Bereits 2022 hatte Hermine Reisinger, die Betreiberin des Traditionslokals "Bei Hermine" in Peguera, bekannt gegeben, dass sie einen Nachfolger für ihr Lokal sucht. Die 65-jährige Österreicherin steht vor dem Renteneintritt. Zunächst aber feierte sie 2023 mit einer viertägigen Feier noch ihr 40-jähriges Inseljubiläum. Weil bisher noch kein ernsthafter Interessent gefunden wurde, stand Reisinger in der Saison 2023 weiterhin hinterm Tresen.

Letzte Saison?

Auch 2024 wird man die bekannte Österreicherin wieder in ihrem Lokal im Carrer Eucaliptus antreffen. Am 1. oder 7. März – sie sei aktuell noch unentschlossen – eröffne sie das Lokal nach der Winterpause wieder. Gleich am ersten Tag soll es Live-Musik geben. Zudem soll das Lokal dann täglich ab 19.30 Uhr bis open end wieder Stamm- und neue Gäste empfangen.

Seit dem 5. November hatte das Kultlokal geschlossen. "Mein Geburtstag ist am 7. November. Da möchte ich keine Verpflichtungen haben, sondern nur mit meiner Familie feiern", so Reisinger zur MZ. Die Winterpause nutze sie, um zu reisen und Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.

Die Winterpause nutzt Reisinger, um zu reisen.

Die Winterpause nutzt Reisinger, um zu reisen. Privat

"Ich war in Österreich, in Hamburg, über Weihnachten bei guten Freunden, über Silvester und insgesamt fast einen Monat lang bei der spanischen Familie. Auch in Marrakesch habe ich vier Tage verbracht und zudem in London einen guten Freund besucht.

Gartenarbeit und Keller ausmisten

Derzeit werkle die Lokalbetreiberin viel in ihrem Garten in Peguera, topfe etwa Blumen um. Auch in ihrem Lokal gebe es bis zur Wiedereröffnung nach der Winterpause noch einiges zu tun. Unter anderem den Keller müsse sie ausräumen. Dort habe sich allerhand angesammelt: Fliesenschneider, ein kompletter Vorbau eines Restaurants, alte Fahrräder, ein Heiß-Wasser-Boiler, Teller, Töpfe und und und. "Zu viel Zeug", kommentiert Reisinger nun. Sie überlegt, die "Altlasten" bei einem Second-Hand-Verkauf in ihrem Laden für wenig Geld an den Mann zu bringen.

Im "Bei Hermine" gibt es bis zur Wiedereröffnung für Hermine Reisinger noch einiges zu tun.

Im "Bei Hermine" gibt es bis zur Wiedereröffnung für Hermine Reisinger noch einiges zu tun. Privat

Auch eine Cocktailecke wolle sie in ihrem Lokal herrichten. Derzeit sei Peguera noch sehr eingeschlafen, fast alle Hotels seien noch zu. "Ich denke, der Saisonstart beginnt dann von jetzt auf gleich", mutmaßt Reisinger. Sie muss es wissen: Die Auswanderin lebt bereits seit mehreren Jahrzehnten in dem Deutsch geprägten Ort.

Noch kein Pächter gefunden

Aufhören, ohne dass ihr Lokal in guten Händen ist, kommt für Reisinger nicht infrage. "Es gibt zwei (unabhängige) männliche Interessenten, die in Deutschland allerdings noch in einem Arbeitsverhältnis stehen. Wenn sie ernsthaft interessiert sind, müssen sie aber auf die Insel kommen und vor Ort mit mir reden", sagt die 65-Jährige, die das "Bei Hermine" daher erst einmal selbst weiter betreibt. "Mir macht mein Job nach wie vor große Freude. Zudem bin ich körperlich und geistig noch fit. Wenn ich vier Monate Urlaub habe, reicht mir das vollkommen."

Nutzt die vier Monate Winterpause, um in Urlauben Energie zu tanken: Hermine Reisinger. Privat

Im Gespräch mit der Langzeitresidentin merkt man dennoch, dass sie bezüglich der Aufgabe ihres Lokals zwiegespalten ist. "Wenn ich es mir nur vorstelle, weiß ich: Das 'Bei Hermine' würde mir sehr fehlen", so Reisinger. "Wenn sich im Laufe des Jahres niemand findet, gebe ich die Suche eines Nachfolgers für das Lokal in die Hände eines Immobilienbüros."

Zuversichtlich in die neue Saison

Sie sei zuversichtlich, dass die diesjährige Saison mindestens genauso gut wird wie die von 2023. Viele Stammgäste hätten wie in den Vorjahren schon Tische reserviert. Auch personaltechnisch sei die 65-Jährige mittlerweile versorgt.

Reisinger freut sich auf die neue Saison.

Reisinger freut sich auf die neue Saison. Privat

2024 ist für Reisinger die 41. Saison auf Mallorca, und die 27. an ihrem jetzigen Standort im Carrer Eucaliptus. Hermine Reisinger gelangte im Herbst 1983 nach Mallorca. „Ich bin von Österreich erst nach Deutschland und habe dort viereinhalb Jahre lang in einem Tennis-Restaurant bei Heidelberg gearbeitet. Die Eigentümer haben eine Tennisanlage in Peguera gebaut", erzählte sie der MZ. "Ich wollte die Gastro dort machen, doch am Ende hat es jemand aus deren Familie übernommen." Mit ihrem damaligen Partner zog sie daraufhin nach Jordanien, bevor sie bei einem Österreich-Urlaub der Anruf erreichte, ob sie nicht doch nach Mallorca kommen wolle. Nach einem Kurzbesuch auf der Insel packte sie in Österreich all ihre Sachen und zog nach Peguera.

Hermine Reisinger (1. von links) und José Saavedra (3. von links) mit ein paar Freunden im "Bei Hermine". Reisinger

Peguera war fortan nicht nur ihr Arbeitsort. Sie wurde dort auch sesshaft und war schon schnell nicht mehr von dort wegzubekommen – vor allem nicht, seit sie im März 1991 im Carrer de les Malgrats ein Lokal pachtete. Darin eröffnete sie das erste "Bei Hermine". 1997 zog die Kneipe dann in ein neues, von ihr erworbenes Lokal im Carrer Eucaliptus um.

Dass Hermine nach fast vier Jahrzehnten immer noch auf der Insel ist, ist auch ihrem langjährigen Partner José Saavedra zu verdanken. Schon seit 38 Jahren gehen der Andalusier und sie gemeinsam durchs Leben.

Im "Bei Hermine" den Beginn der Saison 2024 feiern

Carrer Eucaliptus, 12, Peguera, ab 1. oder 7. März täglich ab 19.30 Uhr, IG: bar_beihermine, FB: Bar "bei Hermine" – Paguera