Vom Sturmtief "Juliette", das zu Wochenbeginn auf Mallorca für Chaos gesorgt hat, sind auch die über die ganze Insel verteilten Auswanderer aus dem Vox-Format "Goodbye Deutschland" nicht verschont geblieben.

Steff Jerkel und Peggy Jerofke: Cala Ratjada

"Was hier gerade los ist, habe ich noch nie erlebt. Es ist heftiger, als ich erwartet habe. Fast jeder Laden hat etwas abbekommen. Eine ganze Reihe riesengroßer Bäume ist komplett entwurzelt worden", erzählt Auswanderer Steff Jerkel der MZ am Dienstag (28.2.). Auf einem Video, das er mitgeschickt hat, sieht man, wie der Auswanderer unter anderem durch die verwüstete Avinguda Cala Agulla fährt. Bäume liegen auf der Straße, Schilder stehen krumm da, es regnet stark und windet. "Wir haben hier einen neuen Laden, da komme ich gar nicht hin", so Jerkel, der dort, beim "Tiki Beach" im Hafen sowie in der Villa der Auswanderer in Cala Lliteres nach dem Rechten schauen wollte.

Verwüstung nach dem Sturm in Cala Ratjada.

Verwüstung nach dem Sturm in Cala Ratjada. Jerkel

In das Zimmer von Tochter Josephine sei durch den Sturm und heftigen Regen Wasser gekommen, erzählt er. "Ich wollte in der Nähe des Hauses eine Abdeckung anheben, doch ich bin direkt rückwärts gegen den Zaun geflogen", berichtet der gelernte Klempner. Auch der Strom in der Villa sei ausgefallen und das Dach wurde durch den Wind beschädigt. "Die Nacht war heftig. In meiner Wohnung im Ort war es nicht so schlimm, da der Wind aus Norden kam." In die Drei-Zimmer-Bleibe, die sich Jerkel nach der Trennung angemietet hat, holte der Auswanderer dann auch seine Ex-Partnerin Peggy Jerofke und die gemeinsame Tochter. "Oben am Haus war es einfach zu gefährlich." Tochter Josephine sei am Anfang noch recht entspannt gewesen. "Als sie allerdings mitbekam, was hier alles geschehen ist und wie viel kaputtgegangen ist, war ihr das dann doch nicht so ganz geheuer. Sie hat dann Angst bekommen und wollte unbedingt in Steffs Wohnung und nicht in unser Haus", erzählt Peggy Jerofke.

Während die Auswanderer zuvor noch einkauften, seien Teile des Dachs von der Schwimmhalle in der Nähe durch die Luft geflogen. "Eigentlich sollte man überhaupt nicht draußen herumfahren. Man kann sich nur in Sicherheit bringen und warten, bis alles vorbei ist", so Jerkel.

"Goodbye Deutschland"-Auswanderer Steff Jerkel zeigt Verwüstung durch Sturmtief "Juliette" in Cala Ratjada auf Mallorca

"Goodbye Deutschland"-Auswanderer Steff Jerkel zeigt Verwüstung durch Sturmtief "Juliette" in Cala Ratjada auf Mallorca MZ

Ruda Puda / Rodolfo Prevelato: Palma

Reingeregnet hat es indessen auch in das in Palma gelegene Atelier der Dragqueen Ruda Puda alias Rodolfo Prevelato: "Mallorca ist definitiv nicht für Regen und Kälte geeignet. "Seit zwei Tagen regnet es rein. Wasser sammelt sich in der Tür und da sie nicht dicht ist, läuft es in das Atelier", sagte der gebürtige Brasilianer der MZ am Dienstag (28.2.). In dem Atelier, in dem er sich schminkt und seine Kostüme näht, sei nicht nur der Boden kalt. Immer wieder komme kalte Luft und Wasser hinein. Wirklich aufhalten könne man sich in dem Raum nicht, da es sehr ungemütlich sei.

Bei Rodolfo Prevelato, besser bekannt als Ruda Puda, in Palma regnet es rein. Prevelato

Jenny "Delüx": Artà

Weitgehend verschont geblieben sind in Artà Jennifer, Achim und Leon Thiesen. "Als wir eingezogen sind letztes Jahr, hat es sehr gestürmt und dann auch bei uns reingeregnet. Wir haben einen Top-Vermieter, der daraufhin alles abgedichtet hat. Daher sind wir dieses Mal verschont geblieben." Am Montag (27.2.) hätten die Auswanderer noch beim Geschäft der Boutique-Betreiberin vorbeigeschaut. "Wir sind hier durch irgendwelche Flüsse gefahren, sozusagen", erzählt sie. Das wollte sie am Dienstag nicht wiederholen: "Da es sehr riskant war, haben wir gesagt, dass wir heute zu Hause bleiben", so die Auswanderin am Dienstag (28.2.).

