Playa de Muro: Gemeinde treibt 29.000 Knöllchen von Strandbesuchern auf Mallorca ein

Die Zufahrt zu den beliebten Casetes des Capellans am Ortseingang von Can Picafort ist seit Sommer 2022 für Nichtanwohner verboten. Ein Deutscher fuhr gleich fünf Mal hinein

Die Playa de Muro hinter den Casetes des Capellans. Wer hier direkt am Strand parkt, muss mit einem Knöllchen rechnen.

Die Playa de Muro hinter den Casetes des Capellans. Wer hier direkt am Strand parkt, muss mit einem Knöllchen rechnen. / NELE BENDGENS

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Es ist die Macht der Gewohnheit: Man fährt in den Kreisverkehr am Ortseingang von Can Picafort, biegt dann zu den Casetes des Capellans in Richtung Strand ab – und schon hat die Kamera ein Foto des Kennzeichens geschossen, der Strafzettel trudelt wenig später im Briefkasten ein. So erging es dem Mallorca-Urlauber Klaus Ostermann im September. Der Deutsche aus der Nähe von Mainz fuhr mit seinem Mietwagen während des Urlaubs an fünf Tagen auf den Stellplatz am Strand. Er kannte den Parkplatz von früheren Besuchen, als noch keine Kamera dort hing. „Wir haben jedes Mal das Anwohnerschild übersehen“, wundert sich Ostermann heute noch.

Und weil er nach dem ersten Strandbesuch keinerlei Benachrichtigung über einen Regelverstoß an seiner Windschutzscheibe fand, sei er die Tage darauf einfach wieder auf den Parkplatz gefahren, jedes Mal, ohne das Schild zu bemerken. Nach einigen Wochen bekam Ostermann Post von seinem Mietwagenanbieter Record Go. Fünf Mal soll er nun 80 Euro Strafe zahlen.

Immerhin der Autovermieter gibt sich kulant

Dazu kommen noch einmal 200 Euro Bearbeitungsgebühr für Record Go, 40 Euro je Strafzettel. „Immerhin das konnte ich beim Autovermieter nun auf einmal 40 Euro nach unten handeln. Das war sehr großzügig“, erzählt Ostermann am Telefon. Auf die eigentlichen Strafzettel wartet der Rheinland-Pfälzer noch.

Das Tückische: Bis einschließlich 2021 war die Durchfahrt zum Parkplatz noch erlaubt. Bis dahin regelte die zuständige Gemeinde Muro die Zufahrt zum Strand mithilfe von manuell aufstellbaren Barrieren, die bei Überfüllung die Durchfahrt zum Strand verhinderten. Ein privater Sicherheitsdienst sorgte an der Einfahrt für Ordnung.

So sieht die Einfahrt zu den Casetes des Capellans mit der Durchfahrtsbeschränkung inzwischen aus.

So sieht die Einfahrt zu den Casetes des Capellans mit der Durchfahrtsbeschränkung inzwischen aus. / Screenshot

2022 zu Anwohnerzone erklärt

Mitten in der Hochsaison 2022 dann wurde das Gebiet von Casetes des Capellans zu einer sogenannten ACIRE erklärt. Das bedeutet, dass nur noch Anwohner der Gemeinde Muro, Taxen oder der Lieferverkehr einfahren dürfen. Auch Verwandte, die ihre Angehörigen in der Siedlung besuchen wollen, dürfen den Parkplatz benutzen.

Wobei das in dieser Saison auch nicht sonderlich gut funktionierte. Ein junger Mann bekam sechs Strafzettel, weil er mit einem Mietwagen seine Eltern besuchte. Ohnehin gab es in diesem Sommer eine Flut von Knöllchen – die ACIRE-Regelung war vielen schlicht nicht bekannt. Die Gemeinde Muro teilte mit, dass zwischen Mai und Oktober dieses Jahres rund 29.000 Sanktionen wegen des Durchfahrtsverbots eingingen.

Sogar der Bürgermeister bekam zwei Knöllchen

Zwei Beamte der Ortspolizei waren nahezu die gesamte Hochsaison damit beschäftigt, Beschwerden gegen die Strafzettel zu bearbeiten. Außerdem mussten sie überprüfen, ob die registrierten Kennzeichen in einer Liste mit Fahrzeugen aufgeführt sind, die in die Siedlung einfahren dürfen und somit der balearischen Finanzbehörde, der Agencia Tributaria, die Nichtigkeit des Strafzettels zu übermitteln. Diese stellt die Sanktionen aus.

Klar ist: Für die kommende Sommersaison muss das System der Strafzettel noch einmal überarbeitet werden. Sowohl die Gemeinderegierung als auch die Opposition waren unzufrieden darüber, wie die ACIRE funktionierte. Bester Beweis dafür: Selbst Bürgermeister Miquel Porquer von der regionalen Zentrumspartei El Pi bekam zwei Strafzettel für die Durchfahrt in Ses Casetes des Capellans.

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