Zwischen den großen, Schatten spendenden Palmen sind sie ganz selbstverständlich alle paar Hundert Meter an der Playa de Palma zu sehen. Die grün-rot blinkenden Kreuze, die nicht zuletzt den deutschen Urlaubern den Weg zur Apotheke weisen. Seit dem Saisonstart am Ballermann decken sie sich hier wieder mit allerlei Salben, Säften, Pillen oder Pflastern ein. Eine Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kleinen Apotheken.

Deutschkenntnisse sind Pflicht, ein Gespühr für Dialekte schadet nie

Bereits kurz vor Öffnung nach der Mittagspause stehen an diesem Montag die ersten Touristen mit ihren Wehwehchen vor der Tür. Deutschkenntnisse sind für die Apotheker Pflicht, ein Gespür für Dialekte schadet nie. „Ich hab mir wohl einen Zuch geholt, gestern beim Radeln“, beschreibt ein Kunde in feinsten Rheinisch seine Ohrenschmerzen. Der Mitarbeiter zaubert nach nur wenigen Sekunden das passende Mittelchen aus dem Schrank hervor. Der Kunde bedankt sich freundlich und geht. Ein wenig herzlicher ist das Gespräch mit der nächsten Kundin. Sie ist Einheimische und dem Apotheker offensichtlich bestens bekannt. Die beiden unterhalten sich angeregt, bis der nächste Deutsche mit einem verbundenen Zeigefinger den Laden betritt.

„Es ist fast noch mehr los, als in den Jahren vor der Pandemie“

Viel Zeit für Small Talk mit Einheimischen dürfte in den kommenden Monaten nicht mehr bleiben. Mit dem Frühling kehrt auch der Betrieb zurück. Gloria Cabrera Jaume arbeitet bereits seit 20 Jahren in der Farmacia Enseñat in Arenal, die nur wenige Hundert Meter von den großen Partytempeln der Playa entfernt liegt. „Es ist fast noch mehr los, als in den Jahren vor der Pandemie“, berichtet sie über die angelaufene Saison. Mit den Deutschen könne sie mittlerweile gut umgehen, sie finde für nahezu alle Probleme, die während des Urlaubs auftreten, eine gute Lösung. Nur in den seltensten Fällen überweist sie Kunden zu einem Arzt oder in ein Gesundheitszentrum.

Die Nachwehen des Alkoholkonsums zu lindern, spielt an diesem Standort eine große Rolle. Am liebsten decke sich das Partyvolk mit Aspirin, dem Magentabletten-Klassiker Rennie oder dem Schmerzmittel Ibuprofen ein. „Die Kunden fragen häufig nach ‚Ibuprofen 600‘, aber das bekommt man in Spanien bloß auf Rezept“, sagt Cabrera.

Die "Pille danach" ging leer

Doch nicht nur Schmerzmittel braucht es am Katermorgen, auch die „Pille danach“ werde wieder stark nachgefragt. So häufig, dass die Apotheke ihre Bestellungen bereits aufstocken musste. „Etwa sechs bis sieben Mal täglich wird die ‚Pille danach‘ im Sommer bei uns verkauft“, sagt Cabrera. Im Winter seien es im Schnitt nur etwa zwei Notfallpillen im Monat. Auch einige Antigentests wandern hier trotz gefühlt niedergerungener Pandemie immer noch über den Tresen. Kurz vor dem Abflug wollen sich viele Urlauber über eine mögliche Corona-Infektion klar werden.

Eine Reisegruppe aus Köln komme jedes Jahr in die Farmacia Enseñat, um sich mit Mittelchen für den Urlaub einzudecken. Die Medikamente bereits in Deutschland zu erwerben, käme für die Truppe nicht infrage, ebenso wenig der Einkauf in einem anderen Laden. Sie haben eben ihre Prinzipien, die Deutschen. Es ist eine der wenigen persönlichen Beziehungen zu deutschen Urlaubern, die die Apothekerin über die Jahre aufgebaut hat.

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Eine neuer Stil an der Playa de Palma

In Anbetracht der nun wieder zu erwartenden Urlaubermassen wünscht sich Gloria Cabrera ausdrücklich den in diesen Tagen so intensiv diskutierten Stilwandel an der Playa de Palma hin zu mehr Qualitätstourismus. Sie selbst wohne bloß zehn Minuten von der Apotheke entfernt, mit ihren Kindern würde sie gern auch in den wärmeren Monaten an den Strand gehen. Das sei allerdings schwierig, bei dem vielen Alkoholkonsum und der lauten Musik. „Die Hälfte an Touristen würde mir ausreichen“, sagt Gloria Cabrera. Dann hätte sie wahrscheinlich immer noch genug Arbeit und müsste nicht so viele Produkte nachbestellen.