Professor Michael Popp hat nun bereits zum vierten Mal sein Weingut Castell Miquel für die Verleihung der MZ-Preise zur Verfügung gestellt. Das Besondere in diesem Jahr: Der Unternehmer wurde mit einem Überraschungspreis ausgezeichnet, weil er seit Jahren Arbeitsplätze schafft und zum Erhalt der Landschaft und Landwirtschaft auf Mallorca beiträgt.

Der Nürnberger, der mit seinem Unternehmen Bionorica pflanzliche Arzneimittel wie Sinupret vertreibt, baut auf der Insel Heilpflanzen an und hat mit der Finca Sa Canova gewissermaßen ein landwirtschaftliches Kulturerbe der Balearen übernommen. Schulklassen lernen dort ganz praktisch etwas zur Landwirtschaft. Außerdem trägt er mit der Bodega Castell Miquel zur Weinvielfalt auf der Insel bei.

Ist Ihr Weingut hier ein Geschäft oder ein Liebhaber-Projekt?

Beides. Nicht nur das Weingut, sondern auch die Landwirtschaft ist für mich mehr als ein Liebhaber-Projekt. Man kann sogar sagen, dass es eine Erfüllung für mich ist. Ich komme ursprünglich aus der Pharmazie und habe dann über die Heilpflanzen für meine pflanzlichen Arzneimittel die Landwirtschaft für mich entdeckt. Wir haben auf Mallorca um die 100 Hektar Heilpflanzen angebaut. Daraus werden vor Ort verschiedene Extrakte für unsere Produkte gewonnen. Wir stellen hier auf der Insel zum Beispiel sämtliche Extrakte für Bronchipret her. Zusätzlich zur Landwirtschaft kam dann irgendwann eben auch der Wein. Damals, vor über 20 Jahren, schmeckten mir die mallorquinischen Weine nicht so gut und ich dachte mir, dann versuche ich es eben selbst. Es war nie mein Ziel, eine Bodega zu haben, allerdings ist das Projekt immer größer geworden und jetzt macht es mir sehr viel Spaß.

Können Sie sich überhaupt selbst oft um Ihr Weingut kümmern?

Ich bin meistens nur relativ kurz hier, ein bis zwei Tage im Monat. Wir haben gerade in den letzten Jahren sehr viel investiert und viel Arbeit hineingesteckt. Ich konnte glücklicherweise vor ein paar Jahren zwei Nachbargrundstücke in der Nähe von Llubí kaufen, die ich in eine gemeinsame Anbaufläche verwandelt habe. Vor drei Jahren haben wir dort angefangen, 30 Hektar Wein anzupflanzen. Insgesamt bauen wir damit nun Wein auf etwa 50 Hektar an.

Verkauft sich der Wein denn gut?

2020 war für uns, wie auch für die gesamte Gastronomie und Hotellerie auf der Insel, ein sehr schwieriges Jahr, in dem wir kaum Weine des Jahrgangs 2019 verkauft haben. Vergangenes Jahr war dafür richtig gut. Wir haben die Weißweine und den Rosé aus 2019 und 2020 verkauft. Dafür war es dann dieses Jahr wieder eng und wir sind froh, dass wir für das kommende Jahr mehr Menge haben, um unsere Kunden ausreichend beliefern zu können.

Was ist Ihr Ziel mit dem Weingut?

Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren mehr Weißwein und Rosé zu produzieren. Die Landwirtschaft ist zwar ein Liebhaber-Projekt, soll sich am Ende aber auch rechnen. Dies wird noch eine ganze Weile dauern, da wir gerade erst in neue Flächen investiert haben. Irgendwann soll sich die Bodega dann zumindest selbst tragen und gleichzeitig soll die Qualität nicht leiden. Bei unserer Bodega gehen wir nach folgendem Prinzip vor: relativ viele Pflanzen pro Hektar, aber gleichzeitig wenig Ertrag pro Pflanze. Mit diesem Ansatz stellen wir eine hohe Qualität sicher. Das beginnt damit, dass wir die Pflanzen nicht zu sehr bewässern. Wir wollen keine großen Trauben, sondern kleine Trauben haben und damit intensiveren Geschmack. Wenn wir zu viele Blütenstände haben oder zu viele grüne Trauben, werden diese vorher abgeschnitten, damit sie nicht reifen. Dadurch hat die Pflanze mehr Energie für die wenigen Trauben, die an der Pflanze verbleiben.

Medikamente, Landwirtschaft, Weingut. Werden die Projekte Ihnen nicht irgendwann zu viel?

Nein, ich bin ja Unternehmer. Ich kann mir mein Leben nicht vorstellen, ohne etwas zu unternehmen. Selbst im Urlaub bin ich immer unterwegs. Länger als drei Nächte in ein und demselben Hotel halte ich gar nicht aus. Ich muss irgendwie weiterziehen, etwas Neues erleben, etwas anderes machen.

Ihr Hauptunternehmen bleibt Bionorica. Welche Neuigkeiten gibt es da?

Corona-Erkrankungen haben inzwischen häufig milde Verläufe mit Symptomen, die denen von Erkältungen ähneln. Wir haben festgestellt, dass wir mit unseren klassischen Produkten unseren Patienten gut helfen können. Gleichzeitig stellen wir uns immer breiter auf. Wir konnten beweisen, dass unser Arzneimittel Canephron bei unkomplizierten Harnwegsinfekten genauso effektiv ist wie ein Antibiotikum. Antibiotikaresistenzen werden zunehmend problematischer, daher ist es gut, auf pflanzliche Arzneimittel auszuweichen. Neu auf dem Markt ist außerdem ein fünffach konzentriertes Arzneimittel namens Agnucaston, das aus der Mönchspfeffer-Pflanze gewonnen wird und PMS sowie Regelbeschwerden lindert.

Zum Abschluss noch eine Frage zur Insel: Der MZ-Preis geht an Menschen, die sich über nationale Zugehörigkeiten und kulturelle Eigenarten hinweg um das Zusammenleben und Wohlergehen auf der Insel verdient gemacht haben. Wie viel bekommen Sie von den kulturellen Eigenarten der Mallorquiner mit?

Die Mallorquiner sind ein sehr verschlossenes Volk, ähnlich wie wir Franken. Um Freundschaften zu schließen, führt der Weg oft nur über einzelne Bekannte, die einen zu Veranstaltungen oder Treffen mitnehmen. Aber es geht. Ich bekomme viel mehr von der mallorquinischen Gesellschaft mit als viele andere Deutsche. Zum Beispiel kennen meine Familie und ich zwei Frauen, die auf Castell Miquel aufgewachsen sind und wir gehören praktisch zur Familie. Ich sehe verschiedene Seiten der Insel. Ich kenne den Bürgermeister, aber gleichzeitig auch meine Nachbarn, die wie ich Landwirtschaft betreiben. Ich habe es zum Glück über meine Betätigung geschafft, von den Mallorquinern akzeptiert und integriert zu werden.

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Die Preise der Mallorca Zeitung 2022 - Die schönsten Bilder Javier Fernández / La Siesta