Tourismus auf Mallorca: Ministerpräsidentin Prohens spricht erstmals davon, dass ein "Limit erreicht" ist

Es müsse ein Wandel in der Branche stattfinden, das Wirtschaftsmodell könne nicht verändert werden

Das Cap Formentor ist zwar in der Hochsaison für den Individualverkehr gesperrt, aber auch im Frühjahr und Herbst kommt es zu chaotischen Szenen (hier auf einem Archivbild).

Das Cap Formentor ist zwar in der Hochsaison für den Individualverkehr gesperrt, aber auch im Frühjahr und Herbst kommt es zu chaotischen Szenen (hier auf einem Archivbild). / Manu Mielniezuk

Redaktion DM

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Die Debatte um das Tourismusmodell auf Mallorca und den anderen Inseln ist in vollem Gange. Aktivisten sind bereits dabei, eine Großkundgebung gegen die Auswirkungen des Massentourismus vorzubereiten - und erstmals positioniert sich die konservative Ministerpräsidentin Marga Prohens (Volkspartei PP) eindeutig dafür, den Urlaubermassen Einhalt zu gebieten. Die 41-Jährige erklärte am Mittwoch (9.5.), dass das Tourismusmodell auf den Inseln "an eine Grenze gekommen" ist.

"Diese Regierung hat verstanden, dass man nicht weiter wachsen kann", sagte Prohens mit Blick auf die Tourismusbranche. Sie spreche nicht von einem kompletten Wechsel des Wirtschaftsmodells, "denn das Modell ist das, was es ist". Aber "ohne Zweifel" sei ein Limit erreicht.

Wandel dringend nötig

Mit einem Seitenhieb auf die vorherige Linksregierung erklärte Prohens, es müsse ein Wandel stattfinden, der acht Jahre zu spät komme. Die Vorgängerregierung hatte allerdings unter anderem ein Moratorium für neue Gästebetten verfügt, das die PP für falsch halte, wie Prohens noch im März erklärte, und das Verbot der Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern in bestimmten Gebieten durchgesetzt.

Wie der angesprochene Wandel in der Tourismusbranche, von der Prohens sprach, genau vonstattengehen soll, sei noch nicht klar und müsse Gegenstand von Gesprächen mit allen Beteiligten sein. Prohens wolle "Räume des Dialogs" schaffen, um den Umbau des Modells nicht überzustülpen.

Marga Prohens (2. v. li.) am Mittwoch (8.5.) in Palma.

Marga Prohens (2. v. li.) am Mittwoch (8.5.) in Palma. / DM

Obergrenze von Autos eine Möglichkeit

Ein Vorschlag, der momentan auf dem Tisch liegt, ist eine mögliche Beschränkung der Fahrzeuge in besonders überlaufenen Gebieten, etwa die Gegend um Sóller. Dort waren rund um den Brückentag am 1. Mai kilometerlange Staus registriert worden, die Anwohner der Gemeinde haben inzwischen vehement Abhilfe gegen die Überfüllung des Ortes gefordert.

Prohens wollte nicht ausschließen, bereits in diesem Sommer dahingehend Beschränkungen einzuführen. Allerdings sei der Inselrat für diese Entscheidungen zuständig, sagte sie. Die PP habe sich nie gegen Beschränkungen für den individualisierten Verkehr gewehrt.

Die Opposition kritisiert

Kritik an den Worten von Prohens kam von den oppositionellen Sozialisten. Prohens sage das Eine und ziehe dann das Gegenteil davon durch. "Während die Ministerpräsidentin vorgibt, angesichts der Touristenzahlen besorgt zu sein, verabschiedet sie gleichzeitig Maßnahmen, die mehr Spekulation mit dem Territorium erlauben und damit einen größeren Druck im Hinblick auf Bebauung und den damit verbundenen Tourismus befeuern", sagte der Sprecher der Sozialisten im Balearen-Parlament, Marc Pons. Er spielte damit unter anderem auf das neue Gesetz zur Bekämpfung der Wohnungsnot an, das nachträgliche Legalisierungen im ländlichen Raum möglich machen soll. /jk