Die Kubanerin Diosmary lebt seit elf Jahren auf Mallorca und sieht sich nun schon zum zweiten Mal mangels Alternativen gezwungen, auf dem Flughafen zu leben. Seit September sei sie hier, so die 49-Jährige gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca", das Zusammenleben sei "im Allgemeinen gut". Sie störe nicht, jeder kenne sie als "die Kubanerin".

"Es gibt mehr Menschen, die am Flughafen leben, ich bin nicht die Einzige. Solange man nicht stiehlt und keinen Schaden anrichtet, können sie einen nicht hinausschmeißen. Ich bin nicht zum Spaß hier." Sie habe nur einen Koffer mit all ihren Habseligkeiten bei sich, "ich brauche nichts anderes", erklärt sie. "Ich möchte nur eine Arbeit finden, damit ich hier auf Mallorca eine Aufenthaltsgenehmigung bekomme".

Helfer, aber auch unangenehme Kontakte

Jeden Abend kämen Mitarbeiter des Roten Kreuzes vorbei und brächten Saft und Kekse, dafür sei sie ihnen sehr dankbar. "Außerdem kümmern sich viele Menschen, die hier arbeiten, um uns und erkennen uns bereits; wenn sie Vertrauen fassen, bringen sie uns nicht selten Quelitas oder eine Flasche Wasser", erzählt Diosmary.

"Manchmal aber kommen Männer auf mich zu und bieten mir Geld für sexuelle Dienste oder eine Unterkunft an, aber darauf lasse ich mich nicht ein", betont sie. So vergangenen Donnerstag. "Es war 5 Uhr morgens, und ich sah einen Mann vor mir, der mich beobachtete. Trotz meiner anfänglichen Weigerung bestand er eine Zeit lang darauf, mir Geld zu geben, damit ich essen konnte. Ich weigerte mich, aber er blieb hartnäckig, und schließlich willigte ich unter der Bedingung ein, dass er mich in Ruhe lässt und weggeht". Dies geschah jedoch nicht. "Schließlich begann er, sexuelle Gefälligkeiten zu fordern. Ich gab das Geld schnell zurück und geriet in einen Streit mit ihm, bis er schließlich ging."

Anzeigetafel. Archivfoto: DM

Wie ist sie auf dem Flughafen gelandet?

2012 planten Diosmary und ihr damaliger spanisch-kubanischer Partner in Kuba, nach Mallorca zu ziehen. Allerdings habe das spanische Konsulat in Havanna wegen eines fehlenden Dokuments die Genehmigung verweigert, sodass nur die Hoffnung geblieben sei, nach drei Jahren in Spanien eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erhalten zu können. Ihr Partner habe sie jedoch dann verlassen und sie sei arbeitslos zurückgeblieben.

Bevor die Kubanerin an den Flughafen zog, hatte sie mehrere Stationen hinter sich, Schlafsäle sozialer Einrichtungen, eine Beziehung, in der sie Opfer häuslicher Gewalt wurde, auch die Straße. Im Herbst kehrte sie schließlich zum Flughafen zurück, wo sie sich "beruhigt" fühlt und "dankbar" sei für die Fürsorge der Mitarbeiter. Nun warte sie auf ihren Reisepass, bei dessen Beantragung ihr eine Mitarbeiterin der Cáritas geholfen habe.