Langsam leert sich der Himmel über Mallorca. Über die Herbst- und Wintermonate schränken alle Airlines ihr Angebot ein, manche setzen ihre Flüge sogar ganz aus. Wer also auf der Insel wohnt und in Deutschland Familie besuchen will oder aber hier oder dort Urlaub machen möchte, muss flexibel bleiben. Die Preise gehen saisonbedingt zunächst etwas runter, ziehen dann aber an und liegen über denen von vor dem Sommer. Das zeigt eine MZ-Analyse der derzeitigen Angebote.

Ein Flug mit Eurowings von Palma nach Berlin im November kostete Ende vergangener Woche beispielsweise an den meisten Tagen zwischen 100 und 130 Euro. Allerdings gab es zum einen Ausreißer nach oben, wie zu Beginn des Monats wegen der Herbstferien (339,99 Euro am 6. November), zum anderen auch weiterhin einzelne Tage mit Schnäppchen-Flügen (39,99 Euro am 17. November). Der Rückflug von Berlin nach Palma war im Schnitt billiger und kostete im November zwischen 50 und 90 Euro. Beim direkten Konkurrenten Ryanair waren die Schwankungen und Preise, wenn auch auf niedrigerem Niveau, ganz ähnlich. Rund um Weihnachten ziehen die Preise im Dezember jedoch wieder an.

Trend zeigt weiter nach oben

Die Preise der Mallorca-Flüge sind dabei keine Ausnahme. Laut einer kürzlich veröffentlichten Auswertung des Vergleichsportals Check24 liegen die Flugpreise zwischen Spanien und Deutschland diese Weihnachten im Schnitt 32 Prozent über denen von vor dem Ausbruch der Coronapandemie. Im Schnitt zahle man über die Feiertage für den Hin- und Rückflug nach Spanien 400 Euro, nach 384 Euro im vergangenen Jahr und 303 Euro zur Jahreswende 2019/2020.

Und der Trend zeigt weiter nach oben. Luftfahrtexperte Cord Schellenberg rechnet gegenüber der MZ damit, dass die Flugpreise noch stärker anziehen werden. Die Airlines müssten die gestiegenen Kerosin-Preise, aber auch steigende Personalkosten und Flughafengebühren an die Passagiere weitergeben. Und dabei natürlich auch ihren eigenen Gewinn im Auge behalten. „Die Airlines finden es natürlich schön, wenn die Preise steigen“, sagt Cord Schellenberg.

Billigflieger auf dem Rückzug

Hinzu kommt, dass sich die Billigfluggesellschaften mit Verweis auf die hohen Flughafengebühren teilweise aus Deutschland zurückziehen. Ryanair hat sich ganz aus Frankfurt am Main verabschiedet, und Easyjet reduziert die Anzahl von in Berlin stationierten Fliegern von 18 auf elf. Laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft bieten die Low-Cost-Airlines in Deutschland mittlerweile ein Drittel weniger Flüge als noch vor der Pandemie an.

Die Verknappung des Angebots trägt zu den höheren Preisen bei. Ausnahmen bestätigen die Regel oder sind wohl eher der Abteilung Marketing zuzuordnen. So wirbt Ryanair für den Flughafen Nürnberg derzeit mit dem „größten Flugplan aller Zeiten“. Mallorca-Flüge von und nach Nürnberg kosten an vielen Tagen im Dezember nur je 16,99 Euro. Ohne Koffer, versteht sich – mit Gepäck sind es 40,99 Euro. Generell geht aber auch Ryanair von steigenden Preisen aus: Deutschland-Chef Andreas Gruber rechnet Presseberichten zufolge damit, dass der durchschnittliche Preis für ein Ryanair-Flug in den kommenden „fünf Jahren“ von 40 auf 50 Euro steigen werde.

Wie verhalten sich die Kunden bei steigenden Preisen?

Stellt sich die Frage, wie die Kunden auf die Preissteigerungen reagieren. „Diesen Sommer sind höhere Preise durchweg akzeptiert worden“, hat Cord Schellenberg beobachtet. Ob das vor dem Hintergrund von Inflation und Energiekrise im Winter so bleibe, werde sich erst noch herausstellen müssen. „Wir wissen nicht, wie sich die nächsten Monate entwickeln“, konstatiert der Experte.

Berufsbedingten Optimismus legt man beim Reiseveranstalter Tui an den Tag. Deutschland-Geschäftsführer Stefan Baumert sagte beim Mallorca-Besuch am Dienstag (18.10.), er hoffe darauf, dass die Spitze bei den Preisen erreicht sei. „Die längerfristigen Prognosen gehen eher wieder von sinkenden Preisen aus“, sagte er in einem Gespräch mit der MZ.

Ferienflieger pausieren ganz

Vorsichtshalber sind die Flugpläne schon einmal stark ausgedünnt. Das gilt für die Ferienflieger, die allerdings schon seit Jahren im Winter pausieren. Tui Fly setzt im Dezember und Januar die eigenen Flüge fast vollständig aus. Allenfalls als Vollcharter für Kreuzfahrtschiffe lassen sich die hellblauen Flieger in dieser Zeit auf Mallorca blicken.

Ab Februar stehen dann wieder Direktflüge von Düsseldorf, Hannover, Frankfurt, und Stuttgart aus an. Mitbewerber Condor setzt seine Flüge ebenfalls von Mitte November bis Mitte Februar aus. Von da an stehen dann wieder Düsseldorf, Hamburg, München, Leipzig, Frankfurt und Stuttgart auf dem Programm. Je nach Flughafen an bis zu fünf Tagen pro Woche.

Die größten Anbieter bleiben über den Winter Ryanair mit zwölf deutschen Flughäfen und Eurowings mit 17. Der Lufthansa-Ableger setzt mit durchschnittlich 15 Mallorca-Verbindungen pro Woche in den Wintermonaten wie gehabt vor allem auf Düsseldorf, gefolgt von Köln mit etwa zehn Flügen pro Woche. Auch Ryanair fliegt täglich nach Köln, außerdem täglich nach Frankfurt Hahn.

Ab und an Dresden und Leipzig

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Zwischen November und März werden es aber auch bei diesen beiden Anbietern wesentlich weniger Verbindungen. Bei Ryanair fallen Dresden und Düsseldorf weg. Eurowings fliegt Dresden und Leipzig den Winter über zwar weiter mit Direktflügen an, aber nur noch gelegentlich. Somit ist der Osten Deutschlands deutlich schlechter angebunden als der Westen. Es gibt nur eine Stadt, die dort regelmäßig von Eurowings, Ryanair und Easyjet angeflogen wird: Berlin.

Schellenberg zufolge rechnen die Fluglinien in diesem Winter vor allem mit spontanen Buchungen. Wegen der politisch und wirtschaftlich unsicheren Lage traue sich nicht jeder, einen Urlaub zu planen. Im letzten Moment entschieden sich dann aber doch viele für eine Reise, zumal wenn sie ins vertraute und nahe Mallorca führt. „Die Menschen werden sicherlich weiterhin Urlaub machen, aber sich viel kurzfristiger als früher dafür entscheiden“, tippt der Experte.