Über 10.000 Menschen demonstrieren auf Mallorca gegen Massentourismus und Wohnungsnot

Zu der Großkundgebung am Samstagabend (25.5.) fanden sich Menschen von ganz Mallorca in Palma ein

Tausende Menschen demonstrieren auf Mallorca gegen Massentourismus und Wohnungsnot

Im Zentrum von Palma sind am Samstagabend (25.5.) Tausende Menschen zu einer Großdemonstration gegen den Massentourismus und die Wohnungsnot zusammengekommen. Um 19 Uhr startete die Kundgebung an der Plaça d'Espanya. Die Menschenmassen zogen bei ihrem Umzug über die Avenidas, die Rambla, den Carrer Riera bis zur Flaniermeile Passeig des Born auch die Blicke der Urlauber auf sich - zumal sich einige der Demonstranten mit bunten Hemden, Sandaletten und Sonnenhüten provokativ als Touristen verkleidet hatten. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer auf 10.000, die Veranstalter sprachen gar von 25.000 Menschen.

Initiator der Demonstration unter dem Motto "Mallorca no es ven" (Mallorca steht nicht zum Verkauf) war die Bürgerinitiative Banc de Temps de Sencelles. "Wir sind sehr zufrieden, dass so viele Menschen dem Aufruf gefolgt sind. Das war aber auch nötig", so eine der Organisatorinnen vor Ort zur MZ. Auch zahlreiche andere Gruppierungen nahmen an der Kundgebung teil, darunter die Umweltschutzgruppe GOB, die Gewerkschaften UGT und STEI, aber auch Bürgerbewegungen wie "Salvem Mallorca" oder "Stop Desahucios". Die Teilnehmer waren bunt gemischt - Familien mit Kindern und Jugendliche schlossen sich ebenso dem Demonstrationszug an wie ältere Menschen.

"Wo werden meine Kinder leben?"

Viele Demonstranten hatten selbstgebastelte Plakate dabei

Viele Demonstranten hatten selbstgebastelte Plakate dabei / Johannes Krayer

Immer wieder waren Rufe wie "Els meus fills a on viuran?" (Wo werden meine Kinder leben?) oder "Qui estima Mallorca no la destrueix" (Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht) zu hören. Viele Demonstranten hatten selbstgebastelte Banner und Spruchbänder mitgebracht. Die Parolen gingen von "Turismo sí, pero no así" (Tourismus ja, aber nicht so) über "Si nos niegan el techo nos niegan el futuro" (Wenn sie uns ein Dach über dem Kopf verweigern, verweigern sie uns die Zukunft) bis hin zu "Refugiades SÍ, turistes NO" (Flüchtlinge ja, Touristen nein).

In ironischem Bezug auf den deutschen Luxus-Immobilienmakler Matthias Kühn trug ein Demonstrant auch ein Schild mit der Aufschrift "Matthias Kühn me debe un piso" (Matthias Kühn schuldet mir eine Wohnung).

Trommelgruppen sorgten für gute Stimmung, zahlreiche Autofahrer, die am Menschenstrom vorbeifuhren, signalisierten hupend ihre Zustimmung. "Wir können es sehr gut nachvollziehen, dass die Leute hier genug haben, wir haben die drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen gesehen, das wäre uns auch zu viel", so ein Urlauber aus Nürnberg, der mit seiner Familie auf der Insel ist und das bunte Treiben als Außenstehender beobachtete. "Die Thematik ist interessant", fand derweil ein anderer Urlauber, Henrik Sigurdson, der aus Schweden kommt, aber am Bodensee lebt. "Dort ist die Nachfrage nach Ferienwohnungen auch enorm und die Preise steigen immer weiter."

"Unverschämte Preise"

"Ich bin hier, weil etwas gegen die Wohnungsnot auf Mallorca getan werden muss", berichtete Demonstrantin Alba Martínez. "Ich habe zwei Kinder, bin alleinstehend und bin kurz davor, aus meiner Mietwohnung geworfen zu werden. Aber die Preise für eine neue Bleibe sind unverschämt." Ähnlich ging es Rolan, einem anderen Teilnehmer der Demo. "Ich suche seit anderthalb Jahren eine Wohnung, kann mir aber keine leisten, obwohl ich arbeite." Die Ferienvermietung, aber auch der Zweithaus-Tourismus trügen dazu bei, die Immobilienpreise in die Höhe zu treiben.

"Unser Protest richtet sich nicht gegen den Tourismus an sich, sondern gegen die Folgen, gegen den Sauftourismus, gegen die Ignoranz vieler Urlauber, die sich überhaupt nicht wirklich für die Insel interessieren", sagte eine andere Teilnehmerin, Karen aus Valldemossa. "Und gegen die, die zwar eine Immobilie hier haben, mehrfach im Jahr kommen, aber nicht mal Spanisch sprechen."

In den vergangenen Wochen hatte es in Spanien mehrfach Demonstrationen gegen Massentourismus und seine Folgen wie Wohnungsnot, Ressourcenknappheit und Umweltbelastung gegeben. Vor allem die riesigen Demonstrationen auf den Kanaren sorgten international für Aufsehen.