Sozialverbände klagen an: Behörden auf Mallorca verhindern, dass leere Wohnungen für Obdachlose bereitgestellt werden

Häufig seien die Wohnungen in einem guten Zustand, man scheitere aber an Formalien. Die Zahl der Menschen ohne Dach über dem Kopf nimmt derweil zu

Ein Obdachloser schläft auf einer Bank auf Mallorca.

Ein Obdachloser schläft auf einer Bank auf Mallorca. / B. Ramon

Die Anzahl an Obdachlosen auf Mallorca wächst: Rund 800 Menschen wurden im vergangenen Jahr von verschiedenen Sozialeinrichtungen betreut. Das gab Teresa Riera von der Caritas auf einer Veranstaltung im Vorfeld des internationalen Tags der Obdachlosen am Sonntag (29.10.) bekannt.

Die Sozialverbände kommen bei der Betreuung der Menschen ohne Dach über dem Kopf aber nicht nur wegen der steigenden Anzahl an Betroffenen kaum hinterher. Auch die Behörden machten den Helfern einen Strich durch die Rechnung, beklagt Toni Moyà von der Fundació La Sapiència. Die Stiftung betreute im vergangenen Jahr 488 Menschen – und führt eine lange Warteliste.

Mehrere Wohnungen stünden bereit

"Wir haben mehrere leerstehende Wohnungen, die wir den Obdachlosen gerne als Unterkunft anbieten würden", so der Sprecher der kirchlichen Einrichtung. "Aber sie erfüllen nicht alle Verordnungen. Anscheinend sind diese wichtiger als der Umstand, dass Menschen neben Geldautomaten schlafen müssen."

Die Wohnungen besitzen in den meisten Fällen die Wohnbarkeitsbescheinigung cédula de habitabilidad und seien in gutem Zustand. Aber sie seien teilweise nicht barrierefrei und verfügten auch nicht über Notausgänge für Brände. "Wir haben häufiger versucht, mit verschiedenen Politikern und Beamten die Problematik zu besprechen. Diese zeigen sich immer offen für eine Lösung. Aber sobald die juristischen Gutachter eingeschaltet werden, wird jeder Fortschritt in den Verhandlungen gestoppt", so Moyà.

"Man sollte ein Auge zudrücken"

Jaume Alemany vom Projekt Sojorn äußert einen ähnlichen Standpunkt. "Es ist dringend, dass eine Lösung gefunden wird. Es gibt immer mehr Menschen ohne festen Wohnsitz." Er plädiert für einen flexibleren Umgang mit den Verordnungen. "Es ist klar, dass die Wohnungen gewisse Standards erfüllen müssen. Aber man könnte mal ein Auge zudrücken. Es ist besser, ein Zimmer zu teilen, als auf der Straße zu schlafen."

Alemany beklagte zudem die mangelnde Anteilnahme der Gesellschaft. "Wir riskieren, dass wir uns daran gewöhnen, obdachlose Menschen zu sehen. Und auch noch schlecht über sie denken. Dabei sind das ganz normale Menschen, die sich einfach keine Wohnung für 900 Euro im Monat leisten können. Ich kann es auch nicht."