Fotovoltaik-Anlagen auf Mallorca: Langes Warten auf die Fördergelder

Wie groß der Stau ist und wie sich die Sonnenenergie auf der Insel entwickelt

Mehr als 13.000 Anträge auf Förderung von Fotovoltaik stecken derzeit fest. | FOTO: SARA LEDO

Mehr als 13.000 Anträge auf Förderung von Fotovoltaik stecken derzeit fest. | FOTO: SARA LEDO / SARA LEDO. MADRID| JOSE LUIS ROCA

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Der Antrag auf Förderung der Fotovoltaikanlage liegt schon etwas länger zurück. Seit anderthalb Jahren warte sie auf eine Antwort von der Landesregierung, berichtet eine Schweizer Residentin aus der Gemeinde Manacor. Der Eingang des Antrags vom Dezember 2021 sei bestätigt worden, seitdem aber nichts mehr passiert, so die 75-Jährige im Gespräch mit der MZ. Weil keine Antwort kam, habe die Installationsfirma schon mal mit der Montage der 22 Module der 10-Kilowatt-Anlage begonnen. Die Kosten beliefen sich auf rund 27.000 Euro. Seit Oktober 2022 habe sie nun ihren eigenen Strom, warte aber weiterhin auf rund 16.000 Euro Förderung.

Die Schweizerin ist mit diesem Problem nicht alleine. Im balearischen Energieministerium gebe es einen Stau von Tausenden Anträgen auf Förderung, so der neue Minister Alejandro Sáenz de San Pedro zum „Diario de Mallorca“. Viele der Anträge hätten die Sachbearbeiter bislang noch nicht einmal gesichtet, einige seien noch aus der Ausschreibung von 2021. Konkret stauten sich einerseits 12.020 Anträge, die noch nicht geprüft seien, andererseits 1.174 Anträge, bei denen die Auszahlung noch ausstehe. In den meisten Fällen hätten die Antragsteller die komplette Investitionssumme vorgestreckt. Angesichts einer Gesamtzahl von 19.266 Anträgen seit dem Jahr 2021 wurden bislang also nur knapp 38 Prozent erledigt.

Boom auf niedrigem Niveau

Die Zahl zeigt einerseits die bürokratische Überforderung, andererseits spiegelt sie wider, dass nach vielen Jahren des Stillstands ordentlich etwas in Bewegung gekommen ist. Die Zahl der Fotovoltaikanlagen zur Selbstversorgung auf den Balearen hat sich in der vergangenen Legislaturperiode auf mehr als 11.000 verzehnfacht, wie Energieminister Juan Pedro Yllanes gegenüber der MZ Bilanz zog. Es ist eine gewaltige Aufholjagd: Die Anlagen zur Selbstversorgung machen nun fast ein Drittel der installierten Solarenergie aus, die Gesamtleistung beträgt 311,2 Megawatt. Insbesondere die Zahl der Privathaushalte legte dabei massiv zu.

Und trotzdem ist noch viel Luft nach oben. Hinsichtlich der Energieerzeugung auf den Balearen erreichen die Erneuerbaren inzwischen im Schnitt sieben bis acht Prozent, zwischendurch aber auch Spitzenwerte von über 20 Prozent. Da ein Teil des Stroms per Unterseekabel vom Festland kommt, ist der Anteil der Erneuerbaren auf den Balearen gemessen am Stromverbrauch geringer als hinsichtlich der Erzeugung. Andererseits liefert das Festland wegen der höheren Zahl dortiger Solarparks und Wasserkraftanlagen einen nachhaltigeren Mix. Denn auch wenn das Kohlekraftwerk Es Murterar bei Alcúdia nur noch auf Sparflamme läuft, wird ein Großteil der Energie auf Mallorca durch Gas-Dampf-Kombikraftwerke erzeugt.

Wettbewerb um flache und große Grundstücke: Landwirte ziehen laut dem Verband Apaema gegenüber Solarparkprojekten immer häufiger den Kürzeren.  | FOTO: GOB

Wettbewerb um flache und große Grundstücke: Landwirte ziehen laut dem Verband Apaema gegenüber Solarparkprojekten immer häufiger den Kürzeren. | FOTO: GOB / Frank Feldmeier

Weitere Initiativen

Damit der Anteil grüner Energie ordentlich zulegt, müssen neben vielen kleinen Initiativen – alle größeren öffentlichen Parkplätze müssen mit Fotovoltaik-Paneelen überdacht werden – vor allem mehr Solarparks genehmigt werden. Doch gegen die Projekte auf dem Land gibt es massiven Widerstand von Landschaftsschützern, Bauern und den Gemeindeverwaltungen, sodass sich die Genehmigungsverfahren lange hinziehen, da Projekte nachgebessert werden müssen und nicht selten ganz und gar scheitern.

Die neue, konservative Landesregierung will die Solarenergie nun weiter vorantreiben, wie der Minister verspricht. Trotz der Stapel unbearbeiteter Anträge wolle man die Ausschreibungen für Fördergelder wie gehabt beibehalten und gleichzeitig versuchen, die Abläufe zu beschleunigen und zu vereinfachen. Das ist nicht zuletzt wichtig, um interessierte Privatleute nicht abzuschrecken. Die Hilfen seien ein wichtiges Argument bei der Entscheidung für die Sonnenenergie vor zwei Jahren gewesen, berichtet die Schweizerin aus Manacor, die sich nicht nur über das Ministerium ärgert. Weiterhin warte sie auf die nötige Genehmigung von Endesa, um eine Kompensation für die eingespeiste Energie zu bekommen. „Ich habe jetzt Strom im Überfluss.“

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