Am liebsten würde er selbst hinterm Tresen stehen.“

Fast im Alleingang bauten die Berliner das Ladenlokal in den vergangenen Monaten um, verwandelten es von einer ehemaligen Boutique in einen modernen Snack-Imbiss. Das große Brezel-Wandgemälde stammt von Nicoles Vater. „Meine Eltern sind mit uns zusammen ausgewandert. Wir sind absolute Familienmenschen und froh über die Unterstützung.“

Brezelrohmasse aus Deutschland

Zunächst werden Mario und Nicole den Laden aber allein schmeißen. Dass sie anfangs wohl Zwölf-Stunden-Schichten fahren werden müssen, ohne groß Gewinne zu machen, schreckt sie nicht ab. „Wir haben uns schon in Deutschland nicht vor Arbeit gescheut und freuen uns richtig darauf“, sagt Mario Marsollek. Die Brezelrohmasse wird er tiefgefroren aus Deutschland geliefert bekommen. Daraus will er dann die abenteuerlichsten Kreationen kredenzen. „Hier sieht man es“, sagt er und deutet enthusiastisch auf Fotos auf dem Smartphone. Zu sehen sind Brezel-Hotdogs und Brezel-Pizzen. „Und wir planen auch süße Kreationen mit Schokolade oder Glasuren.“

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Die spanische Kundschaft soll mit Chorizo angelockt werden. Nele Bendgens

Auch die spanische Kundschaft will überzeugt werden. Schon jetzt werben die Marsolleks auf Flyern mit Brezeln mit Chorizo, Sobrassada oder Serrano-Schinken. „Ganz normale Laugenbrezel mit Butter und Schnittlauch gibt es aber auch.“ Im Brezel Bro’s hofft man auf Laufkundschaft. Urlauber mit Halbpension, die noch einen kleinen Hunger haben. Oder Bewohner der vielen Ferienapartments in Cala d’Or, die sich selbst verpflegen. Strandgänger, die eine Brezel mit an die nahe gelegene Bucht Cala Gran nehmen. Und im Winter mittelfristig auf Kunden aus anderen Orten. Mario Marsollek: „Schließlich gibt es kein anderes Brezel-Lokal auf Mallorca.“