Spaniens Verbandspräsident Rubiales tritt nach Kuss-Skandal zurück

Nun zieht er doch noch die Konsequenz aus dem Kuss-Skandal. Luis Rubiales tritt als Präsident des spanischen Fußballverbandes zurück: «Ich kann meine Arbeit nicht fortsetzen»

Luis Rubiales beklagte eine Hetzjagd gegen sich

Luis Rubiales beklagte eine Hetzjagd gegen sich / Oscar J. Barroso

dpa

Drei Wochen nach dem Kuss-Skandal hat Luis Rubiales die Konsequenzen gezogen. Der 46-Jährige, der zunächst einen Rücktritt noch vehement ausgeschlossen hatte, gab seinen Posten als Präsident des spanischen Fußball-Verbandes auf, ebenso seine Vizepräsidentschaft in der Europäischen Fußball-Union. Nachdem Rubiales in einer noch nicht komplett ausgestrahlten Folge der Talkshow «Piers Morgan Uncensored» seinen Rückzug angekündigt hatte, bestätigte der spanische Verband dessen Entscheidung in einer Mitteilung. Rubiales habe seinen Rücktritt am Sonntagabend eingereicht, hieß es in der kurzen Erklärung. 

"Kann meine Arbeit nicht fortsetzen"

«Ich kann meine Arbeit nicht fortsetzen», sagte er bei «Piers Morgan Uncensored». Er habe mit seinem Vater, mit seinen Töchtern und auch mit engen Freunden gesprochen. Es gehe nicht nur um ihn, sagte Rubiales. Er hatte mit seinem übergriffigen Verhalten bei der Siegerehrung in Sydney am 20. massive und weltweite Kritik ausgelöst, als er Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst hatte. 

Hermoso hatte danach deutlich gemacht, dass sie damit nicht einverstanden gewesen war. Sie habe sich «als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe», hatte sie zuletzt erklärt und Rubiales angezeigt. Zuvor hatte sie bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt. Rubiales hatte indes immer betont, der Kuss sei in beiderseitigem Einvernehmen gewesen. 

Im spanischen Kuss-Skandal um Luis Rubiales hat die von dem inzwischen suspendierten Fußballverbandschef geküsste Spielerin Jennifer Hermoso Anzeige erstattet. Hermoso habe bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt und anschließend Rubiales angezeigt, berichteten der Radiosender Cadena Ser und weitere Medien am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise in Madrid. Ein Justizsprecher bestätigte auf dpa-Anfrage diese Informationen.  Nach der Anzeige von Hermoso kann die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie bei einem Untersuchungsgericht die Einleitung von Ermittlungen gegen Rubiales beantragt. Nach Schätzungen von Experten könnte der 46 Jahre alte frühere Profi zu einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt werden, wenn er schuldig gesprochen werden sollte.  Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August Hermoso auf den Mund geküsst. Er beteuert, dies sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso erklärte aber, sie habe sich «als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe». Der Weltverband FIFA hat Rubiales bereits für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.  Die Staatsanwaltschaft am Staatsgerichtshof in Madrid war Ende August aktiv geworden und hatte Hermoso gefragt, ob sie Anzeige erstatten wolle. Man gehe «aufgrund der eindeutigen öffentlichen Erklärungen» davon aus, dass die Fußballerin Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs geworden sein könne, da es offenbar «keine Art von Einwilligung» gegeben habe, hieß es. Die Behörde konnte allerdings nicht von Amts wegen handeln und benötigte nach spanischem Recht eine Anzeige der Spielerin.  Rubiales weigert sich weiterhin, als Verbandschef zurückzutreten, obwohl das unter anderem auch von den Regionalverbänden des RFEF gefordert wurde. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab. Der spanische Sportgerichtshof Tad hat zwar die Eröffnung eines Verfahrens gegen Rubiales beschlossen, aber nur wegen «schweren» Fehlverhaltens. Damit ist eine Suspendierung von Rubiales durch die oberste spanische Sportbehörde CSD nicht möglich. Nur im Falle der Einleitung eines Verfahrens wegen eines «sehr schweren» Fehlverhaltens hätte auch der CSD den 46-Jährigen vorläufig des Amts entheben können.

