TÜV auf Mallorca: Wann ist eine ITV-Voruntersuchung in der Werkstatt ratsam?

Die Werkstätten auf der Insel bieten die Pre ITV an. Was die kostet und was überhaupt gecheckt wird

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Wie auch in Deutschland ist in Spanien eine regelmäßige Hauptuntersuchung für das Auto obligatorisch. Neben der ITV, wie der TÜV hierzulande heißt, gibt es die Revision auf freiwilliger Basis. Meist wird sie genutzt, um bei der Pflichtkontrolle wirklich durchzukommen. „Pre ITV“ nennt sich der Check, bei dem sich viele Autofahrer unsicher sind, ob er notwendig ist. „Schau halt selbst nach, ob alle Lampen funktionieren“, sagte kürzlich ein Mechaniker der MZ und hielt die Revision für überflüssig. „Es hängt vom Auto ab“, rät Alfonso Rodríguez, Präsident des Verbraucherschutzverbandes Consubal. „Ist der Wagen mindestens acht Jahre alt, ist es sinnvoll.“

Woraus besteht die „Pre ITV“?

Der RACC, das spanische Pendant zum ADAC, schreibt auf seiner Website, dass die „Pre ITV“ aus mehr als 50 Kontrollen besteht, darunter allen, die auch die offiziellen Kontrolleure beim obligatorischen Check prüfen. Knapp 75 Euro soll das Prozedere für RACC-Kunden kosten. Dabei dürfte es sich um einen Premium-Test handeln. Marktübliche Preise für eine „Pre ITV“ sind 40 bis 50 Euro.

Das Schweizer Unternehmen Société Générale de Surveillance (SGS), das als Konzessionär die ITV auf Mallorca anbietet, listet im Internet die gängigsten Dinge auf, die bei der „Pre ITV“ geprüft werden.

Die Checkpunkte

Bei der Kontrolle der Bremsen etwa werde „der gesamte Bremsvorgang von der Pedale bis zum Bremszylinder angeschaut“. Letzterer ist dafür da, um den Druck aufzubauen, mit dem letztlich die Bremse betätigt wird. Laut SGS lassen sich die Bremsen mit drei einfachen Tests auch selbst prüfen:

  1. Setzen Sie sich in Ihr Auto und treten Sie bei abgeschalteten Motor 30 Sekunden lang die Bremse. Das Pedal sollte mindestens ein Drittel seiner Länge nachgeben und danach starr bleiben. Wenn es nach ein paar Sekunden weiter nachgibt, liegt ein Problem vor.
  2. Prüfen Sie die Bremsflüssigkeit. Die meisten Autos haben eine Anzeige. Achtung: Auch diese kann kaputtgehen!
  3. Schauen Sie nach, ob Teile der Bremse aus Metall verrostet sind. Wenn der Schaden nicht zu groß ist, kann einfach Rostentferner aufgetragen werden.

Auch beim nächsten Checkpunkt geht es um Rost. Dabei wird der Zustand der Karosserie und aller Teile im äußeren Bereich des Autos überprüft. Ist der Lack rostig? Sind Scheiben und Scheibenwischer in Ordnung? Danach wird die Lenkung angeschaut. Haben Lenkrad, Lenksäule oder Lenkgetriebe Spiel?

Im Anschluss sind Achsen, die Federung der Räder und die Reifen an der Reihe. Die Räder müssen auf das Fahrzeugmodell zugelassen sein. Seit dem Jahr 2018 ist die Kontrolle bei der ITV in dem Aspekt kritischer. Die Reifen müssen ein Profil von 1,6 Millimeter aufweisen. SGS schlägt einen Bauerntrick vor: „Stecke einen Euro in das Profil. Wenn der goldene Rand abgedeckt ist, gibt es bei der ITV keine Probleme.“ Auch den Reifendruck kann man selbst testen.

Weiter geht es mit dem Motor. Tritt irgendwo Öl raus? Wie steht es um die Batterie? Ist mit dem Benzintank alles in Ordnung? Selber prüfen lässt sich, ob ausreichend Motoröl vorhanden ist.

Auch die alltäglichen Funktionen des Wagens kann jeder Autofahrer selbst checken. Funktionieren Blinker, Brems-, Fern- und Abblendlicht? Wie sieht es mit Hupe und Nebelleuchte aus? Ist Flüssigkeit für die Reinigung der Scheibenwischer vorhanden?

Was sind gängige Schäden?

Laut RACC sind die häufigsten Mängel, die bei der ITV gefunden werden, kaputte Glühbirnen, abgenutzte Reifen, schlechte Federung und Bremsen sowie schlechte Abgaswerte.

Welche ITV-Ergebnisse gibt es?

Generell sind die Kontrolleure in Spanien eher großzügiger als in Deutschland. Kleine Mängel werden zwar aufgelistet, haben aber keine Auswirkungen darauf, ob man den obligatorischen ITV-Klebesticker bekommt oder nicht. Kratzer am Lack oder Nummernschild, durchgebrannte Glühbirnen, eine zu laute Hupe oder abgenutzte Scheibenwischergummis zählen zu den faltas leves.

Wenn die Lichter völlig falsch eingestellt sind, die Bremsen fehlerhaft sind oder das Auto Flüssigkeit verliert, zählt das als grober Verstoß. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die ITV ist nicht bestanden (desfavorable), der Fahrer darf mit dem Auto aber selbst zur nächsten Werkstatt fahren, um den Schaden zu beheben. Andere Strecken als zum taller oder zur ITV sind nicht erlaubt. Ist die ITV negativa, wird das Fahrzeug als gefährlich eingestuft und muss per Abschleppwagen zur Werkstatt gebracht werden.

Wird einem die ITV-Plakette verwehrt, ist eine Nachuntersuchung nötig. Dafür ist ein neuer Termin notwendig. Wenn das Auto nicht zwei Monate nach der ersten Untersuchung bei der ITV wieder vorgeführt wird, informiert die Teststation die Verkehrsbehörde und meldet den Wagen ab. Fahren ohne gültige ITV bringt auf Mallorca ein Knöllchen in Höhe von 200 Euro mit sich. Im Falle eines Unfalls dürfte es darüber hinaus Probleme mit der Versicherung geben.

Braucht es nun die „Pre ITV“?

Im Endeffekt muss jeder Autohalter die Frage für sich selbst beantworten. Ob ein Schaden vor oder nach der ITV repariert wird, macht preislich keinen Unterschied. Allerdings spart man sich mit einer gründlichen „Pre ITV“ eine gegebenenfalls notwendige erneute Terminvereinbarung und Fahrt zur Prüfstelle sowie eine weitere, allerdings reduzierte ITV-Gebühr. Andererseits muss auch die Werkstatt erst einmal aufgesucht werden.

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