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Caro und Andreas Robens: Badía Grande

Auch bei dem Bodybuilder-Paar Caro und Andreas Robens in Badía Grande ist nichts Großartiges passiert. "Wir sind mittlerweile gut vorbereitet und haben alles sturmfest verstaut. Wir hatten hier schon genug Schäden, auch weil unser Haus direkt am Meer an der Steilküste liegt", so Caro Robens zur MZ. Direkt hinter dem Haus gehe es über 100 Meter steil hinunter. Daher knalle der Wind voll gegen das Haus der Auswanderer. Nachdem jeden Winter die Terrassen-Möbel der Auswanderer durch die Luft geflogen und kaputtgegangen waren, hat das Paar sie dieses Jahr mit mehreren Spanngurten seitlich am Haus befestigt. "Den Gasgrill legen wir vor dem Sturm immer hin, die Poolliegen liegen zusammen gezurrt auf dem Rasen, wo es windgeschützter ist. Es sieht nicht wirklich schön aus, aber seitdem passiert nichts mehr."

Auch die Rollläden haben die Robens an Sturmtagen komplett geschlossen, damit keine Fensterscheiben zerbrechen und auch kein Regen unter den Türen durchkommt, "oder zumindest weniger", fügt Robens hinzu. "Unsere Tiere haben alle Stubenarrest. Unsere Pellet-Zentralheizung kommt leider an ihre Grenzen bei diesen Temperaturen und schafft nicht mehr als 18,5 Grad Zimmertemperatur", berichtet die Auswanderin weiter.

Steffi Mersch: Sa Coma

Zumindest einen umgekippten Baum in unmittelbarer Nähe hat auch Steffi Mersch hinter dem Grundstück ihres Mietshauses in Sa Coma gesehen. "Es war klar, dass er umfällt, weil er tot war. Als Bauarbeiter in den letzten Tagen kaputte Bäume entfernt haben, die hier rüber wachsen, haben sie diesen stehen lassen. Daher war es abzusehen", so die Auswanderin zur MZ.

Der Sturm hat einen toten Baum in der Nähe von Steffi Merschs Mietshaus umgeweht. Mersch

In dem Haus, in dem die Auswanderin mit ihrer Tochter Nayla wohnt, habe sie sowieso schon seit Wochen Schimmelprobleme. "Alles, was hier bei so einem Sturm noch so passiert, wundert mich nicht", so Mersch. Ein Stück Zaun sei umgekippt. Zudem habe der Sturm Merschs schweren Gasgrill über die Terrasse gefegt. "Auch eine Blume, die oben auf einer Mauer befestigt war, hat es komplett heruntergehauen." Bis auf eine kleine Gassi-Runde mit ihren Hunden seien die Auswanderer nicht draußen gewesen. "Bei so einem Wetter bleibt man lieber zu Hause."

Diese Gebiete waren besonders betroffen

Besonders von dem Sturmtief "Juliette" betroffen war neben der Serra de Tramuntana auch der Inselosten. Der Sturm dürfte inselweit Hunderte von Bäumen entwurzelt haben. In der Balearen-Hauptstadt Palma brach an einer Stelle wohl unter dem Druck der Wassermassen die Straßendecke des Innenstadtrings auf. Die Niederschläge mit Schnee und Regen hatten am Montagmorgen (27.2.) begonnen, am Nachmittag und Abend noch einmal zugenommen und auch am Dienstag angehalten. Höhere Lagen in der Serra de Tramuntana schneiten vollkommen zu, ab einer Höhe von 800 Metern über dem Meeresspiegel sammelten sich bis zu 1,40 Meter Schnee an. In Lluc waren rund 50 Menschen zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Auch anderswo auf der Insel schneite es dann am Dienstag kräftig. In vielen Orten fiel in der Folge der Strom aus. Die großen Niederschlagsmengen haben dazu geführt, dass an die 30 Sturzbäche zeitweise über die Ufer traten und Überschwemmungen verursachten.