So gut ist es um die Gesundheitsversorgung auf Mallorca bestellt

Teilzeit-Residenten reisten früher für den Arztbesuch oft in die Heimat zurück. Das ist schon lange nicht mehr nötig. Mallorca verfügt über eine sehr gute medizinische Versorgung – und das nicht nur in den privaten Arztzentren und Kliniken

Modernste Behandlungsapparate gibt es auf der Insel viele, hier ein Computertomograf an der Clínica Rotger in Palma.

Modernste Behandlungsapparate gibt es auf der Insel viele, hier ein Computertomograf an der Clínica Rotger in Palma. / CLÍNICA ROTGER

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Wie steht es um die Gesundheitsversorgung auf Mallorca? Gibt es genügend gute Ärzte, sind die Krankenhäuser auf dem neuesten Stand, oder sollte ich vielleicht für eine Behandlung bei einem Spezialisten doch lieber nach Deutschland fliegen? Diese Fragen stellen sich viele Residenten auf der Insel spätestens, wenn sie ein fortgeschrittenes Alter erreichen.

Doch nach Ansicht von deutschen Experten aus der Branche auf der Insel gibt es überhaupt keinen Anlass zur Besorgnis. Das Gesundheitswesen auf Mallorca sei sehr gut aufgestellt, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Laut Patric García, Unfallchirurg an der Palma Clinic und der Universitätsklinik in Münster, sei es inzwischen sogar häufig so, dass Patienten, die eine Immobilie auf der Insel haben, für spezielle Behandlungen eigens aus Deutschland nach Mallorca einfliegen.

„Die Zeit, in der viele ihre Mallorca-Aufenthalte um die Arzttermine herum legen mussten, ist zum Glück vorbei“, sagt García, der dieser Tage in Münster wieder mit den Schwierigkeiten des deutschen Gesundheitswesens konfrontiert wird. Am Tag des Telefonats mit der MZ war einmal mehr ein Streik für den nächsten Tag angekündigt, der Personalmangel sei ohnehin gravierend.

Zu Zeiten der Pandemie im Gesundheitszentrum von Porto Cristo.   | FOTO: NELE BENDGENS

Zu Zeiten der Pandemie im Gesundheitszentrum von Porto Cristo. / NELE BENDGENS

Deutsche Ärztezentren

Deutsche, Österreicher oder Schweizer, die sich in ihrer Muttersprache behandeln lassen wollen, finden auf Mallorca schon seit Längerem vielfältige Möglichkeiten. „Die Qualität der deutschen Ärzte auf der Insel ist heute sehr gut“, versichert der geschäftsführende Gesellschafter der Deutschen Facharzt Zentren (DFZ) in Peguera, Santa Ponça und Palmanova, Per Baar. Und das gelte für alle deutschen Praxen und Ärztezentren auf der Insel. „Wir stehen ohnehin eher mit den Ärzten in Deutschland im Wettbewerb als mit denen auf der Insel“, sagt Baar. Sowohl im DFZ als auch etwa in der Palma Clinic oder der Clínica Picasso gebe es eine neue Generation von Medizinern. „Das sind einige junge Spezialisten, die teilweise Zusatzqualifikationen aufweisen, die sie zu Spitzenkräften im europaweiten Vergleich machen.“

Die Abdeckung mit den deutschen Spezialisten ist erwartungsgemäß vor allem in Palma und dem Südwesten gut ausgebaut, in anderen Teilen der Insel gibt es teilweise keine oder nur wenige Ansprechpartner auf Deutsch. Das könne sich aber in Zukunft ändern.

Erstattung funktioniert fast immer

Um die Kosten müssten sich die ausländischen Patienten in den meisten Fällen keine Gedanken machen. Als Nicht-Resident könne man beispielsweise in Deutschland jede Rechnung aus dem Ausland bei der Krankenkasse einreichen. „Akute Behandlungen werden ohnehin immer komplett übernommen, aber auch bei nicht-akuten Arztbesuchen wird meist ein großer Teil oder auch alles erstattet“, sagt Per Baar. Vor allem Privatpatienten hätten hier nahezu grenzenlose Freiheiten. „Sie können auch mit einem Rezept für Physiotherapie auf die Insel kommen.“

Das liege auch daran, dass die Ausbildungen für Ärzte in Spanien und Deutschland auf einem ähnlichen Niveau lägen. Die Facharztausbildung in Deutschland beispielsweise wird in Spanien anerkannt – und andersherum ebenfalls.

