Vorsicht vor Knöllchen beim Parken auf Mallorca: Was ist bloß diese ACIRE?

Nicht nur in Palma, auch in immer mehr Dörfern der Insel gibt es Schilder mit dieser Aufschrift. Was dahintersteckt, warum man als Urlauber keinesfalls in diese Gebiete hineinfahren sollte und wer Zufahrt hat

Die Einfahrt zur ACIRE in Richtung Paseo del Borne in Palma.

Die Einfahrt zur ACIRE in Richtung Paseo del Borne in Palma. / Manu Mielniezuk

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Es passiert nicht selten, dass Mallorca-Urlauber mit einem ärgerlichen Souvenir in Form eines Knöllchens von der Insel zurückkehren – nicht nur wegen Schnellfahren oder Falschparken, sondern auch wegen Befahren von bestimmten Wohngebieten. Denn das Konzept dieser Anwohnerzonen, auf Spanisch ACIRE genannt, kennen viele Besucher nicht.

Deswegen nehmen sie die Schilder, die vor der Einfahrt in diese Straßen warnen, entweder zu spät oder gar nicht wahr oder aber verstehen sie schlicht nicht. So wie es im vergangenen September einem deutschen Urlauber ging, der gleich fünf Mal im Gebiet der Casetes des Capellans in der Gemeinde Muro parkte. Das dürfen nur Anwohner. Es wurden gleich fünf Strafzettel verschickt.

Häufig passiert es Ortsunkundigen in Palma, dass sie vom Paseo Marítimo auf die Avinguda Antoni Maura in Richtung Borne-Boulevard abbiegen – und dabei auf Höhe des Parc de la Mar schon in die ACIRE eingefahren sind. Eine dort aufgehängte Kamera schießt ein Foto vom Nummernschild, und im Mobilitätsdezernat von Palma wird abgeglichen, ob das Fahrzeug eine Plakette für die Einfahrt in die ACIRE hat oder nicht. Wenn das nicht der Fall ist, geht der Strafzettel in die Post.

Was bedeutet ACIRE?

Laut dem Mobilitätsdezernat der Stadt Palma handelt es sich dabei um Gebiete, die nur von Fahrzeugen mit ausdrücklicher Genehmigung befahren werden dürfen. Dazu zählen Anwohner mit ACIRE-Ausweis, Rettungsdienste, Motorräder, Personen mit eingeschränkter Mobilität oder auch Lieferverkehr nach vorheriger Anmeldung.

Zehn Anwohnergebiete (ACIRE) gibt es allein in der Altstadt von Palma. Die Zufahrt wird mit Kameras überwacht.  | FOTO: GOOGLE MAPS

Zehn Anwohnergebiete (ACIRE) gibt es allein in der Altstadt von Palma. Die Zufahrt wird mit Kameras überwacht. | FOTO: GOOGLE MAPS / Screenshot

In Palma gibt es derzeit zwölf ACIRE. Zehn dieser Zonen befinden sich innerhalb des Innenstadtrings (Avingudas), der um das historische Zentrum herumführt. Ohne den ACIRE-Ausweis sind nur noch wenige Straßen innerhalb des Altstadtrings frei befahrbar. Für Urlauber gilt: Am besten erst gar nicht hineinfahren, sondern außerhalb einen Parkplatz suchen.

Selbst der Aufkleber gilt nicht überall

Und selbst wer als Anwohner in der Altstadt einen ACIRE-Aufkleber am Auto hat, muss aufpassen. Der Aufkleber gilt nur für eines der zehn Gebiete in der Altstadt. Wer beispielsweise in Missió oder Santa Eulàlia parken darf, hat kein Anrecht etwa auf die Gebiete Catedral oder Calatrava.

Allerdings dürfen Anwohner mit ACIRE-Aufkleber sehr wohl diese anderen Gebiete durchfahren. Zu beachten ist außerdem, dass der Sticker nur in Verbindung mit dem ORA-Aufkleber gültig ist und das Auto in der richtigen Zone geparkt wird.

