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40 Prozent aller Immobilienkäufe auf Mallorca tätigen Ausländer - das bereitet zunehmend Sorgen

Immer mehr Stimmen fordern, die Möglichkeit von Beschränkungen zumindest zu prüfen. Die MZ dokumentiert in diesen und weiteren Beiträgen die Debatte

40 Prozent aller Immobilienkäufe auf Mallorca tätigen Ausländer - das bereitet zunehmend SorgenNele Bendgens

Kaufen Ausländer den Einheimischen auf Mallorca die Immobilien weg? Diese Debatte nimmt auf Mallorca immer weiter an Fahrt auf. Die Corona-Pandemiehat nicht dazu geführt, dass das Interesse ausländischer Käufer an Wohnungen und Häusern auf der Insel nachgelassen hat – eher im Gegenteil.

Die Nachfrage der Ausländer an Immobilien auf den Inseln war selbst in der zweiten Hälfte des Lockdown-Jahres 2020 hoch. Im vergangenen Jahr gab es dann gar einen Zuwachs von 59 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch 2022 geht es so weiter. Nach Angaben des Präsidenten des Verbands Internationaler Immobilienmakler ABINI, Hans Lenz, sind die Verkäufe im Januar und Februar dieses Jahres um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen. Knapp 40 Prozent aller auf den Balearen verkauften Immobilien gehen an Ausländer. Eine Rolle spielt dabei mittlerweile auch die Inflation; in Immobilien zu investieren ist damit noch einmal attraktiver geworden.

Auch abseits der begehrten Lagen

Inzwischen kaufen sich die ausländischen Firmen und Privatleute auch in Stadtviertel oder Dörfer ein, die bislang abseits des Fokus von Investoren lagen und in denen Einheimische bisher noch bezahlbare Wohnungen fanden. Die Sorge darüber wächst, nicht nur unter denjenigen, die unter den Folgen der rasant steigenden Preise zu leiden haben (siehe Kasten). Immer häufiger wird in Meinungsbeiträgen und Analysen in den mallorquinischen Medien offen darüber nachgedacht, ob es nicht an der Zeit wäre, gegenzusteuern.

Die Immobilien-Preise steigen weiter

Nach Angaben des Statistik-Instituts INE wurden die Immobilien auf den Inseln im Jahr 2021 um 9,6 Prozent teurer – landesweiter Rekord. Auch in diesem Jahr geht es in ähnlichem Tempo weiter: Nach Angaben der Immobilienschätzungsgesellschaft Tinsa sind die Preise im ersten Quartal 2022 um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Balearen-Bürger benötigen im Schnitt 16,8 Jahre ihres kompletten Gehalts für einen Immobilienkauf.

Nachdenkliche Stimmen kommen sogar aus der Immobilienbranche selbst. Sowohl Natalia Bueno, Präsidentin der heimischen Makler-Kammer API, als auch die damalige Dekanin der balearischen Architektenkammer, Marta Vall-Llosera, haben sich Ende 2021 dafür ausgesprochen, diese „Debatte“ über die Immobilienkäufe der Ausländer zu führen (Vall-Lloseras Nachfolger hält das Thema hingegen für überbewertet).

Explizit eine Beschränkung forderte Anfang März im Balearen-Parlament der Abgeordnete der Linkspartei Més per Menorca, Josep Castells. Das Thema an sich wurde für dringlich erachtet. Castells erreichte, dass sich die Regierungskoalition unter der sozialistischen Ministerpräsidentin Francina Armengol darauf einließ, eine Arbeitsgruppe zu genehmigen, die die Möglichkeit solcher Beschränkungen prüfen soll. Ein Jahr lang hat diese offenbar noch gar nicht konstituierte Expertengruppe Zeit, um herauszufinden, welche rechtlichen Hürden bestehen.

Mit EU-Recht nicht vereinbar

Ob diese Restriktionen in absehbarer Zeit kommen, ist zweifelhaft. „Eine Beschränkung der Immobilienverkäufe an Ausländer ist nicht mit EU-Recht vereinbar“, unterstreicht Immobilienunternehmer Hans Lenz. Verwiesen wird auch darauf, dass diese Verkäufe hohe Steuereinnahmen für den öffentlichen Haushalt bedeuten.

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Die Vertreter der Immobilien- und Bauwirtschaft, wie auch der deutsche Makler Lutz Minkner sehen die Politik anders in der Verantwortung. Sie müsse die Voraussetzungen dafür schaffen, dass neuer Wohnraum geschaffen wird, damit sich auch Normalverdiener auf Mallorca wieder eine Wohnung leisten können. „Das Problem ist doch, dass wir kein Angebot für die Residenten haben. Zurzeit wird fast ausschließlich für Nicht-Residenten gebaut“, sagt Bartolomé Mayol, Vizepräsident der Bauträger-Vereinigung Proinba.

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