Es kommt nicht häufig im Fußball vor, dass die Spieler einer Mannschaft den Gegner bejubeln. Ehe die Frauen des FC Barcelonas am Sonntag (23.1.) die spanische Supercopa entgegennahmen, schnappten sie sich zuvor Virginia Torrecilla und ließen die Mallorquinerin hochleben. Die Kapitänin der Nationalmannschaft hatte nach 683 Tagen und überstandener Krebserkrankung ihr Comeback bei einem Pflichtspiel gefeiert. Dass ihr Team Atlético Madrid im Finale eine Abreibung kassierte, war da Nebensache.

"Eines Tages haben die Ärzte mir gesagt, dass ich nie wieder Profifußball spielen werde. Zwei Jahre später stehe ich hier", sagte die zu Tränen gerührte Mittelfeldspielerin nach dem Spiel. Mit 0:7 ging ihr Atlético Madrid in der Supercopa gegen den FC Barcelona unter. Dennoch betonten die Spielerinnen von Barça, dass Torrecilla die beste Spielerin der Partie war. Die Mallorquinerin wurde nach 85 Minuten eingewechselt, nachdem das Publikum sie schon mit Sprechchören gefordert hatte. Die Fußballerinnen auf dem Platz standen Spalier. "Es war ein bedeutender Tag für den Fußball", so Barça-Spielerin Caroline Graham Hansen.

Torrecilla erlernte das Kicken wie so viele Mallorquinerinnen in Mallorcas Talentschmiede Collerense. Über den FC Barcelona zog es die Spielerin aus Cala Millor nach Frankreich, ehe sie 2019 zu Atlético Madrid nach Spanien zurückkehrte. In der Nationalmannschaft hat sie ihren Stammplatz im zentralen Mittelfeld seit Jahren sicher und führt das Team seit Oktober 2019 als Kapitänin auf den Platz.

Im Mai 2020 hatten die Ärzte bei der heute 27-Jährigen einen Gehirntumor diagnostiziert. Torrecilla berichtete über die sozialen Netzwerke regelmäßig über Erfolge und Rückschläge bei der Behandlung und über ihre Sehnsucht nach dem Fußball.

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Umso größer war die Begeisterung, als feststand, dass sie den Krebs überwunden hatte und wieder trainieren konnte. Am Sonntag standen ihr dann bei Barça drei weitere Mallorquinerinnen gegenüber: Cata Coll, Patricia Guijarro und Mariona Caldentey. Andere Spielerinnen kannte Torrecilla aus der Nationalmannschaft . "Die Menschlichkeit ist für mich das wichtigste", so Torrecilla. "Das hat nichts mit Vereinsfarben oder Emblemen zu tun. Es ist unglaublich, dass die Spielerinnen von Barça statt ihren Erfolg zuerst meine Rückkehr feierten."