Wo gibt es den ACIRE-Aufkleber?

Der Aufkleber kann in einem der Bürgerbüros in Palma oder bei der Ortspolizei in der Avinguda Sant Ferran abgeholt werden. Dort können Anwohner den ACIRE-Aufkleber etwa bei der Beantragung des ORA-Aufklebers gleich mitbestellen. Im Gegensatz zur ORA, die Anwohner 24 Euro im Jahr kostet, ist der ACIRE-Aufkleber kostenlos.

Wer bekommt den Aufkleber?

Die Stadt Palma unterscheidet zwischen 14 verschiedenen Gruppen, die ein Anrecht auf den ACIRE-Aufkleber haben. Der häufigste Fall ist sicherlich der eines Residenten innerhalb der ACIRE. Er kann eine Durchfahrtsgenehmigung für eigene Fahrzeuge oder auch Autos beantragen, die er mitunter nutzt, genauso wie für geleaste oder gemietete Fahrzeuge. Auch diejenigen, die einen Tiefgaragenstellplatz innerhalb der ACIRE haben, können den Aufkleber bekommen, genauso wie Inhaber oder Angestellte von Läden innerhalb der Zone.

Für Ausländer interessant: Wer etwa in der Altstadt von Palma eine Wohnung besitzt, muss kein empadronamiento vom Rathaus haben, um den ACIRE-Ausweis zu erhalten. Es gibt noch eine Reihe weiterer Berechtigungen, die online eingesehen werden können. Die Website gibt es derzeit nur auf Spanisch und Katalanisch.

Welche Ausnahmen gibt es?

Wer keinen ACIRE-Aufkleber hat, aber trotzdem in die Altstadt muss – beispielsweise für einen Umzug –, kann eine einmalige Einfahrt vorher anmelden. Dafür gibt es drei Möglichkeiten. Am besten einfach an der Einfahrt der ACIRE Bescheid geben. Das funktioniert per Knopfdruck, an der silberfarbenen Metallstele der ACIRE-Einfahrt. Es meldet sich die Zentrale der Verkehrsabteilung im Rathaus.

Auf diese Weise kann der Fahrer die Gründe für seine Fahrt erklären. Es bedarf dann keiner weiteren Genehmigung mehr, das Foto der Kamera wird gelöscht. Fahrer können sich aber auch vorher anmelden, unter den Telefonnummern 971-22 55 30 sowie 900-70 59 00 oder per E-Mail unter acire@palma.es.

Was tun bei einem Knöllchen?

Flattert der Strafzettel doch zu Hause ein, empfiehlt es sich, schnell zu zahlen. In den ersten 20 Werktagen werden nur 45 Euro fällig, ein Betrag, der sich danach auf 90 Euro verdoppelt. Wer auch dann noch nicht zahlt und auf Mahnungen der Stadtverwaltung nicht reagiert, muss sich auf Strafen von 180 Euro oder mehr einstellen.

Wo landen abgeschleppte Autos?

Teuer wird es, wenn das Auto tatsächlich abgeschleppt wird. Das erkennen Sie nicht nur daran, dass Ihr Fahrzeug nicht mehr da steht, wo sie es geparkt haben, sondern auch an einem zumeist roten, dreieckigen Aufkleber auf dem Asphalt, auf dem das Kennzeichen Ihres Wagens vermerkt ist. Dazu gibt es eine Telefonnummer sowie eine Anschrift, an der das Auto derzeit abgestellt ist.

In der Regel handelt es sich dabei um ein städtisches Fahrzeugdepot (depósito municipal de vehículos). Dorthin müssen Sie sich begeben, und nach Vorlage Ihres Ausweises und der Zulassungsbescheinigung können Sie Ihr Fahrzeug wieder mitnehmen. Kosten werden sowohl fürs Abschleppen als auch für die Standzeit fällig.

Abonnieren, um zu lesen

THEMEN