Auch Residenten auf der Insel mit privater Zusatzversicherung können die meisten der deutschen Ärzte aufsuchen. Baar und García wollen aus dem Potenzial der deutschen Ärztezentren noch mehr machen und eine Art Gesundheitstourismus auf der Insel etablieren. „Es gibt ja nicht nur eine neue Generation von Ärzten, sondern auch eine neue Generation von Patienten, die ihre Firmen etwa auch von der Insel aus leiten können und dann ihre Arzttermine hier wahrnehmen können“, sagt Baar.

Zum Hausarzt geht es in die Gesundheitszentren.  | FOTO: BENDGENS

Das Landeskrankenhaus Son Espases von oben. / DM

Spanische Privatkliniken

Residenten, die sich lieber bei einheimischen Ärzten privat behandeln lassen möchten, können sich auch bedenkenlos an die spanischen Privatkliniken wenden. Zwei große Gruppen teilen sich den Markt weitgehend auf: Juaneda (Clínica Juaneda, Policlínica Miramar und Hospital General de Muro u.a.) und Quirónsalud (Clínica Rotger, Clínica Palmaplanas u. a.). Auch dort sind immer mehr deutsche Ärzte tätig oder solche, die zumindest gut Deutsch sprechen.

Auch die spanischen Privatkliniken bieten eine erstklassige Versorgung an, wie Per Baar und Patric García neidlos anerkennen. „Die medizinische Qualität und das Serviceangebot der großen spanischen Gruppen sind über jeden Zweifel erhaben, die machen einen sehr guten Job“, sagt Baar.

Patric García ergänzt: „Die Privatkliniken auf der Insel haben auf jeden Fall deutschen Standard.“ Der Unfallchirurg arbeitet sehr viel mit den verschiedenen Krankenhäusern zusammen und kann nach eigenen Angaben „alles abdecken, was ich brauche“.

Moderne Apparate

Modernste Technologie erleichtert die Behandlungen. „In der Klinik Palmaplanas gibt es etwa ein 3-Tesla-MRT“, sagt García. Und in der Clínica Juaneda setzt Psychiaterin Carla D’Angelis mit der Elektrokonvulsionstherapie und der Ketamin-Inhalation zwei neuartige Behandlungsmethoden gegen therapieresistente Depression ein.

Was die Wartezeiten angeht, sei man auf der Insel ohnehin viel besser dran als in Deutschland. „Dort warten momentan selbst Privatpatienten teilweise monatelang auf einen Termin“, sagt Per Baar. Auf Mallorca, so Patric García, habe er bereits Termine für bestimmte Untersuchungen noch in derselben Woche bekommen.

Nicht nur die technische Ausstattung der Privatkliniken sei bestens, auch das Arztpersonal lasse so gut wie keine Wünsche offen. „Da gibt es sehr gute Leute, die häufig auch im öffentlichen Gesundheitssystem arbeiten“, sagt García. Ein Beispiel dafür sei Manuel Tomás, der am Universitätskrankenhaus von Son Espases die HNO-Abteilung verantwortet. Er ist darüber hinaus auch in einer Privatklinik im Einsatz, sodass die Patienten auch dort von einer „weltweiten Koryphäe auf seinem Gebiet behandelt werden“, wie García hinweist.

Das Landeskrankenhaus Son Espases von oben.  | FOTO: DM

Zum Hausarzt geht es in die Gesundheitszentren. / Nele Bendgens

Das öffentliche System

Angesichts solcher erfahrenen Ärzte und dank einer guten technischen Ausstattung ist man auf Mallorca auch im öffentlichen System gut aufgehoben. Dort krankt es zwar wie in Deutschland an der Personalsituation, die Wartezeiten können durchaus mehrere Monate betragen. „Aber wenn es wirklich um lebensgefährliche Erkrankungen wie etwa einen Tumor geht, ist das öffentliche System in Spanien sehr gut. Dann geht es ganz schnell“, erklärt García. Das Landeskrankenhaus Son Espases sei „hervorragend aufgestellt“, bestätigt Baar. Auch die anderen öffentlichen Krankenhäuser Son Llàtzer, Inca und Manacor leisteten sehr gute Arbeit.

Die medizinische Grundversorgung funktioniert dabei auf Mallorca anders als das deutsche Hausarzt-System. Wer bei der Seguridad Social versichert ist, bekommt einen Hausarzt in einem Gesundheitszentrum in der Nähe seines Wohnorts zugeteilt. Von dort wird man dann, wenn nötig, an die Spezialisten überwiesen. „Durch das strengere System der Gesundheitszentren kommt es in Spanien nicht so leicht zu einer Ausnutzung wie in Deutschland“, lobt Patric García.

Auch die Gesundheitszentren machten ihre Sache im Allgemeinen sehr gut. Allerdings ist das öffentliche System sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Gesundheitszentren mitunter stark belastet. Patienten mit leichteren Beschwerden fallen dort mitunter durchs Raster und warten sehr lange auf einen Termin.

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