Mallorca Zeitung

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Neuer Mallorca-Flieger Marabu: Pleiten und Pannen am laufenden Band

Seit noch nicht einmal drei Monaten steuert die Condor-Tochter Marabu von Deutschland aus Ferienziele an. Das geht immer wieder schief, wie auch ein neuer haarsträubender Fall zeigt

Marabu kämpft noch mit einigen Startschwierigkeiten. Marabu Airlines

Der Start des Urlaubsfliegers Marabu Airlines in den Sommer hätte kaum verunglückter sein können. Seit die Fluglinie im April die ersten Verbindungen zwischen Deutschland und klassischen Badezielen wie Mallorca, Ibiza, aber auch den Kanaren bedient, gibt es eine Meldung nach der anderen über ausgefallene Flüge, schwache Kommunikationspolitik und andere Pannen.

Die MZ liegt etwa ein Erfahrungsbericht eines deutschen Urlaubers aus dem Allgäu vor, der mit Marabu von München auf die Kanaren geflogen war. Der 58-Jährige sitzt seit einem Unfall vor 41 Jahren im Rollstuhl. Am 6. Juni sollte er mit Marabu Airlines von der Kanareninsel La Palma aus nach München fliegen.

Zunächst waren die Wetterverhältnisse schuld

Aufgrund der Wetterverhältnisse konnte der Flug nicht stattfinden, laut Patrick Steiner (Name geändert) „verständlich“. Weniger verständlich war, dass die Passagiere vier Stunden lang keinerlei Information über die Annullierung des Fluges bekamen.

Die Fluggäste kamen am nächsten Tag wieder an den Flughafen, das Wetter war besser, der Flugbetrieb war wieder aufgenommen. Erneut gab es aber keine Informationen. Nachmittags startete eine Marabu-Maschine dann von Teneriffa aus, die Passagiere dachten, dass sie nach La Palma käme, um sie mit an Bord zu nehmen. Doch Fehlanzeige, der Flieger nahm direkten Kurs auf München.

Flug wurde am dritten Tag ersatzlos gestrichen

Tags darauf sollte Marabu für den Flug angeblich eine Maschine chartern, die dann aber auch nicht zur Verfügung stand. Die Fluggäste wurden erneut mehrere Stunden hingehalten, bis erneut klar war, dass es auch an diesem Tag keinen Flug geben würde. „Schlussendlich wurde dieser Flug ersatzlos gestrichen, und den Gästen wurde weder eine Unterkunft angeboten noch war eine Umbuchung auf das nächste planmäßig anfliegende Flugzeug dieser Gesellschaft möglich“, schreibt Steiner. Viele Gäste hätten nun versucht, über andere Möglichkeiten mit mehreren Zwischenstopps nach Deutschland zu kommen. Für Steiner war das keine Option, da er als Querschnittsgelähmter nicht so viele Stunden am Tag sitzen darf.

Der Allgäuer konnte erst am 13. Juni, also eine Woche später als geplant, die Heimreise antreten.

Airline will sich "sehr kulant zeigen"

Ein Reklamationsversuch von Steiner bei Marabu wurde lediglich mit einer generischen Mail-Antwort abgetan, von Hilfestellung keine Spur. Als die MZ sich einschaltet, soll es dann schneller gehen. Eine Sprecherin der Airline erklärte am Montag (19.6.), Marabu werde Steiner noch am selben Tag anrufen und sich „sehr kulant zeigen“. Was das genau bedeutet, wollte die Sprecherin nicht sagen. Es habe sich um eine „sehr unschöne Geschichte“ gehandelt.

Mit derartigen Geschichten kennt man sich bei Marabu allerdings inzwischen aus – nach nicht einmal drei Monaten Firmengeschichte. Laut Statistiken des Fluggast-Entschädigers Compensation2Go ist die Quote an Zwischenfällen auf Marabu-Flügen 20 Mal höher als bei Eurowings und 29 Mal höher als bei der ebenfalls zum Investor Attestor gehörenden Airline Condor.

Jeder zehnte Flug mit mehr als drei Stunden Verspätung

Wie die „Bild“-Zeitung schreibt, räumt Marabu selbst ein, dass jeder zehnte Flug mehr als drei Stunden verspätet war. Bis Mitte Juni war von Hamburg jeder 43. Flug abgesagt worden, ab München gar jeder 36. Flug.

Am Dienstag erklärte ein Unternehmenssprecher dann, die Airline habe eine „Task Force ins Leben gerufen“, die die „proaktive Kommunikation an die Gäste per SMS und E-Mail überarbeitet“. Auch wolle man mehr Flugkapazitäten zur Verfügung stellen. „Wir sind zuversichtlich, unsere Startschwierigkeiten bald überwunden zu haben“, heißt es abschließend in dem Statement.

Frühere Fälle

Die MZ hat bereits mehrfach über stundenlange Verspätungen oder plötzliche Stornierungen bei Marabu berichtet. So wurde am 1. Juni eine Verbindung von Palma nach München ohne Vorankündigung annulliert. Im Laufe des Vormittags sei kein Mitarbeiter der Airline bei den wartenden Passagieren vorbeigekommen, beklagte sich ein Leser der MZ.

Eine andere Passagierin berichtet der MZ, dass sie mit Marabu von Palma nach München wollte. Der geplante Abflug von 21.20 Uhr wurde um Stunden verschoben und dann abgesagt. Die Leserin bekam dank „unschöner Diskussion“ gegen 0 Uhr eine Bordkarte für einen Flug nach Nürnberg. Die Hälfte der Fluggäste habe gar nicht mitfliegen können.

Marabu hat ihren Sitz in Estland und besitzt lediglich einen Airbus A320 Neo. Die anderen Maschinen werden gechartert, meist bei den ebenfalls baltischen Fluglinien Heston Airlines und Nordica.

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