Zwei Mal kam die Gurke rein. Unten, versteht sich. So lässt sich zusammenfassen, was sich am Donnerstagabend (28.4) im Bierkönig auf Mallorca abgespielt hat. Die Comedians Tommi Schmitt und Felix Lobrecht, die mit ihrem Podcast "Gemischtes Hack" erfolgreich sind, feierten unter ihrem Pseudonym "Die Sacknähte" ihr Ballermann-Debüt. Sie haben nur ihren einzigen Song "Unten kommt die Gurke rein" performt - für den Bierkönig reichte das.

"Habt ihr auch Weinschorle?"

Bereits Stunden vor dem kurzfristig für 21.45 Uhr angekündigten Auftritt treffen die ersten "Hackis" - so die Bezeichnung der Fangemeinde des Podcasts - im deutschen Tanztempel ein. Das Publikum an diesem Abend ist ein ungewohntes. Im Vergleich zu den Tagen zuvor sinkt der Altersdurchschnitt durch die junge Fangmeinde rapide. Die meisten Zuschauer sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Tim Toupet spielt auf der Bühne vorab den Anheizer. Ein DJ verweist des Öfteren, dass man ja gleich noch "Felix Lobrecht und Timmi Schmitt" begrüße. Bis der Timmi zum Tommi wurde dauert es noch ein Weilchen.

Das Publikum wird nervös, der Puls steigt. Kommen die Comedians nun wirklich? Er habe alle 182 Folgen des Podcasts gehört und fange jetzt nochmal mit den Folgen aus dem Jahr 2017 an, berichtet ein "Hacki". Sein Handy blinkt pausenlos. Freunde aus der Heimat wollten per Videoanruf in den Bierkönig zugeschaltet werden. An der Bar versteht die Kellnerin kein Wort mehr. "Habt ihr auch Weinschorle?", tippt eine junge Frau in ihr Handy. Das daraufhin zubereitete Getränk sieht sehr danach aus.

"Sie ham die Hosen voll"

Gegen 21.45 Uhr gehen schlagartig die Handys mit aktivierter Kamera in die Höhe. Es entsteht der Eindruck, als würden tatsächlich Leute aufschlagen, deren Bekanntheitsgrad nicht bloß von Bier- zu Schinkenstraße reicht. "Sie ham die Hosen voll, sie ham die Hosen voll", stimmt der DJ an. Nein haben sie nicht, sie sind da, auf einmal. "Die Sacknähte"- Tommi Schmitt und Felix Lobrecht, ohne Ikke Hüftgold wohl gemerkt.

"Seid ihr leise!" begrüßt Felix Lobrecht die Feiernden. Die haben wohl beim Filmen des Auftritts vergessen, Stimmung zu machen, was sich jedoch schlagartig ändert, als Tommi den entscheidenden Satz sagt: "Unten kommt die Gurke rein". Der Bierkönig bebt, alle können den Text, jeder feiert mit. Nach dem Song dann die Ernüchterung für die Fans "Wir werden nur für diesen einen Song bezahlt", sagt Felix süffisant.

Zwei Mal reicht dann auch

Aber sie geben sich einen Ruck und spielen direkt im Anschluss nochmal "Unten kommt die Gurke rein", woran sich das Publikum jedoch nicht stört. Die Feiernden geben alles, um die Sacknähte auf der Bühne zu halten. Wie wäre es denn mit einer weiteren Zugabe? Der DJ spielt "Dicke Titten Kartoffelsalat" von Ikke Hüftgold an. Die beiden Comedians winken ab und gehen von der Bühne. Zehn Minuten Spektakel sind schon wieder vorbei. Im Publikum nimmt ihnen das niemand übel.

Und das wars auch schon. Auf einer Bühne, auf der die Ballermann-Promis sonst von links nach rechts springen, die Hüllen fallen lassen, bis zum Äußersten gehen, um die Stimmung anzuheizen, stellen sich die beiden Podcaster doch recht emotionslos auf die Bühne, begeistern damit aber alle. Der Auftritt ist wie das Lied selbst als eine Satire auf die deutsche Urlauberhochburg zu verstehen.

Würde auch Ikke Hüftgold erscheinen?

Zur Vorgeschichte: Im November witzelten die beiden Podcaster in einer Folge über die stupide Bauweise von Schlager-Songs, die an der Playa de Palma rauf und runter gespielt werden. Sie reimten ein paar Zeilen vor sich hin, worauf sich Felix Lobrecht sicher war: "Das wäre sofort ein Malle-Hit". Ikke Hüftgold machte es sich zur Aufgabe, diese belanglosen Zeilen in ein musikalisches Stück zu überführen. "Es ist Satire. Das Partyvolk, mich eingeschlossen, wird als Voll-Assis abgestempelt. Die gibt es sicherlich. Aber an den Ballermann fährt auch die künftige Elite in Person von Studenten. Das Publikum ist bunt gemischt, vom Arzt über den Handwerker bis zum Fußballteam", sagte der Sänger im März im MZ-Interview.

Für Ikke Hüftgold kam es nicht zum Bierkönig-Comeback. Der Künstler galt früher als eines der Aushängeschilder des Lokals, word jedoch nach Skandalen 2017 rausgeworfen und blieb lange Zeit der Playa fern. Mit der Stürmer Arena hat Matthias Distel, wie der Mann eigentlich heißt, nun eine neue Heimat gefunden.

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