Deutsche Wirtschaftselite lässt sich auf Mallorca von Joseph Stiglitz beraten

Die PlattesGroup lädt gemeinsam mit Sabine Christiansen zur sechsten Ausgabe ihres Wirtschaftsforums Neu Denken. Stargast ist dieses Jahr ein Nobelpreisträger

Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph E  Stiglitz.

Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph E Stiglitz. / dpa

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Die Liste der Referenten ist lang: 47 hochrangige Vertreter aus der deutschen Politik und Wirtschaft treffen sich ab Donnerstag (1.6.) zu einer neuen Ausgabe des von der Journalistin Sabine Christiansen geleiteten Wirtschaftsforums „Neu denken“. Eingeladen hat sie unter anderen den Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, den Aufsichtsratvorsitzenden von Infineon Herbert Diess, der Deutsche-Bank-Vize Karl von Rohr, die österreichische Bundesministerin für EU und Verfassung, Karoline Edtstadtler, den Bundestags-Vize Wolfgang Kubicki (FDP) und den ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück (hier eine Liste der Referenten).

Hinzu kommen noch das autonome Flugtaxi Volocopter und der humanoide Roboter Pepper, der die Besucherinnen und Besucher am Eingang des Tagungsortes Castillo Hotel Son Vida begrüßen soll. Ein erster Hinweis darauf, dass es bei der auch verschiedentlich augenzwinkernd als „Klein-Davos“ bezeichneten Veranstaltung in diesem Jahr unter anderem um das Thema künstliche Intelligenz geht. Ausrichter des exklusiven Treffens, bei dem lediglich 150 Teilnehmer dabei sein können (Teilnahmegebühr: gut 2.500 Euro), ist die Steuerberatungskanzlei PlattesGroup mit Sitz in Palma. Mitinitiatoren sind zwei weitere Steuerkanzleien: Flick Gocke Schaumburg (Hamburg) und LeitnerLeitner (Wien).

Joseph Stiglitz kommt direkt vom G7-Gipfel

Willi Plattes, CEO der PlattesGroup, freut sich bei der inzwischen sechsten Ausgabe des Treffens besonders auf den Wirtschafts-Nobelpreisträger und ehemaligen Weltbank-Präsidenten Joseph Stiglitz. „Er kommt quasi direkt vom G7-Gipfel in Hiroshima“, berichtet Plattes der MZ. Von dort bringe er voraussichtlich unter anderem die Erkenntnis mit, dass die Wirtschaftskraft der G7-Staaten inzwischen nicht einmal mehr 50 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft ausmacht. „Der autokratisch regierte Teil der Welt hat den demokratischen Teil in Sachen Wirtschaftskraft überholt“, stellt Plattes fest. Joseph Stiglitz werde auf Mallorca dabei helfen, diese Entwicklung zu verstehen.

So dürfte beim Wirtschaftsforum viel über eine neue Weltordnung debattiert werden. Wobei dem Nahen Osten dabei eine Schlüsselrolle zukomme, wie Plattes findet. „Die Golfstaaten bezeichnen sich selbst schon als zukünftiges und neues Europa, und da kann viel Wahres dran sein.“ Es sei deutlich zu spüren, dass die Länder auf der arabischen Halbinsel eine neue Dynamik entwickelten, auch in politischer Hinsicht.

Ausrichter Willi Plattes (li.) hier mit Mitinitiator Reinhard Leitner bei der Ausgabe von 2022.  | FOTO: ZIMMERMANN

Ausrichter Willi Plattes (li.) hier mit Mitinitiator Reinhard Leitner bei der Ausgabe von 2022. / Zimmermann

Mallorca macht sich mit der Golfregion vertraut

Um sich davon ein Bild zu machen, sind auch Referenten aus der Golfregion geladen. Zum einen wird Abdulla Bin Touq Al Marri, der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, zu einem Interview zugeschaltet. Danach spricht Juma Al Matrooshi, der CEO der Dubai Silicon Oasis, über den Trend in der Start-up-Szene, Unternehmen in den Emiraten aufzubauen.

Beim Thema künstliche Intelligenz soll es unter anderem ein ChatGPT-Interview geben. Die Fragestellung lautet dabei allerdings: Kann Europa beim Hype um die künstliche Intelligenz mithalten? Mit dabei ist Jonas Andrulis, Gründer und CEO des deutschen KI-Mitbewerbers Aleph Alpha.

Peer Steinbrück muss Wolfgang Kubicki Paroli bieten

Ein weiteres Thema: die aktuelle Lage in Deutschland. „Wir haben kein Erkenntnisproblem“, so Plattes, „sondern ein Problem der Realitätsverweigerung.“ Konkret meine er damit die Herausforderungen demografischer Wandel, Fachkräftemangel oder auch die Kostenexplosion im Gesundheitssystem. Mit dabei in der größtenteils liberal-konservativen und wirtschaftsfreundlichen Referenten-Riege ist auch der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.

Und nicht zuletzt soll es beim Treffen auch um die spanische Politik gehen. Speziell die politischen Auswirkungen der Regional- und Kommunalwahlen werden eine Rolle spielen. „Gerade die Ankündigung der PP, dass die Vermögensteuer wegfallen und die Erbschaft- und Schenkungsteuer deutlich reduziert werden, dürfte für neues Interesse bei Investoren sorgen“, hofft der Steuerberater.

Start des Wirtschaftsforums ist am Donnerstag (1.6.) mit dem Eröffnungsabend ab 19 Uhr. Der Freitag und der Samstag stehen dann ganztägig im Zeichen der Debatten, die wie bisher auch nach der Chatham-House-Regel geführt werden. Sprich: Es darf zwar nach außen getragen werden, was in den Debatten gesagt wurde, aber nicht die Namen der Personen, die es gesagt haben. Das soll einen offenen, ehrlichen Austausch erleichtern.

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