Ein Deutscher ist für die VIP-Zonen bei Real Mallorca zuständig

Der Darmstädter Dieter Baumann ist der Herr der Häppchen. Und davon gibt es seit dem Umbau des Stadions Son Moix eine ganze Menge

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Das Leben ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wer wohlhabend ist, kann sich schöne Dinge leisten. Das ist auch im Fußball nicht anders. Spätestens mit dem abgeschlossenen Umbau des Stadions Son Moix setzt Real Mallorca zunehmend auf Luxus. Gleich vier verschiedene VIP-Zonen laden nun die Schönen und Reichen ein. Den Überblick über die Bereiche hat Dieter Baumann. Der Darmstädter ist bei Real Mallorca seit zwei Jahren der Head of Hospitality, wie sein Job offiziell heißt.

Baumann ist selbst als Kunde in die VIP-Loge gerutscht. Der studierte BWLer arbeitete sich bei deutschen Fluggesellschaften am Check-in-Schalter hoch, ehe er vor 28 Jahren auf die Insel auswanderte und sich selbstständig machte. Er organisierte Charterflüge für Firmenevents. „Mit der Wirtschaftskrise 2007/2008 ist mir mein ganzer Kundenstamm weggebrochen“, erzählt Baumann. Der Deutsche wechselte zur Showbühne Son Amar, wo er sich um den Ticketverkauf und das Marketing kümmerte. Eines Tages bat ihn sein Chef, ihm eine VIP-Loge bei Real Mallorca zu besorgen. Gesagt, getan. Der Kontakt zum Verein war aufgebaut und brach nie ab. Als der Erstligist einen neuen Ansprechpartner für die sehr wichtigen Leute suchte, fand er ihn in Dieter Baumann.

"Einzigartig in Europa"

Best place to be sind dabei ganz klar die Plätze direkt hinter der Trainerbank. „Ein Wachmann passt auf, dass die Leute während des Spiels sitzen bleiben“, sagt Baumann. Ansonsten wäre es problemlos möglich, einen Carlo Ancelotti das Ohr zu schnipsen. „So eine Loge ist einzigartig in Europa“, meint der Deutsche. In diesem Punkt sieht man die zunehmende Amerikanisierung des Clubs, die durch das US-amerikanische Eigentümergespann angeregt wird. „In der NBA ist es üblich, dass die Promis direkt am Spielfeldrand sitzen“, sagt Baumann.

Auf einer kleinen ausfahrbaren Tribüne finden hinter den beiden Trainerbänken je 50 Zuschauer Platz. „Der Bereich hinter der Gästebank ist beliebter. Das liegt aber auch nur daran, dass hier der Pizzaofen steht“, sagt Baumann. In einem Innenraum mit verglasten Wänden kann man bei Snacks und Drinks in den Spielertunnel schauen. „Trainer Javier Aguirre kommt nach jedem Spiel vorbei. Auch manche Spieler gönnen sich hier nach dem Kick das mallorquinische Fingerfood“, so der Head of Hospitality.

Ausnahme vom Alkoholverbot

Eigentlich ist der Alkoholausschank in spanischen Stadien und Sporthallen verboten. Für die Innenbereiche der VIP-Zonen gibt es aber eine Ausnahme. Während die Fans auf der Tribüne mit alkoholfreien Bier auskommen müssen, fließt in der Loge Champagner. Das sei in ganz Spanien so, sagt Baumann.

1.800 der 26.000 Plätze im Stadion Son Moix sind für VIPs vorgesehen. Zu viele? „Die Nachfrage ist auf jeden Fall da“, sagt der Darmstädter. Knapp 1.000 VIP-Plätze gehen an die Vereinsbosse, Sponsoren und andere Partner. Den Rest kann der Deutsche verkaufen. „Die Hälfte sind Dauerkarteninhaber. 70 Prozent von ihnen kommen aus Deutschland und Österreich.“ US-Amerikaner und Scheichs hätten den Club noch nicht im großen Stil für sich entdeckt. Es seien normale Menschen und keine A-Promis, die sich den Luxus dieser VIP-Plätze gönnen. Ein Rafael Nadal schaue zwar auch gern Fußball, dann aber meist in der Präsidentenloge auf der Haupttribüne. „Für die kann man übrigens auch Tickets kaufen. So etwas bieten kaum Vereine an.“ Über der Loge befinden sich noch 28 VIP-Boxen.

Premium Club ist ein Zwischending

Komplett neu ist der VIP-Bereich auf der Nordtribüne. „Der Premium Club ist ein Zwischending zwischen VIP- und normalem Ticketbereich. Vor allem preislich“, sagt Baumann. Das Catering dort ist im Eintrittspreis inbegriffen, hier allerdings ist das Bier alkoholfrei. Die Sicht ist von den hinteren Reihen hinter dem Tor nicht mehr ganz so gut. „Wobei manche Zuschauer es mögen, wenn sie das Spielfeld komplett im Blickfeld haben und den Kopf nicht drehen müssen.“

Über der Nordtribüne thronen weitere zehn VIP-Boxen sowie das Restaurant Presuntuoso, das von der L’artista-Kette betrieben wird und mit Go-go-Tänzerinnen vor dem Spiel gegen den FC Barcelona im September negative Schlagzeilen machte. Es sei zu Zeiten sexistischer Verbandspräsidenten ein ungünstiger Moment gewesen, sagt Baumann dazu. „Beim nächsten Mal wollen sie auch einen Mann tanzen lassen.“ Die Zuschauer hier haben neben den Restauranttischen eine eigene Tribüne. Essen à la carte gibt es nicht, auch hier werden Häppchen gereicht.

Das kosten die VIP-Tickets bei Real Mallorca

4.000 Euro kostete zu Saisonbeginn die Dauerkarte im Restaurant. Für die Plätze direkt am Spielfeldrand werden 5.000 Euro aufgerufen. Eine VIP-Box für zwölf Personen gibt es für 50.000 Euro. Immerhin ist der Parkplatz dafür kostenlos. Die Tagestickets für die VIP-Zonen variieren je nach Gegner und Zone. Den Zutritt zum Premium Club gibt es an manchen Tagen für 100 Euro. Im Spitzenspiel am Spielfeldrand sitzen? Das kostete gegen Barça 700 Euro.

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