In der Großgemeinde Calvià im Südwesten von Mallorca haben es Familien zunehmend schwerer, eine bezahlbare Mietwohnung zu finden. Nie habe sie große Probleme gehabt, eine Bleibe zu finden, berichtet etwa die Saisonarbeiterin Olaya aus Granada gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca", "aber dieses Jahr sind die Mieten ein Wahnsinn". Man habe von ihr zwischen 600 und 700 Euro für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in Magaluf oder in Palmanova verlangt, so die 51-Jährige. Letztendlich habe sie 2.000 Euro auf den Tisch legen müssen, um eine unmöblierte Ein-Zimmer-Wohnung für 650 Euro im Monat, die Kaution und die Vermittlungsgebühr der Agentur zu bezahlen. Nun werde sie sich zusätzlich zu ihrem Beruf als Zimmermädchen einen weiteren Job suchen müssen, um über die Runden zu kommen, so Olaya.

In einem anderen Fall müssen interessierte Mieter ein Jahr Mietzahlung im voraus zahlen. Verlangt werden in der Facebook-Anzeige 750 Euro pro Monat für eine reformierte Ein-Zimmer-Wohnung.

Zwar gab es schon immer teure Flecken im Mietmarkt der Großgemeinde, speziell in Portals Nous, Illetes, Cala Fornells oder El Toro. Zu erklären ist das mit der Nähe zur Balearen-Hauptstadt Palma, zahlungskräftigen Ausländern, der guten Infrastruktur, der Nähe zur Küste sowie auch der Ferienvermietung. Doch zumindest in Santa Ponça, Magaluf oder Palmanova fanden sich bislang bezahlbare Preise für Mieter ohne große Einkommen. Jetzt ist es laut der Recherche des "Diario de Mallorca" normal, dass für ein Zimmer mindestens 500 Euro verlangt werden, wobei die Nebenkosten in diesem Preis nicht inbegriffen seien.

Im vergangenen Februar gab das Immobilienportal Fotocasa den durchschnittlichen Preis pro Quadratmeter für eine Mietwohnung in der Gemeinde mit 16,24 Euro an. Nur wenige Kommunen in ganz Spanien liegen darüber, so etwa Barcelona mit 17,18 Euro pro Quadratmeter oder das Nobelviertel Salamanca in Madrid mit 18 Euro pro Quadratmeter.

"Wir werden woanders suchen müssen", berichtet etwa Heidy gegenüber dem "Diario de Mallorca". Sie und ihre Familie suchten bereits seit zwei Monaten, ohne Erfolg. Die Preise für gewöhnliche Apartments in Santa Ponça, die sie besichtigten, bewegten sich zwischen 900 und 1.300 Euro. Das könne eine Arbeiterfamilie nicht stemmen. Nun müsse der Sohn wohl die Schule wechseln.

In der Nachbargemeinde Andratx ist die Situation allerdings auch nicht viel besser. So berichtet Tourismusangestellter Antonio in einem Forum des Anwohnerverbands auf Facebook: "Diejenigen von uns, die eine Mietwohnung suchen, brauchen ein Dach über dem Kopf. Die meisten von uns verdienen 1.000 Euro im Monat und verfügen nicht über mindestens 3.000 Euro, um sich eine Wohnung leisten zu können. Ich verstehe, dass der Vermieter eine Rendite für seine Immobilie erzielen möchte, aber glauben sie bei diesen Preisen, dass sie jeden Monat bezahlt werden? Wäre es nicht besser, den Preis ein wenig zu senken und die Miete jeden Monat zu kassieren? Ich verstehe, dass es Leute gibt, die Vandalismus betreiben, nicht bezahlen usw., aber nicht alle sind so. Ich habe ein Jahr lang nach einer Bleibe gesucht, in der ich wohnen kann, weil man natürlich nicht auf der Straße wohnen kann. Ich bitte um eine vernünftige Miete, zwischen 600 und 700 Euro". Ende des Monats müsse er seine jetzige Wohnung aufgeben, und er habe nichts Bezahlbares in Aussicht

Die hohe Nachfrage nach günstigerem Wohnraum zeigt auch die Warteliste für Sozialwohnungen bei der Landesregierung. Das zuständige Amt (Ibavi) verzeichnet 808 Bewerber für 20 Apartments, die derzeit in Magaluf gebaut werden.

Saisonarbeiterin Olaya will sich angesichts der Wohnungssituation genau überlegen, ob sie kommendes Jahr wieder nach Mallorca kommen will. "So kann man nicht leben. Wenn sich da nichts ändert, werden auf Mallorca Arbeitskräfte fehlen."

Auch andere Gemeinden auf Mallorca sind von der Wohnungsnot betroffen. Die MZ berichtete zuletzt von einem deutschen Rentner in Cala Ratjada, der am Mietmarkt verzweifelt. /ff