Im spanischen Kuss-Skandal um Luis Rubiales hat die von dem inzwischen suspendierten Fußballverbandschef geküsste Spielerin Jennifer Hermoso Anzeige erstattet. Hermoso habe bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt und anschließend Rubiales angezeigt, berichteten der Radiosender Cadena Ser und weitere Medien am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise in Madrid. Ein Justizsprecher bestätigte auf dpa-Anfrage diese Informationen. Nach der Anzeige von Hermoso kann die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie bei einem Untersuchungsgericht die Einleitung von Ermittlungen gegen Rubiales beantragt. Nach Schätzungen von Experten könnte der 46 Jahre alte frühere Profi zu einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt werden, wenn er schuldig gesprochen werden sollte. Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August Hermoso auf den Mund geküsst. Er beteuert, dies sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso erklärte aber, sie habe sich «als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe». Der Weltverband FIFA hat Rubiales bereits für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft am Staatsgerichtshof in Madrid war Ende August aktiv geworden und hatte Hermoso gefragt, ob sie Anzeige erstatten wolle. Man gehe «aufgrund der eindeutigen öffentlichen Erklärungen» davon aus, dass die Fußballerin Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs geworden sein könne, da es offenbar «keine Art von Einwilligung» gegeben habe, hieß es. Die Behörde konnte allerdings nicht von Amts wegen handeln und benötigte nach spanischem Recht eine Anzeige der Spielerin. Rubiales weigert sich weiterhin, als Verbandschef zurückzutreten, obwohl das unter anderem auch von den Regionalverbänden des RFEF gefordert wurde. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab. Der spanische Sportgerichtshof Tad hat zwar die Eröffnung eines Verfahrens gegen Rubiales beschlossen, aber nur wegen «schweren» Fehlverhaltens. Damit ist eine Suspendierung von Rubiales durch die oberste spanische Sportbehörde CSD nicht möglich. Nur im Falle der Einleitung eines Verfahrens wegen eines «sehr schweren» Fehlverhaltens hätte auch der CSD den 46-Jährigen vorläufig des Amts entheben können. / Isabel Infantes

90 Tage suspendiert

Von der FIFA war Rubiales 90 Tage suspendiert worden. Weltverbandschef Gianni Infantino, der auch bei der Siegerehrung nach dem 1:0 der Spanierinnen über England dabei gewesen war, schrieb bei Instagram rund anderthalb Wochen nach dem Finale zu dem Vorfall: «Das hätte niemals passieren dürfen.» Zuvor hatte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin in einem Interview der französischen Sportzeitung «L'Équipe» gesagt: «Natürlich ist das, was er getan hat, unangemessen. Das wissen wir alle. Ich hoffe, dass er weiß, dass es unangebracht war.»

Rubiales hatte von Einsicht aber keine Spur gezeigt, von Reue erst recht nicht. Bei einer bemerkenswerten Rede pochte er darauf, im Amt bleiben zu wollen. Die Kritik an seinem übergriffigen Verhalten erreichte aber sogar höchste politische Ebenen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte gesagt: «Man muss sich nur mal vorstellen, Angela Merkel hätte 2014 Philipp Lahm so geküsst. Da wäre die Hölle los gewesen bzw. das ist einfach unvorstellbar und sagt damit alles.» Wie schwierig ist es, jemanden nicht auf die Lippen zu küssen?», hatte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stephane Dujarric, betont. 

Solidarität mit Hermoso

Im Fußball zeigten sich fast alle solidarisch mit Hermoso, die spanischen Regionalverbände forderten seinen Rücktritt. Die spanische Nationalmannschaft der Männer verurteilte jüngst das Verhalten von Rubiales, dessen Mutter in einen Hungerstreik getreten war um gegen die ihrer Meinung nach «unmenschliche und blutige Jagd» auf ihren Sohn zu protestieren. International gab es aber eher viel Solidarität mit Hermoso und massive Kritik an Rubiales. 

Jüngst entschuldigte sich auch der spanische Verband, der zeitweilig auch mal versucht hatte, Hermoso zu diskreditieren, bei der 33-Jährigen. Zudem wurde Trainer Jorge Vilda, dessen Assistenten und Assistentinnen aus Solidarität mit Hermoso ihren Rücktritt erklärt hatten, entlassen. 

Rubiales bleibt nun auch nach seinem Rücktritt von allen fußballbezogenen Aktivitäten ausgeschlossen. Die FIFA hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet und dürfte dieses auch fortführen. Möglich ist eine mehrjährige Sperre, die eine Rückkehr von Rubiales in eine andere Position verhindern würde. Er saß seit 2018 auch als UEFA-Vizepräsident im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union.

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